Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

Wichtig für eine genauere Betrachtung der Methode „Feste und Feiern“ ist zunächst eine Unterscheidung der beiden Formen. Auch wenn die beiden Begriffe synonym verwendet werden, so verbinden wir mit dem Begriff „Fest“ eher eine ungezwungene, fröhliche und bunte Angelegenheit wie etwa das Sommerfest oder Spielfest. Unter einer „Feier“ verstehen wir oft eher eine nach Protokoll verlaufende oder einem Anlass entsprechende Veranstaltung wie etwa die Abiturfeier oder Weihnachtsfeier. Wenn allerdings alltagssprachlich gesagt wird, dass man die Feste feiern soll, wie sie fallen, zeigt dies wie verschwommen im Sprachgebrauch die Begriffe oft benutzt werden. Versuchen wir einmal in einer Art Brainstorming einige Aspekte für Feste und Feiern zu sammeln, wobei subjektiv unterschiedliche Zuordnungen hierbei auftreten dürften:


Feste:

  • mehr Raum für Spontaneität und Improvisation
  • erfreuliche Anlässe – Freude und Ausgelassenheit dominieren
  • Geselligkeit und gemütliches Beieinandersein
  • Enger Bezug zum Spiel
  • Möglichkeiten zu Diversität, Multikulturalität und Pluralität
  • Unberechenbarkeit des Erfolgs
  • Freude entspringt eher der Spontaneität
  • feierliche Momente sind denkbar
  • eher offener zeitlicher Rahmen

 

Feiern:

  • meist programmatische Festlegung und Rollenverteilung
  • auch ernste, würdevolle Anlässe
  • festgelegte Form, geordnetes Miteinander
  • eher rituell
  • stark festgelegte soziale Struktur
  • bei guter Planung wenig störanfällig
  • Stimmung kann „programmiert“ werden
  • eher geschlossener zeitlicher Rahmen

Doch solche Definitionen bringen uns im Grunde nicht viel weiter, wenn wir Feste und Feiern organisieren wollen. Außer bei Überraschungsfeiern kommt es vielmehr im pädagogischen Bereich darauf an, dass Feste und Feiern kulturell und kommunikativ sinnvoll eingebunden sind. Im Blick auf Schule und Unterricht oder Jugend- und Freizeitgruppen müssen sie von der jeweiligen Schule (Lehrer und Schüler) selbst erarbeitet und gelebt werden.

Bei dieser Gestaltung sollten folgende Aspekte z.B. reflektiert werden:

  • Schüler, die Feste und Feiern als Chance erleben sollen, um ihre eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche zu artikulieren, müssen an deren Gestaltung, Durchführung und Reflexion aktiv beteiligt sein und möglichst selbstständig wirken, um eine Identifikation mit dem jeweiligen Anlass zu ermöglichen.
  • Eine schrittweise vorangehende Verselbstständigung aller Aufgaben, die mit einer Feier oder Fest verbunden sind, sieht bereits der Jena-Plan (vgl. Petersen1996) vor. So sollen die Lerner langsam in die Selbstständigkeit geführt werden:
  • Die vom Lehrer gebotene Feier: Lehrer – plant und organisiert, Schüler – schmücken aus und umrahmen
  • Die vom Lehrer geleitete Feier : Lehrer – plant und organisiert, regt Darbietungen und dergleichen an, Schüler – wirken durch Darbietungen und dergleichen mit
  • Die vom Lehrer durchformte Feier : Lehrer – beschränkt sich weitgehend auf Beraterrolle, Schüler – planen und organisieren selbstständig
  • Die von Schülern geplante Feier : Lehrer – in Zuschauerrolle, Schüler – komplette Planung, Organisation und Durchführung
  • Fest- und Feieranlässe müssen immer primär den Interessen und Wünschen der Schüler entgegenkommen und nicht etwa den Bedürfnissen der Erwachsenenwelt entliehen sein. Dabei geht es im Kern um den Aufbau einer eigenen Feierkultur, die sich nicht nur als Abbild der außerschulischen Anlässe und Bedeutungen fasst, sondern als Chance, um Berührungspunkte zwischen inneren und äußeren Anlässen zu finden.
  • Feste und Feiern um ihrer selbst willen, aus bloßer Routine und Langeweile, als Ablenkung und reine Unterhaltung sollten im organisierten pädagogischen Leben nicht angestrebt werden.

Im Sinne der Jenaplanschulen werden Feste und Feiern über das bisher Gesagte hinaus zu einem festen Bestandteil der Unterrichtsplanung. Ein „Feierkulturkalender“ könnte dann so aussehen (vgl.Schmidt1999):

 

Klasseninterne Feste/Feiern

Klassenübergreifende Feste/Feiern

Tägliche Feste/Feiern oder Kurzfeiern

Morgenkreis, Tagesrückblick, Geburtstage…

Morgenversammlung, …

Im Wochenplan

Wochenbeginn bzw. -ende, …

Wochenbeginn bzw. -ende

Im Jahreskreis

Kirchliche/Weltliche Feiern, unterrichtsorientierte Feiern, …

Kirchliche/Weltliche Feiern

Monatsfeste

 

Versammlungen

Im Schuljahr

Schulbeginn, Jahresabschluss, pädagogische Rückschau, Klassenfeste

Schulbeginn, Einschulungsfest, Jahres-Abschluss, Schulfest, Schulentlassung

Besondere Anlässe

Projektabschluss

 

„Andere Kulturen“

Kritisch gegenüber einem solchen reinen Feierkalender ist anzumerken, dass hier eine ergebnisbezogene Feierhaltung weniger zu erkennen ist. „After work parties“ zeigen jedoch manchmal, dass es auch sehr schön sein kann, wenn konkrete Ergebnisse einer Gemeinschaft organisiert oder spontan gefeiert werden. Insoweit sollte in der heutigen Didaktik gegenüber den älteren Ansätzen immer auch kritisch geprüft werden, ob und wie die konkrete Arbeit von Lernern sich sinnvoll und gewollt mit Feiern und Festen verbinden lässt.

Wenn gefeiert wird, dann sind auch folgende Punkte immer wieder zu bedenken:

  • Ebenso wichtig wie die Beteiligung möglichst aller Schüler (nicht nur der Könner) ist auch die qualitative Anpassung. Es ist wichtig, dass sich die Schüler in dem Festangebot wieder finden und nicht der Perfektionismus des Lehrers.
  • Ebenso wie eine Absprache mit den Schülern getroffen wird, ist es auch notwendig eine kollegiumsinterne Absprache über klassenübergreifende und eventuell schul­übergreifende Feiern/Feste zu treffen. Dabei muss reflektiert werden, welches die angemessene Feier für einen gegebenen Anlass sein könnte.