Nachhaltige Schülerfirmen |
Nachhaltige Schülerfirmen orientieren sich an einem Wirtschaften in ökologischer, gesellschaftlicher und sozialer Verantwortung. Wenn in der Schule gelernt werden soll, im Sinne der Nachhaltigkeit im Einklang mit der Natur zu leben und zu wirtschaften, allen Gruppen in der Gesellschaft heute und in Zukunft gleiche Entwicklungschancen zu eröffnen, Armut aus der Welt zu bannen und allen Völkern dieser Welt gleiche wirtschaftliche Bedingungen zu schaffen und zudem noch beim Individuum soziale Handlungskompetenz im Sinne der Schlüsselqualifikationen zu entwickeln, dann muss sich Schule grundsätzlich verändern. Das gilt sowohl für die Inhalte als auch für die Methoden. Siehe zu einer Begründung von nachhaltigen Schülerfirmen den Artikel von Rolf Dasecke.
Nachhaltige Schülerfirmen im Kontext der „Einen Welt“
Wenn Schule Kenntnisse zur Umweltproblematik und zum Problem der Benachteiligung von Menschen in den Staaten der südlichen Hemisphäre vermitteln will und Wege aufzeigen möchte, was wir hier in Deutschland tun können, um bei der Lösung der globalen Probleme mitzuwirken, dann müssen sich die Schülerinnen und Schüler mit den Strukturen und Denkweisen unserer Wirtschaft auseinandersetzen. Denn unsere Wirtschaftsweise mit ihrem explosionsartigen Wachstum hat sowohl die globalen Umweltprobleme als auch die Ungerechtigkeiten in der Weltwirtschaft hervorgerufen.
Solche Kenntnisse lassen sich aber nur schwer theoretisch vermitteln. „Learning by doing” ist hier angesagt. Im BLK-Programm 21 „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ testet das Umweltzentrum Hollen im Lks Oldenburg zusammen mit Partnerschulen in der Region die Umsetzung der Idee von SchülerInnenfirmen. An den Schulen werden Firmen gegründet, die Produkte an den realen lokalen Märkten anbieten. Unter realitätsnahen Bedingungen lernen die Schüler/innen Handlungs- und Denkweisen der Wirtschaft kennen – und werden dann angehalten, diese in ihren umwelt- und entwicklungspolitischen Reichweiten zu reflektieren. SchülerInnenfirmen sind natürlich zuerst pädagogische Einrichtungen.
Informationen zu den Schülerfirmen gibt es unter http://www.nasch21.de/start/start.html
Merkblatt zur Firmengründung mit externen Trägern als PDF.
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Kurzbeschreibung
von: Rolf Dasecke, Niedersächsischer Set-Koordinator Schülerfirmen im BLK-Programm „21“ Bildung für eine nachhaltige Entwicklung und Mitarbeiter im Projekt „Schülerfirmen im Kontext einer Bildung für Nachhaltigkeit“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
- Schülerfirmen bieten auf dem realen Markt Produkte und/oder Dienstleistungen an. Dazu ist eine angemessene Organisation der betrieblichen Abläufe notwendig. Das Ziel der Firma ist aber nicht zuallererst Gewinn zu machen, sondern sie soll es Schülerinnen und Schülern ermöglichen, erste wirtschaftliche Erfahrungen zu sammeln und in einem wirklichkeitsnahen Umfeld wirtschaftliches Handeln und Denken zu lernen.
- Nachhaltige Schülerfirmen wollen nicht nur wirtschaftlich erfolgreich sein. Sie wollen dabei auch ökologische und soziale Ziele verfolgen. Produkt, Produktion und Betrieb sollen so gestaltet sein, dass die Natur möglichst wenig belastet wird, die Schülerinnen und Schüler persönlich in ihren sozialen Kompetenzen gestärkt werden, das Miteinander üben können und dabei auch gesellschaftliche Probleme wie z. B. das gemeinsame Wirtschaften in der Einen Welt erfahren. Vernetztes Denken im Nachhaltigkeitsdreieck Wirtschaft, Umwelt und Soziales soll erlernt werden.
- Nachhaltige Schülerfirmen sind zuerst eine pädagogische Veranstaltung. Oberstes Ziel ist nicht der maximale Gewinn, sondern das Sammeln von Erfahrungen durch praktisches Handeln und das Erwerben von Kenntnissen. Deshalb sollten solche Firmen auch fest und dauerhaft im Schulkonzept und im Stundenplan der Schule verankert sein. Selbstständiges Handeln der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Firma stärkt die Persönlichkeit, sorgt für Motivation und verändert das Verhältnis zwischen LehrerInnen und SchülerInnen. Um Kompetenz in die Schule zu holen und um den SchülerInnen neue Erfahrungshorizonte zu erschließen sollten die Schülerfirmen so viel Kontakt wie möglich mit möglichst branchengleichen Unternehmen vor Ort pflegen. Als günstig hat sich ein festes Partnerschaftsverhältnis mit einer Firma erwiesen.
- Um wirtschaftlich erfolgreich sein zu können, müssen nachhaltige Schülerfirmen in der Gründungsphase eine erfolgversprechende Produktidee und Unternehmens- leitlinie entwickeln, Marktchancen erkunden, die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen abklären, einen Finanzplan erstellen und das Ganze am besten in einem Businessplan zusammenfassen.
- Danach muss der Firma dauerhaft eine Organisationsstruktur gegeben werden, der Personalbedarf ist zu ermitteln und zu decken, die Abläufe im Betrieb von der Beschaffung bis zum Absatz sind zu strukturieren, die Buchführung muss organisiert werden usw. All das, was in einem realen Betrieb anfällt, muss auch in einer Schülerfirma im Kleinen erledigt werden und bietet so vielfältige Möglichkeiten, wirtschaftliches Grundwissen zu vermitteln.
- Im Sinne der Nachhaltigkeit ökologisch zu wirtschaften heißt für Schülerfirmen, sich bei allen Entscheidungen zu überlegen, wie man Materialien und Energie einsparen kann, wie man verstärkt auf nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien setzt, wie beim Produkt und der Produktion Schadstoffe eingespart werden können und wie Abfälle zu vermeiden oder ansonsten ordnungsgemäß zu beseitigen sind. Auch sollten die Produktionsbedingungen berücksichtigt werden (z.B. wurden die Vorprodukte durch Kinderarbeit produziert? Achten die Firmen auf Umwelt- und Arbeitsschutz? Wer ist Nutznießer des Wertschöpfungsprozesses (im Sinne des Eine-Welt-Gedankens)? usw.) Um dies abzusichern bemühen sich Schülerfirmen im Rahmen eines Nachhaltigkeitsaudits um einen permanenten Verbesserungsprozess.
- Sozial verantwortlich zu wirtschaften heißt für nachhaltige Schülerfirmen, dauerhaft die Perspektiven der Einen Welt, der Gleichstellung der Geschlechter und der in der Firma vertretenen Nationalitäten im Auge zu behalten sowie andere gesellschaftliche Probleme zu bearbeiten. Diese Schülerfirmen bieten den Schülerinnen und Schülern praktische Möglichkeiten, ihre persönlichen Kompetenzen wie z.B. Team- und Entscheidungsfähigkeit zu entwickeln. Sie lernen, miteinander vernünftig zu reden, Konflikte zu lösen und sich an Werten (Nachhaltigkeitsidee) zu orientieren. Nicht zuletzt lernen sie, selbständig zu lernen und zu handeln.
Dieses Dokument als PDF anzeigen und ausdrucken.
Wer eingehendere Informationen zum Thema „Nachhaltige Schülerfirmen“ benötigt, der kann diese auf der Homepage mit der Adresse http://www.nasch21.de/start/start.html des Umweltzentrums Hollen erhalten. Dort werden nachhaltige Schülerfirmen im Spannungsfeld von Wirtschaft, Umwelt und Soziales näher erläutert und Arbeitsmaterialien zur Organisation von Schülerfirmen angeboten.
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