Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

3. Theoretische und praktische Begründung

>> 3.1. theoretische Begründung
>> 3.2. prakttische Begründung


3.1. Theoretische Begründung

Die Technik des Clusterings wurde vor dem Hintergrund der Hemisphärentheorie entwickelt, die auf die amerikanischen Neurologen Roger Sperry und Robert Ornstein zurückzuführen ist. Heute ist die Hemisphärentheorie aber äußerst umstritten und findet in der Lernforschung nur bedingt  Beachtung. Nach der Hemisphärentheorie ist unser Großhirn in zwei Hemisphären untergliedert. Der linken Hemisphäre kommt die Aufgabe des begrifflichen Denkens zu. Sie verarbeitet Informa­tionen nacheinander und denkt logisch und final. Außerdem speichert die linke Hemisphäre Vorgänge, die regelmäßig ablaufen und sorgt dafür, dass alltägliche Handlungen (wie z. B. Essen, Waschen usw.) nicht immer wieder neu gelernt werden müssen.
Die  rechte Hemisphäre kümmert sich um das bildliche Denken. Sie verarbeitet Informationen gleich­zeitig und ist analog. Die rechte Hemisphäre verhindert einen Schematismus in unseren Handlungen, indem sie dazu beiträgt, die Grenzen des Gewohnten zu durchbrechen. Hier setzt das Clustering an, da es als Technik die rechte Hemisphäre mit in den Schreibprozess einbezieht, indem Ideen und Erinnerungen assoziativ freier Lauf gelassen wird, ohne durch die Forderung einer logischen Reihenfolge eingeschränkt zu sein. Folglich ermöglicht das Clustering die Koordination und das produktive Zusammenwirken der beiden Hirnhemisphären.
L. von Werder, der sich mit dem Hemisphärenmodell beschäftigte, deutet dies so: „Das Kind lebt weitgehend mit der rechten Gehirnhälfte (dem Unbewussten). Erst durch die Sozialisation baut sich die Macht der linken Gehirnhälfte auf (das Bewusstsein), die alle Spontaneität im Denken durch das Zensieren der Gefühle unterbindet. Das Clusterverfahren setzt freie Assoziationen gegen sterile Systematik, Bild gegen Begriff, Originalität gegen Konvention, Ganzheit gegen Detail und kindliche Originalität gegen erwachsene Routine.“ (Vgl. v. Werder 1986)
Für das Clustering mag die Herleitung aus der Hirnforschung als interessant erscheinen, aber sie ist kaum für Lehrende und Lernende notwendig und ergiebig. In der Lernforschung ist auch unabhängig einer Zuordnung von Gehirnhälften länger schon klar, dass unterschiedliche kognitive und emotionale Schemata mit- und gegeneinander wirken. Für eine naturalistische Ableitung von Lernerfahrungen aus Gehirnhälften gibt es bisher eher spekulative Belege, die sich nicht eindeutig rekonstruieren lassen. Eine energetische Reaktion im Gehirn erklärt ja noch keine Lernfunktion, sie hilft auch nicht, konkrete Lehr- und Lernmethoden zu entwickeln, sondern liefert zunächst nur Hinweise auf Hirnregionen und deren Aktivität. Je nach Beobachterstandpunkt zeigte sich in den letzten Jahrzehnten dabei immer wieder, dass eindeutige Lokalisierungen schwierig sind. Abgeleitete Funktionen sind noch problematischer. Deshalb sollten Techniken wie das Clustering in ihrem Lehr- und Lernerfolg weniger aus dem Gesichtspunkt der Hirnforschung, sondern des praktischen Lernerfolges betrachtet werden. Und hier erscheint das Clustering  erfolgreich und sinnvoll, weil  es an Erfahrungen von Lernern anschließen kann. Die gebildeten Cluster helfen Sachverhalte oder Ereignisse kognitiv zu strukturieren und besser zu behalten.



3.2. Praktische Begründung

Die praktische Begründung des Clusterings liegt insbesondere in einem bisherigen Ziel seiner Anwendung: Es wird sehr oft dazu eingesetzt, um vor Schreibübungen, z. B. vor Aufsätzen, Schreibblockaden zu durch­brechen. Freies Assoziieren fördert die Motivation der Schüler/Lerner,  eigene Schreibanlässe zu finden. Das Cluster mobilisiert z.B. die kindlichen Sprachmuster und ist im Bereich des Erzählens schon im Grundschulalter anwendbar.