Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

7. Praxiserfahrungen

Die Methode der Partnerarbeit ist vielseitig einsetzbar. Da sie in allen Unterrichtsfächern anwendbar ist, wird Partneraktivität recht häufig im Unterricht eingesetzt. Erfahrungen zeigen, dass Partnerarbeit nicht nur die Motivation der Schülerinnen und Schüler steigert, sondern auch die Interaktion der Lerner untereinander erhöht. Bei der Zusammensetzung der Paare sollten jedoch einige Dinge bedacht werden. Grundsätzlich ist es von Vorteil die Lerner heterogen (nach Leistung, Geschlecht, Vorwissen usw.) bewusst zu kombinieren und die Kriterien hierfür stets mit den Lernern zu thematisieren. Immer müssen die Ergebnisse von beiden Partner präsentiert werden, um das Verfahren zu bestärken. Wenn die Lerner wissen, so zeigen Praxiserfahrungen, dass sie präsentieren müssen, dann ziehen sie sich nicht im Arbeitsprozess zurück. Die Lehrenden müssen konsequent erbrachte Leistungen und Ergebnisse positiv bestärken, nicht erbrachte Ergebnisse hingegen nachfordern und sie dürfen nicht nachgeben, die Ergebnisse einzufordern. Durch Präsenz in der Erarbeitungsphase sollten sie rechtzeitig erkennen, wo es zu Problemen kommt und diese schon hier unterbinden.
Ein weiteres wichtiges Kriterium zum Gelingen von Partnerarbeit sind die Räumlichkeiten, die zur Verfügung stehen, denn viel Platz ist besonders bei größeren Klassen von Vorteil und gewährleistet ein ungestörtes Kommunizieren der Partner, ohne andere Paare dadurch zu behindern. Eine gute Schularchitektur zeichnet sich dadurch aus, dass sie differenzierte Lernlandschaften auch mit Rückzugsmöglichkeiten bietet.
Immer ist es bei der Durchführung von Partnerarbeit wichtig, den Schülerinnen und Schülern das Gefühl zu geben, aktiv an der Lösung der Aufgabe beteiligt gewesen zu sein. Jeder Schüler muss die Möglichkeit bekommen, sich mit seinen Stärken einzubringen. Dies führt direkt zu einem häufig genannten Nachteil der Partnerarbeit: das Vorsagen. Nicht selten ist es der Fall, dass die stärkeren Schüler/innen die Lösungen vorsagen anstatt den Schwächeren bei der Findung der Lösung zu helfen. Dieses Phänomen kann auch bei Gruppenarbeit auftreten und ist auch nicht durch geschickte Zusammenstellung der Paare komplett zu beseitigen. Im Gegenteil, die Partnerarbeit darf eben nicht als individualisierte Lernform aufgefasst werden, sondern sie muss zwischen den Partnern didaktisch entwickelt werden, d.h. sie benötigt klare didaktische Regeln, wie die Partner miteinander umgehen. Zu solchen Regeln gehört, dass immer beide Seiten sich artikulieren, das Lösungen immer von beiden Seiten besprochen und in eigenen Worten wiedergegeben werden, dass sie erst nach der Suche von Alternativen gemeinsam fixiert werden. Unter diesen Voraussetzungen verwandelt sich der leistungsstärkere Lerner in einen Lehrer, der bewusst dem anderen hilft und dabei zugleich Rücksicht auf seine Selbstständigkeit nimmt. Es ist klar, dass dies nur funktioniert, wenn die Lehrenden hierfür selbst ein Vorbild abgeben!
Ein weiterer, erfahrungsgemäßer Nachteil der Partnerarbeit ist der Lautstärkepegel. Kann z.B. Team A sich nicht gut verstehen, weil Team B zu laut redet, sprechen die Partner automatisch lauter miteinander. Dadurch kann nun Team C sich nicht mehr verstehen und erhöht gleichfalls die Lautstärke – es kommt zum sogenannten Kaffeehauseffekt. Jedes Team redet immer lauter, in der Absicht sich besser verstehen zu können, so dass sich die Lautstärke immer weiter erhöht. Doch dieser Effekt tritt, wie der Name schon sagt, schließlich auch im normalen Leben auf, was eher zu einem  positiven Faktor der Partnerarbeit führt: der hohe Realitätsbezug. Denn wie häufig gibt es Situationen in denen zwei Menschen miteinander kommunizieren und Probleme bewältigen? Die Antwort: ständig! Ob beim Telefonat, der Kundenberatung, dem Bezahlen an der Kasse, dem Nachhilfeunterricht – all dies sind Situationen in denen zwei Menschen miteinander arbeiten oder interagieren. Möchte man im Unterricht nun also ein Telefongespräch wiedergeben oder aber einen Dialog aufführen, so zwingt sich die Methode der Partneraktivität geradezu auf. Doch auch in experimentelleren Unterrichtsfächern kann Partnerarbeit Erfahrungsberichten zu Folge sehr nützlich sein. Ein weiterer besonders bei Experimenten zum Tragen kommender Vorteil von Partnerarbeit ist der geringere Materialverbrauch. Erfahrungsgemäß sind Schulen gerade mit Bunsenbrennern, Mikroskopen, Sägen oder ähnlichem eher spärlich ausgestattet, so dass die Halbierung des benötigten Materials durch Zweierteams praktisch und auch kostengünstig sein kann. Allerdings soll dies kein Grund sein, immer weiter an den falschen Stellen zu sparen, sondern er ist eher aus der Not einer Unterausstattung geboren. Partnerarbeit kann jedoch hier sinnvoll sein, wenn die beobachteraufgaben gewechselt werden: einmal Akteur, dann Beobachter, dann Wechsel, dann gemeinsame Bearbeitung des Experiments. Sollte der Lärmpegel stören, was immer auch erfragt werden sollte, dann wäre es wichtig, gemeinsam nach Regeln der Lautstärkevermeidung zu suchen und diese auszuprobieren.
Auch aus Schülersicht weist Partnerarbeit im Unterricht eine hohe Attraktivität auf. So berichteten Schüler/innen immer wieder davon, dass es mehr Spaß mache in Zweierteams zu arbeiten, da man hier häufiger zu Wort komme und bei Uneinigkeit auch ein Kompromiss erzielt werden könne. Auch der Aspekt des gegenseitigen Helfens beziehungsweise Erklärens (falls einer der Partner etwas nicht versteht) wird immer wieder lobend erwähnt. Die Hemmungen eine Frage zu stellen seien geringer als bei Gruppenarbeit oder anderen Unterrichtsmethoden, da man sich hier nur vor einer Person „blamiere“ und nicht gleich vor einer ganzen Gruppe. Zudem laufe die Partnerarbeit in der Regel harmonischer ab, da hier maximal zwei konträre Meinungen aufeinandertreffen und die Partner aufeinander angewiesen sind und weniger miteinander streiten. Auch der Aspekt der Abhängigkeit kann so als positiver Effekt der Partnerarbeit anerkannt werden, da bei zwei Personen schließlich auch beide arbeiten müssen, damit die Aufgabe erfolgreich bewältigt werden kann.
Wenn die Partnerarbeit hingegen in einer Klasse als negativ erlebt wird, dann ist dies ein wesentlicher Indikator für ein gestörtes Sozialklima und negative Erfahrungen mit der Herausbildung von Sozialkompetenzen. Lehrende solcher Klassen stehen hier vor der Herausforderung, das Beziehungsklima zu verbessern und das Lernziel Sozial­kompetenz umfassend in Angriff zu nehmen. Die Einführung von Partnerarbeit vor Gruppenprozessen wäre dann ein erster wichtiger Schritt.
Zusammenfassend zeigen die Erfahrungen in der Praxis, dass jedwede Form von Partnerarbeit im Unterricht sowohl aus Schüler- als auch aus Lehrerperspektive  positive Effekte für das Lernen insgesamt hervorbringen kann und vielseitig einsetzbar ist.