3.
Theoretische und praktische Begründung
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3.1. theoretische Begründung
>> 3.2. prakttische Begründung
3.1. Theoretische Begründung
Die
Entwicklung der Methode des Psychodramas steht in einer langen
Tradition. Der gezielte Einsatz des Psychodramas – auch
als psychotherapeutische Methode – ist jedoch eng an die
Person Jakob Levy Morenos gebunden.
Grundstock und Vorläufer des Psychodramas waren verschiedene
Theaterexperimente vor allem in den zwanziger Jahren in Wien und
New York. Der Kern des Theaters besteht nach Moreno in der Begegnung
zwischen schöpferischen Menschen. Das zeitgenössische
Theater dagegen war seiner Ansicht nach ohne echten Wirklichkeitsbezug
und daher für die Menschen bedeutungslos geworden. Moreno
betrachtete Theater als eine Methode, die es ermöglicht,
die Kreativität des Menschen freizusetzen. In verschiedenen
Formen von Stegreiftheater versuchte Moreno diese Auffassung zu
verwirklichen. Die Trennung zwischen Bühne und Zuschauerraum
wurde immer mehr aufgehoben, hin zu einem „Theater aller
mit allen“ (Moreno). Theater soll der spontanen und lebendigen
Wirklichkeit Raum geben, es soll die Mitspieler zu spontaner Kreativität
im Hier und Jetzt befreien. Dieses Potenzial soll für alle
Menschen, im Besonderen auch Randgruppen erschlossen werden und
dazu beitragen, Menschen von inneren Zwängen zu befreien,
sie vor allem zu befähigen, ihre Lebenswelt ihren Wünschen
entsprechend zu gestalten.
Das Psychodrama ist eine Fortführung dieser Grundideen des
Stegreiftheaters. „Psychodrama kann ?...? als diejenige
Methode bezeichnet werden, welche die Wahrheit der Seele durch
Handeln ergründet“ (Moreno 1959, 77). Darüber
hinaus baut das Psychodrama auf Morenos soziometrischen Forschungen
auf, in denen er sich mit der Dynamik von Gruppen auseinander
setzte.
Seine theoretische Begründung erhält das Psychodrama
aus einer spezifischen anthropologischen Sichtweise. Moreno zufolge
besitzt der gesunde Mensch drei wesentliche Fähigkeiten:
Kreativität, Spontaneität und Empathie. Moreno vertraut
zutiefst diesen intuitiven Fähigkeiten des Menschen. Die
Umwelt verlangt dem Einzelnen ab, dass er über zahlreiche
verschiedene Rollen verfügt. Bei deren Gestaltung ist er
jedoch keinesfalls starr und unflexibel auf bestimmte Verhaltensweisen
festgelegt. Er besitzt die Fähigkeit, spontan, kreativ und
den jeweiligen Lebenssituationen angemessen zu agieren. Moreno
denkt den Menschen als Schöpfer, der sich der Aufgabe stellen
muss, im Weltendrama seine Rolle kreativ zu gestalten.
Wesentlich ist hierbei die Tatsache, dass jede Aktion des Menschen
als Interaktion gesehen werden muss. Der gesunde Mensch ist nach
Moreno zu echter Begegnung mit anderen fähig. Erst in dieser
Begegnung, in der der Andere ganz wahrgenommen werden kann, konstituiert
der Mensch sein eigenes Selbst. Moreno verwendet für diese
Art der Begegnung den Begriff „Tele“. In dieser Dimension
des Mitmenschlichen können sich die Kreativität und
Spontaneität des Individuums voll entfalten. Schöpferisches
Handeln erfordert dabei aber grundsätzlich Interaktion.
Entsprechend dieser dynamischen Sichtweise des Menschen will Moreno
auch das Psychodrama verstanden wissen. Es kann niemals eine starre
Methode darstellen, sondern soll Gegenstand permanenter schöpferischer
Gestaltung sein.
Für eine pädagogische Anwendung des Psychodramas lieferte
Moreno selbst nur wenige Ansätze. Hierbei ging es ihm vor
allem um die ganzheitliche Auseinandersetzung mit Inhalten durch
Handeln und unter Einbeziehung der Bedürfnisse jedes Lerners
/Teilnehmers im Hier und Jetzt. Als oberste Lernziele nannte er
die Entwicklung und Förderung der „Autonomie“,
„Spontaneität“ und „Kreativität“
jedes Einzelnen (vgl. Springer 1995, 155).
Die Weiterentwicklung der pädagogischen Ansätze Morenos
geschah sehr bruchstückhaft, so dass es bis heute kein Gesamtkonzept
zu einer Anwendung des Psychodramas in der Pädagogik gibt
(vgl. hierzu Springer 1995, 156 ff; 163 f). Dennoch finden sich
bei einigen Autoren psychodramatische Ansätze in der pädagogischen
Arbeit (siehe primäre und sekundäre Quellen & vgl.
Springer, 156 ff)
3.2. Praktische Begründung
Das
spielerische Erfahren von persönlichen Themen, Beziehungsthemen,
Sachinhalten u.a. hat eine andere Qualität als eine rein
verbale Auseinandersetzung. Zur kognitiven Ebene kommt eine emotionale
und eine physische hinzu. Durch das Spielen neuer Rollen im Rahmen
des Psychodramas können sich Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten
erweitern. Spontaneität und Kreativität werden gefördert.
Durch die Arbeit in der Gruppe kann Kontakt zu anderen intensiv
erlebt werden. Das größtmögliche Einbeziehen jedes
Einzelnen erhöht die Wahrnehmung der eigenen Person und der
eigenen Bedürfnisse.
Das Psychodrama steht in diesen praktischen Zielen in enger Nähe
zum Szenischen
Spiel und zum Rollenspiel.
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