3. Theoretische und praktische Begründung

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3.1. Theoretische Begründung

Skulpturenarbeit ist die visuelle Darstellung von Prozessen und Strukturen innerhalb eines Systems. Sie verfolgt lösungsorientierte Ziele, führt aber nicht zu einem definitiven Ergebnis. Im Vordergrund steht die Auseinandersetzung mit der gegebenen Situation und das sich Bewusstwerden über Strukturen und Problematiken. Dabei sind die Teilnehmer gleichzeitig Selbst- und Fremdbeobachter. Das höchste Ziel, das erreicht werden kann, ist das Bewusstsein über mögliche Systemveränderungen und damit verbundene Handlungsalternativen, was vor allem durch den Perspektivenwechsel der einzelnen Systemmitglieder hervorgerufen wird.

Die Grundsätze der Aufstellungsmethode nach Bert Hellinger fordern eine eigene Kritik. So stehen die Schlichtheit und Absolutheit der Konzepte im Mittelpunkt von heftigen Widersprüchen unter Anhängern und Gegnern (vgl. Schlippe/Schweitzer 1997/43).
"Die Absolutheit jedoch, mit der Hellinger seine Konzepte vertritt, provoziert bei dem einen Widersprüche, bei dem anderen bedient es die Sehnsucht nach einfachen Lösungen, wenn auch um den Preis des sich Fügens ohne durch den (vielleicht zum Teil unangenehmen) eigenen Prozess des Durchlebens und Verstehens gegangen zu sein, (...)"
(vgl URL: http//www.neeharikahahn.de/familienaufstellungenArtikel.htm).
Aus systemischer Sicht ist die Absolutheit, mit der Hellinger seine Aussagen vertritt, angreifbar, weil sie deutlich im Gegensatz zum systemischen Grundgedanken über "die Subjektivität der Wahrnehmung" steht. Diese vermeintliche Absolutheit der Lehre kann zu "undifferenzierter Nachahmung", "starren Setzungen und vorschnellen Lösungen" verführen. Eine entsprechende Haltung kann auf Kosten von "Offenheit für eine behutsame und achtsame Förderung" der Entfaltung von Prozessen gehen.
Ein weiterer Aspekt der Kritik ist die handlungsleitende Bedeutung von "Intuition und Einfühlungsvermögen" des Therapeuten oder Aufstellers im Ansatz Hellingers. Gerade dieses handlungsleitende Prinzip macht eine notwendige Überprüfung der Methode und ihrer Effekte aufgrund der individuellen Auslegungsfreiheit dieses Prinzips geradezu unmöglich.


3.2. Praktische Begründung

Die Skulpturentechnik ermöglicht eine erlebnisintensive Darstellung von Verhaltensweisen und den mit ihnen verbundenen Empfindungen. Das sich anschließende Feedback deckt Unterschiede oder Gemeinsamkeiten im Erleben der verschiedenen Teilnehmer auf.
Durch den Einbezug von Skulpturen kann eine Konzentration auf das Wesentliche hergestellt werden, da die Teilnehmer ihre Aufmerksamkeit ausschließlich auf die gegenwärtigen Gegebenheiten richten, und die Zukunft oder Vergangenheit aus dieser Perspektive deuten.
Mit Hilfe dieser Methode kann eine Grundlage für künftige Verhaltensänderungen geschaffen werden.
Da bei der Skulpturenarbeit auf Sprache weitestgehend verzichtet wird, stellt sie eine besonders nachvollziehbare Technik dar, welche sich für jegliche Art von Problemen sowie für Teilnehmer jeder Altersstufe und unabhängig von der sozialen Schichtzugehörigkeit eignet.
Des weiteren bietet diese Methode dem Leiter eine gute Möglichkeit, die Situation innerhalb des Systems einzuschätzen, z.B. durch das Aufdecken der Nähe-Distanz-Verhältnisse, der hierarchischen Strukturen und dem differenzierten Ausdruck der Systemstruktur durch Mimik und Gestik.
Die Skulpturenarbeit soll Aktivität fördern, Spaß und Freude bereiten, was Voraussetzung für eine gute Vertrauensbasis zwischen Leiter und Teilnehmern ist.
Für den Bereich der Therapeutenausbildung und Supervision bietet diese Technik eine Möglichkeit der Hypothesenbildung und der Analyse der Position des Therapeuten.
Nicht zuletzt dienen Skulpturen auch dem Auffinden von Stärken und Ressourcen der Teilnehmer, auf deren Basis dann eine Weiterarbeit stattfinden kann.