1. Kurze Beschreibung
der Methode
Die Methode der Systemaufstellungen entstand aus der Skulpturarbeit, welche im Bereich der Familientherapie nach Virginia Satir 1965 entwickelt wurde. Im Gegensatz zur dynamischen Aufstellungsarbeit sind die Familienskulpturen ein statischer Ansatz, bei dem der Klient ähnlich einem Bildhauer (vgl. Schlippe/Schweitzer 2003, S. 165) mit Hilfe von Rollenspielern oder Familienmitgliedern eine Skulptur seiner Familie erstellt.
Familienstellen und Systemische Strukturaufstellungen: Abgrenzungen von Hellinger
Bei den Systemaufstellungen lassen sich verschiedene Richtungen beobachten: Zum einen das Familienstellen nach Bert Hellinger, welches in seinen Ursprüngen als Grundlage aller weiteren Aufstellungsarten im Bereich der systemischen Therapie beschrieben werden kann. Bert Hellingers Ansatz enthält systemische Grundzüge, entfernte sich aber in letzter Zeit immer weiter von den diesen Grundprinzipien. Ein Beispiel zur Verdeutlichung dieser These ist, dass die Aufstellung vom Leiter selbst und nicht von den Teilnehmern vorgenommen wird und dieser sehr stark deutend und somit lenkend in den Prozess eingreift (vgl. Hellinger 1998, S. 513). Mittlerweile haben sich viele Systemiker hiervon klar abgegrenzt (siehe dazu Praxiserfahrungen 7.1).
Im eigentlichen systemisch-therapeutischen oder auch konstruktivistischen Vorgehen stehen in viel größerem Maße der Klient und sein System bzw. seine Probleme oder Lösungen im Vordergrund. (Vgl. dazu http://www.syst-strukturaufstellungen.de/index.php?id=24,2,0,0,1,0)
Auf der anderen Seite gibt es die Systemischen Strukturaufstellungen (SySt) nach Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd, welche seit 1989 am Institut für systemische Ausbildung, Fortbildung und Forschung entwickelt werden und in verschiedenen Bereichen auch außerhalb der Familientherapie (z.B. Organisationsberatung oder Suchttherapie) eingesetzt werden. Ihnen liegen verschiedene Wurzeln wie die oben bereits genannte Skulpturarbeit nach Virginia Satir und die Familienaufstellungsarbeit nach Bert Hellinger sowie die Ericksonsche Hypnotherapie und die Lösungsfokussierte Kurztherapie nach Steve de Shazer zugrunde (vgl. http://www.syst-strukturaufstellungen.de/index.php?id=1,8,0,0,1,0).
In der Landschaft der systemischen Therapie und Beratung haben sich im Laufe der Zeit weitere Aufstellungsformen entwickelt, welche sich mehr oder weniger an Bert Hellinger orientieren. Auf diese Varianten möchten wir an dieser Stelle nicht eingehen, sondern uns auf die Gegenüberstellung der beiden bereits genannten beschränken.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Die Systemischen Strukturaufstellungen und das Familienstellen nach Bert Hellinger lassen sich auf einige gemeinsame Grundlagen zurückführen, allerdings können auch Unterschiede ausgemacht werden, von denen wir einige nennen möchten.
Zu den Gemeinsamkeiten gehört die Annahme, dass die aufgestellten Repräsentanten in der Lage sind, die Gefühle ihrer Rolle wahrzunehmen, dies wird als „repräsentierende Wahrnehmung“ bezeichnet: „Der Körper der RepräsentantInnen wird zu einem Wahrnehmungsorgan, mit dem Empfindungen, Haltungen, Emotionen und Kognitionen bezüglich der Mitglieder des fremden Systems wahrgenommen werden können.“ (Sparrer 2004, S. 103f).
Die Grundlage von Bert Hellingers Aufstellungen findet sich in den vier Grundprinzipien seiner Arbeit. Da gibt es zum einen „das gleiche Recht auf Zugehörigkeit“ (Hellinger 1998, S. 511), welches bedeutet, dass alle lebenden und auch verstorbenen Familienmitglieder dem System angehören. Des Weiteren sollen zwei Grundprinzipien die Rangfolge innerhalb und zwischen den Systemen regeln: „Wer zuerst in einem System da war, hat Vorrang vor dem, der später kommt... Doch auch die Systeme haben unter sich eine Reihenfolge, und da ist sie umgekehrt. Das neue System hat Vorrang vor dem alten.“ (Hellinger 1998, S. 44). Das letzte Prinzip richtet sich ebenso an das Zusammenleben in Organisationen, denn es besagt, dass sich die Rangfolge auch an der Funktion und Leistung der einzelnen Systemmitglieder orientiert (vgl. Hellinger 1998, S. 48).
Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd arbeiten ebenfalls mit diesen Grundprinzipien, sie betrachten sie allerdings systemtheoretischer und differenzierter, zudem haben sie sie um zwei Metaprinzipien ergänzt. Das erste Metaprinzip besagt, dass das Gegebene anerkannt werden muss, das zweite bezieht sich auf die Reihenfolge der Berücksichtigung der Grundprinzipien. (Vgl. Sparrer 2004, S. 120 ff). Zur Kritik vergleiche unter 4.1.2.
Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Aufstellungsformen ist die Möglichkeit der Arbeit auf verschiedenen Strukturebenen bei den Systemischen Strukturaufstellungen. Dies bedeutet, dass während der Aufstellung das System gewechselt werden kann und auch eine verdeckte Aufstellung möglich ist. Bei den Systemischen Strukturaufstellungen werden zusätzlich zu den Repräsentanten im engeren Sinn Symbole eingesetzt, die für Orte oder so genannte freie Elemente stehen. (Vgl. Sparrer 2004, S. 123-129)
Einer der gravierenden Unterschiede liegt aber in der Einstellung und dem Menschenbild des Therapeuten. Insa Sparrer geht davon aus, dass Aufstellungen nur in Kooperation mit den Klienten gelingen können, sowie dass Deutungen und Meinungen von Seiten des Leiters (den sie häufig als „Gastgeber „ bezeichnet) nicht zum Ziel führen können, da es nicht um die „Wahrheit“ oder „Lösung“ an sich, sondern um die Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten des Klienten geht. Diese Erweiterung muss von ihm selbst ausgehen und seine Möglichkeiten und Ressourcen berücksichtigen. (Vgl. http://www.syst-strukturaufstellungen.de/index.php?id=24,2,0,0,1,0 )
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