Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

3. Theoretische und praktische Begründung

>> 3.1. theoretische Begründung
>> 3.2. prakttische Begründung


3.1. Theoretische Begründung

Die Wochenplan-Idee entwickelte sich mit der Reformpädagogik der zwanziger Jahre als Gegenpol zum traditionellen Unterricht. Beispielsweise hat Peter Petersen in seiner Jena-Plan-Versuchsschule die Grundgedanken des heutigen Wochenplanunterrichts, nämlich die „Selbststeuerung“, „entdeckendes Lernen“, „innere Differenzierung“ und „offenen Unterricht“ bereits umgesetzt.
Der traditionelle Unterricht ist durch eine einseitig vom Lehrenden zum Lernenden gerichtete Struktur von Lern- und Leistungsanforderungen geprägt. Lernende können sich nicht oder kaum den Anforderungen ihrer Lehrer entziehen. Das Lernen der Schüler wird extern durch Lob, Anerkennung und Noten, positiv wie auch negativ, kontrolliert. Das System der externen Kontrolle führt zwangsläufig zu einer extrinsischen Motivation der Schüler. Die Schüler lernen weniger aus eigener Motivation/Interesse, sondern fügen sich in das vom Lehrer vorgegebene System ein. Dadurch, dass der Lehrer allein und ohne seine Schüler wichtige Entscheidungen in Bezug auf den Unterricht trifft, schränkt er deren Handlungs­spielraum deutlich ein und verhindert meist auch eine hohe Selbstaktivität. Aus diesem Handeln des Lehrers resultiert also nicht nur eine Fremdsteuerung des Lernens für die Schüler, sondern auch eine zu geringe Aktivität auf Lernerseite. Verstärkt wird die Fremdsteuerung durch Beurteilungsmaßstäbe und Noten. Da nicht alle Schüler die gleichen Lernvoraussetzungen mitbringen, bewirkt ein Beurteilungsmaßstab zudem eine Auf­teilung der Schülergruppe in „Erfolgreiche“ und „Versager“ und damit eine oft vereinfachende und zu wenig auf Förderung hin orientierte Etikettierung der Schüler.
Der Wochenplanunterricht geht hingegen davon aus, dass die Schüler die Anforderungen des Unterrichts auch ohne durchgehenden fremdgesteuerten Druck aus eigener Initiative und eigenem Antrieb erbringen. Die extrinsische Motivation des traditionellen Unterrichts wird beim Wochenplanunterricht durch eine eher intrinsische abgelöst, indem die Schüler sich selbst darin erproben, Aufgaben auszusuchen, sich Ziele zu setzen und diese zu erreichen. Die hier wirkende Motivation wird durch die Freude über den erfolgreich abgeschlossenen Wochenplan gefördert. Dieses Verfahren bedeutet auch nicht, Standards bei Zielen, Inhalten und Methoden aufzugeben, sofern verbindliche und freie Teile in der Wochenplanarbeit unterschieden werden.
Um die Selbststeuerung der Schüler anzuleiten, muss sich der Unterricht dahingehend verändern, dass die Schüler durch ein Mitentscheiden den Unterrichtsverlauf beeinflussen können. Dazu sollte ihnen eine große Angebotsvielfalt dargeboten werden, damit sie selbst entscheiden können, wie, wann und nach welchem Schwierigkeitsgrad sie die Aufgaben erledigen. Der Lehrer nimmt hier nicht mehr die „typische“ Lehrerrolle ein, sondern übernimmt jene eines „Begleiters“ und „Organisators“, der nicht als alleiniger Entscheidungs­träger den Schülern alle Entscheidungen vorweg abnimmt.

 


3.2. Praktische Begründung

Der Wochenplanunterricht gilt schon seit langer Zeit als eine anerkannte Unterrichtsmethode, insbesondere in der Grundschule. Wochenplanarbeit ist in den Richtlinien der Grundschule als eine besonders geeignete Form der inneren Differenzierung verankert, in der die Schüler ihren Lernprozess weitgehend selbstständig planen und gestalten können. In der Sekundarstufe I und II wird Wochenplanarbeit eher selten durchgeführt: Viele Lehrer sind der Meinung, dass dafür kein Platz in ihrem Unterricht sei. Einige Beispiele von Wochenplanunterricht in weiter­führenden Schulen zeigen und belegen jedoch die erfolgreiche Durchführbarkeit dieser Methode auch in den Sekundarstufen. Dazu ist es notwendig, dass Lehrern bewusst wird, dass Unterricht nicht ausschließlich aus der Vermittlung von Fach- und Sachkompetenz besteht, sondern zu gleichen Teilen aus der „(...) Entwicklung von sozialer Kompetenz und Methodenkompetenz (...)“ (Vaupel 1995, 12).
Sind die Schüler erst einmal mit der Wochenplanarbeit vertraut, steigen in der Regel die Leistungsbereitschaft und die Leistungsfähigkeit der Schüler durch ihre Wahlfreiheit hinsichtlich der Aufgaben an. Die Wochenplanarbeit ermöglicht ihnen, ihren individuellen Lernstil auszubilden, sie können ihrem eigenen Tempo entsprechend arbeiten und lernen dabei ihre Zeit selbst einzuteilen. Außerdem können sie ihre Schwächen ausgleichen und individuellen Interessen nachgehen. So wird auch schwächeren Schülern ein Gefühl des Erfolgs vermittelt und damit ihr Selbstvertrauen gestärkt. Hier ist es jedoch wichtig, durch ständiges Feedback den Forderungscharakter der Arbeit nicht in Beliebigkeit herabzusetzen. Zudem müssen auch Pflicht­aufgaben bearbeitet werden, wobei die Schüler oft über den Schwierigkeitsgrad der Aufgabe mitbestimmen können. Die Schüler lernen weitgehend selbstständig ihre Arbeit zu planen, Arbeitsformen und Arbeitsmittel auszuwählen, sowie sich selbst zu kontrollieren. Außerdem bietet die Wochenplanarbeit durch Partner- und Gruppenarbeiten vielfältige Möglichkeiten mit- und voneinander zu lernen. Die Schüler übernehmen zunehmend soziale Verant­wortung. Sie sind aktiv in den Lernprozess einbezogen, wodurch sie mehr von dem behalten, was sie gelernt haben.
Die Aufgabe des Lehrers besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen der reinen Wissens­vermittlung und den aktiven Erfahrungsmöglichkeiten der Schüler schaffen.
Um Wochenplanunterricht in den Stundenplan aufnehmen zu können, ist eine schrittweise Einführung in diese Methode vorzunehmen. Dabei sollten nicht nur die Schüler lernen, was Wochenplanarbeit heißt, sondern auch die Eltern sollten darüber informiert werden, damit eine Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus entstehen kann.
Äußerungen von Schülern, die Erfahrung mit Wochenplanunterricht gemacht haben, zeigen oftmals, wie begeistert sie von der Unterrichtsmethode sind (vgl. Vaupel 1995, 156ff). Aber auch Eltern stehen, nachdem sich die zunächst gestellte sorgenvolle Frage, ob ihr Kind denn durch die Wochenplanarbeit noch genug lerne, erübrigt hat, dem Wochenplanunterricht positiv gegenüber.