Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

>> 4.1 Die Rolle des Schülers
>> 4.2 Die Rolle des Lehrers
>> 4.3 Umgestaltung des Klassenraums
>> 4.4 Verschiedene Formen des Wochenplans

Zu Beginn eines bestimmten Zeitraumes (z.B. eine Woche) erhalten die Schüler einer Klasse einen Plan, dessen Aufgaben sie bis zu einem vorher vereinbarten Termins erledigen sollen. Diese Aufgaben stellen sich aus den verschiedenen Fächern des Stundenplans zusammen. Die Schüler erhalten eine bestimmte Zeit (z.B. eine Stunde täglich), um die Aufgaben ihres Wochenplans zu erledigen. Nach der Fertigstellung einzelner Aufgaben werden diese vom Schüler selbstständig kontrolliert und auf dem Wochenplan als erledigt gekennzeichnet. Die Lehrkraft sollte als Lernbegleiter in die Ergebnisse der Arbeit Einblick nehmen und Ermutigung, Lob, Impulse bei Lösungsproblemen oder Hilfestellungen geben, wenn es erforderlich ist.
Durch die Methode werden besonders die Selbstständigkeit sowie die soziale Kompetenz der Schüler gefördert. Zunächst muss die Wochenplanarbeit jedoch in der Klasse eingeführt werden. Dazu gehört nicht nur, dass die Schüler lernen, wie man mit dem Wochenplan arbeitet, sondern auch eine bewusste Änderung der traditionellen Schüler- und Lehrerrollen. Außerdem muss der Klassenraum mit zahlreichen Lernmaterialien ausgestattet werden. Die Klassenräume werden sozusagen zu „Biotopen“ für soziales und individuelles Lernen umgestaltet.
Durch den Wochenplan lernen die Schüler auch, Hilfe in Anspruch zu nehmen und anderen zu helfen. Die Schüler sollen lernen, Verantwortung für die eigene Arbeit zu übernehmen. Da sie ihre Aufgaben in einem vorgegebenen Zeitraum bearbeiten, lernen sie zusätzlich ihre Zeit genau einzuteilen. So können die Entwicklung von Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz gleichermaßen gesteigert werden. Eine im deutschen Sprachraum noch nicht diskutierte Verbindung mit Portfolios erscheint als wünschenswert.
Ein großer Vorteil des Wochenplanunterrichts ist die Möglichkeit, Aufgaben und Aufgabenwege zu differenzieren. Sofern sich jeder Schüler auf unterschiedliche Art und Weise Zugang zu den Themen des Wochenplans verschaffen kann (was allerdings eine aufwendige und komplexe Struktur individualisierter Aufgaben einschließt), können Schüler möglichst nah an der Zone ihrer proximalen Entwicklung (nach Vygotsky) gefördert werden. Hat ein Schüler beispielsweise ein Lerndefizit, kann dieses durch einen individuell abgestimmten Wochenplan ausgeglichen werden. Ebenso kann jeder Schüler den von ihm benötigten Rhythmus von Konzentration und Entspannung selbst bestimmen. Allerdings soll die Wochenplanarbeit nicht zum „Ausruhunterricht“ verkommen, sondern durch realistisches Fordern auch Engagement und Durchhaltevermögen stärken.
Durch die überwiegende Selbstkontrolle anhand von Lösungsblättern entfällt ein direkter  Leistungsdruck durch den Lehrenden, trotzdem sollen die Kinder lernen, sich selbst einzuschätzen. Der Lehrer soll auch bei Kontrollen nicht passiv bleiben, sondern sich zu einem aktiven Lernbegleiter und Lernberater entwickeln. Der Lehrer kann sich bei dieser Methode in leistungsheterogenen Gruppen auch intensiver um einzelne Schüler kümmern und erhält gute Einblicke in deren Lernfortschritte. Er kann und sollte kompensatorische Lernhilfen gezielt einsetzen.
Der Wochenplan kann in allen Schulstufen eingesetzt werden. Bei falscher Handhabung kann der Wochenplan jedoch auch Nachteile mit sich bringen. Durch den großen Freiraum, den die Schüler während der Wochenplanarbeit in der Bearbeitung ihrer Aufgaben haben, kommt es häufig zur Unterforderung, in seltenen Fällen auch zu Überforderung. Unter Umständen kann die Freiheit der Schüler so sehr ausgenutzt werden, dass das eigentliche Ziel, die Erledigung der Aufgaben, in den Hintergrund rückt. Verbindlichkeit, Konsequenz, Grenzziehung bei gleichzeitiger Rücksichtsnahme, positiver Beziehungsarbeit und Selbstwertförderung zeigt für die Lehrkraft ein nicht immer einfach zu handhabendes Anforderungsprofil.
Zudem ist es wichtig, dass der Lehrer beim Erstellen des Wochenplans darauf achtet, ein offenes Angebot an Aufgaben anzubieten und somit die Schüler nicht in eine von ihm vorgegebene Richtung lenkt.



4.1 Die Rolle des Schülers

Im traditionellen Frontalunterricht nimmt der Schüler eher eine passive Rolle ein. Der Lehrer steht vor der Klasse und vermittelt ihr das im Lehrplan vorgeschriebene Wissen bestimmter Fächer. Zumeist stellt er Fragen, auf welche die Schüler antworten. Schwächere Schüler gehen bei dieser Form des Unterrichts meist unter, da sie sich im Unterrichtsgeschehen zurückhalten können.
Es wird immer wieder geschätzt und gilt als nachgewiesen, dass Schüler von dem, was sie lesen, 10%, von dem, was sie hören, 20% und von dem, was sie sehen und hören, nur 50% behalten (vgl. Vaupel 1995, 13). Es bleibt die Frage, wie lange dies dann noch behalten wird. Um Behaltensleistungen grundsätzlich auf eine bessere Basis zu stellen, ist es wichtig, Schülern die Möglichkeit zu geben, sich selbst mit dem Unterrichtsthema auseinanderzu­setzen, darüber zu sprechen und ihnen Aufgaben zu geben, an denen sie selbst aktiv und konstruktiv tätig werden können. Denn es wird mehr von dem behalten, worüber man selbst spricht und noch mehr von dem erinnert, was man selbst ausprobiert. Die Arbeit mit dem Wochenplan ist eine gute Methode, um den Schüler aktiv in den Unterricht einzubeziehen. Die Schüler dürfen selbst entscheiden, wann sie welche Aufgaben des Wochenplans erledigen möchten. Dabei ist allerdings ein Zeitrahmen vorgegeben, der festlegt, zu welchem Zeitpunkt alle Aufgaben bearbeitet sein müssen. Um die Aufgaben des Wochenplans lösen zu können, müssen die Schüler selbst aktiv werden, indem sie sich die Materialien, welche sie für die Aufgabe benötigen, eigenständig überlegen und heraussuchen. Wenn sie mit der Bearbeitung einer Aufgabe einmal nicht weiterkommen, können sie sich Hilfe von ihren Mitschülern holen oder auch vom Lehrer, der sich während der Wochenplanarbeit allerdings zurückhält. So lernen die Schüler selbstständig zu arbeiten. Dadurch, dass die Schüler sich intensiver mit ihren Aufgaben beschäftigen, ist der Lerneffekt höher. Auch schwächere Schüler können sich während des Unterrichts nicht mehr passiv verhalten, da jeder Schüler seine Aufgaben eigenverantwortlich und selbstständig zu lösen hat.


4.2 Die Rolle des Lehrers

Der Lehrer steht während der Wochenplanarbeit eher im Hintergrund. Er ist den Schülern, die Fragen haben, zwar behilflich, doch nur, indem er versucht, diese durch Hinweise und Tipps zu einem eigenen Lösungsweg zu führen. So übernimmt er sozusagen die Rolle eines „Begleiters“.
Abgesehen von seiner Rolle während der Wochenplanarbeit hat er schon im Vorfeld viele Aufgaben. Er muss zunächst den Wochenplan konzipieren, so dass er für seine Schüler passend ist. Zudem liegt es in seinem Aufgabenbereich, Materialien zu besorgen und Schüler und Eltern mit dem Konzept des Wochenplans vertraut zu machen. Er muss auch eine Umorganisation des Klassenraums gestalten. Das Besorgen der Materialien und die Umgestaltung des Klassen­raums können auch in Zusammenarbeit mit den Schülern und den Eltern geschehen. Wenn Wochenplanunterricht sich an einer Schule bereits etabliert hat, ist es hilfreich, wenn die Lehrer ihre Materialien untereinander austauschen.

 


4.3 Umgestaltung des Klassenraums

Die Umgestaltung des Klassenraums ist für die Umsetzung der Wochenplanarbeit von großer Bedeutung. Zu der Grundausstattung gehören Regale und Raumteiler, damit der Klassenraum in verschiedene Funktionsbereiche aufgeteilt werden kann, um die benötigten Materialien und Lernmittel unterzubringen. In der Grundschule sind z.B. Bereiche wie eine Infoecke, ein Gruppentisch, eine Leseecke, eine Spielecke und ein Ausstellungstisch einzurichten. Diese Aufteilung kann bis zu einem Drittel des Klassenraums einnehmen. Auf den Fensterbänken können Pflanzen stehen, an den Wänden künstlerische Arbeiten der Schüler hängen und auch die Fenster lassen sich schmücken. Die Schüler sollten die Möglichkeit dazu haben, den Klassenraum mitzugestalten. In dieser neuen Schulatmosphäre fühlen die Schüler sich wohl und vertraut, was zu einem angenehmeren Klassenklima führt. Nun muss noch eine Vielzahl an Materialien für die verschiedenen Fächer angeschafft werden. Die Materialien sollten übersichtlich nach Fächern und Sachgebieten geordnet sein, damit die Schüler sich besser orientieren und somit selbstständig arbeiten können. Für das Fach Deutsch in der Grundschule gehören zu der Grundausstattung beispielsweise eine Klassenbücherei mit Lektüren, Bilder­geschichten usw. sowie z.B. LÜK-Material. Dabei können Schüler auch Bücher von zu Hause mitbringen, es müssen nicht immer Materialien neu angeschafft werden. Für das Fach Mathematik sind eine Gleichungswaage, Rechengeld oder eine Uhr von großem Nutzen. Auch der Einsatz von Computern kann dann sinnvoll in die Wochenarbeit integriert werden, wenn z.B. weborientierte Portfolios eingesetzt werden. Hinsichtlich des Unterrichts­faches Sachkunde sollten den Kindern Bilderlexika, Sachbücher, Sachunterrichtskarteikarten usw. zur Verfügung stehen. Der Lehrer hat darauf zu achten, dass die Unterrichtsmaterialien für den Wochenplanunterricht zum einen nicht veraltet sind, zum anderen den Fähigkeiten der Schüler gerecht werden, diese also weder unter- noch überfordern, und drittens die Kinder interessieren und motivieren. Materialien können unter Umständen auch mit den Schülern gemeinsam hergestellt werden. Wichtig bezüglich des Umgangs mit den Materialien ist, dass vor dem Gebrauch gemeinsam mit den Schülern Regeln vereinbart werden, wie man sich während des Wochenplanunterrichts zu verhalten hat und wie man mit dem Material umgehen soll. Ordnung stellt eine wichtige Grundlage bei der Wochenplanarbeit dar. Jedes neue Material sollte zu Beginn vor der gesamten Klasse eingeführt werden.
Auch die Sitzordnung sollte den pädagogischen Absichten und den Lernbedürfnissen der Schüler angepasst werden. Eine Hufeisenform oder Gruppentische bieten sich sehr gut an. Im Bedarfsfall sollte die Möglichkeit bestehen, die Sitzordnung für ein Kreisgespräch verändern zu können.


4.4 Verschiedene Formen des Wochenplans

Ein Wochenplan und seine Aufgabenstellung kann in Einzel-, Gruppen- oder Partnerarbeit bewältigt werden. Dabei unterscheidet man verschiedene Formen von Wochenplänen.
Beim geschlossenen Wochenplan bestimmt die Lehrkraft den Wochenplan eigenständig. Die Formulierungen der Aufgaben, die Bestimmung der Sozialform oder die Bereitstellung von Arbeitsmaterialien liegen allein in ihrer Hand. Eine solche Form des Arbeitens steht meist am Anfang der Arbeit mit solchen Plänen im Unterricht. Daher müssen die Schüler hier stärker angeleitet werden.
Der offene Wochenplan stellt eine Weiterentwicklung des geschlossenen Wochenplans dar. Hier erarbeiten Schüler und Lehrer gemeinsam die Strukturen des Plans. Sowohl die Form der Aufgabenstellungen, die Sozialform, als auch die Auswahl der Arbeitsmaterialien werden gemeinschaftlich geplant. Da die offene Form meist von Schülern benutzt wird, die bereits über Erfahrung mit der Wochenplanarbeit verfügen, ist eine wesentlich eigenständigere Schülerarbeit möglich.
Der differenzierte bzw. gemischte Wochenplan enthält sowohl Pflicht-, als auch Wahl- und Zusatzaufgaben. Er stellt also eine Mischform zwischen dem geschlossenem und dem offenen Wochenplan dar.
Der Wochenplan mit mehreren Fächern ist der gebräuchlichste und wird meist in der Grundschule eingesetzt. Da die Lehrkraft in dieser Schulform in der Regel mehrere Fächer in der Klasse unterrichtet, kann der Wochenplan fächerübergreifend gestaltet werden. Die Vielfalt der angebotenen Aufgaben nimmt durch eine solche Vorgehensweise zu, was von Lehrern und Schülern ein gewisses Maß an Erfahrung im Umgang mit Wochenplänen verlangt.
Bei der fachbezogenen Variante des Wochenplans beziehen sich alle Arbeitsaufträge der Woche nur auf ein Fach. Da Lehrkräfte in höheren Schulstufen, wie etwa in der Sekundarstufe, vermehrt nur ein Fach in einer Klasse unterrichten, bietet sich dort diese Art der Wochenplanarbeit an. Weil die Aufgabenvielfalt geringer ist, als in der fächerüber­greifenden Form, muss darauf geachtet werden, dass den Schülern trotzdem genügend Handlungsmöglichkeiten bleiben. Auch sollte der fachbezogene Plan gerade in Fächern mit wenig Stunden nicht dauerhaft eingesetzt werden, da sich nicht alle Unterrichtsgegenstände für die Wochenplanarbeit eignen.