Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

>> 4.1 Funktion und Ziele des Zirkulären Fragens
>> 4.2 Fragetechniken und Frageformen des Zirkulären Fragens

 

4.1 Funktion und Ziele des Zirkulären Fragens

„Ein Symptom, ein Problem, eine Krankheit sind keine Dinge, sondern Prozesse, gebildet durch Handlungen und Kommunikationen verschiedener Personen.“ (Schlippe/Schweitzer 1998, 141).
Jedes Verhalten innerhalb eines Systems hat einen Sinn. Dieser Sinn wird in Bezug auf die wechselseitigen Beziehungsmuster innerhalb des Systems verstehbar. Jedes Verhalten ist nach Schlippe und Schweitzer im sozialen System als kommunikatives Angebot zu sehen.

Zielgruppe des zirkulären Befragens in der Therapiesituation:

Kunde, Klient, Klagender
Die Unterscheidung zwischen Besucher, Klagender und Kunde in der Therapie geht auf den Ansatz der lösungsorientierten Kurzzeittherapie von Steve de Shazer zurück.
Bei ihm werden die Klienten zuerst einmal einer Kategorie zugeordnet. Dies bestimmt das weitere Vorgehen des Therapeuten.
Unter Besucher (Visitors) versteht de Shazer Menschen die oftmals nicht freiwillig kommen und bei denen keine expliziten Beschwerden vorliegen sowie keine Veränderungs-erwartungen/kein Veränderungsauftrag. Im Falle des Besuchers werden nur Komplimente gemacht, die bisherigen Lösungen positiv bewertet und ansonsten weder eine weitergehende Therapie noch Aufgaben angeboten.
Die zweite Kategorie sind die Klagenden (Complainer). Als Klagende werden Personen bezeichnet, die Beschwerden haben, jedoch die Schuld und Lösung bei anderen Menschen suchen. Das heißt die Veränderung wird von anderen erwartet und nicht bei ihnen selbst gesucht. In der Therapie werden vorwiegend Verhaltens- und Denkaufgaben gestellt.
Als letzte Kategorie gibt es den Kunden ( Customer). Dies ist letztendlich die Gruppe mit der der Therapeut arbeiten kann, denn dies sind Personen, die Beschwerden haben, jedoch auch ein ungefähres Bild darüber besitzen, wie sie aktiv etwas dagegen tun können. Als Kunden werden Menschen angesehen, bei denen es einen Veränderungskontrakt gibt. Sie erhalten vom Therapeuten neben Beobachtungsaufgaben auch Veränderungsaufgaben.
Natürlich ist eine Einteilung in diese Kategorien nicht immer ganz leicht und klar vorzu­nehmen und gerade zwischen Klagendem und Kunden kann es in der Einschätzung Unklarheiten geben. Kommt es zu solchen Unklarheiten, wird der Klient erst einmal vorsichtig als Klagender eingeordnet. Es ist danach jedoch durchaus möglich, dass aus dem Klagenden ein Kunde wird. Dies kann sich als Resultat aus dem Erstgespräch ergeben und/oder seiner Beobachtungsaufgabe.
Insgesamt gesehen ist das Konzept von Steve de Shazer sehr kundenorientiert. Dieser Begriff kommt ursprünglich aus der Wirtschaft, doch er lässt sich in diesem Zusammenhang sehr gut verwenden, denn hier soll das Angebot genau auf die Nachfrage des Kunden abgestimmt sein. Der Ansatz der Kurzzeittherapie geht auch davon aus, dass es im Grunde der Klient selbst ist, der am besten weiß, wie er sich helfen kann, da er seine Situation am besten kennt. Er ist demnach ‚Kundiger’ seiner Beschwerden. In diesem Kunden-Therapeutenverhältnis macht der Therapeut also nichts anderes, als dem Kunden genau das anzubieten, was dieser subjektiv haben möchte und nicht das, was er nach Meinung der Fachleute braucht. Er richtet sich zumindest in einem gewissen Erwartungshorizont nach dem subjektiven Bedarf des Klienten. Offensichtlich ist allerdings, dass dies bestimmte psychische Leiden ausschließt, denn der Kunde wird als selbstverantwortlich für seine Handlungen interpretiert werden müssen. Ist diese grundlegende Situation zwischen Therapeut und Klient geklärt, kann man das weitere Vorgehen planen (vgl. Schlippe/Schweißer, Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung, 125, und Steve de Shazer: Der Dreh).

Ziele des zirkulären Befragens in der Therapiesituation sind:

  1. Informationen über den Kommunikationskontext zu sammeln,
  2. Kommunikationsangebote für alle Beteiligten sichtbar und in ihrem Sinn durch­schaubar zu machen,
  3. festgefahrene Kommunikations- und Verhaltensmuster sowie Beziehungs-konstella­tionen zu stören,
  4. Ideen für neue Deutungsmuster und Handlungsoptionen zu streuen.

Dazu muss durch die Frageweise des Therapeuten eine Erweiterung der Perspektive oder ein Perspektivenwechsel aller Beteiligten initiiert werden. Der Beobachterstandort soll so verschoben werden, dass der Befragte lediglich über persönliche Mutmaßungen, Beobachtungen und Deutungen zu bestimmten Kommunikationsmustern anderer und deren Funktionen im System Auskunft gibt. Dies geschieht in deren Beisein, so dass entgegen den gewohnten Benimmregeln über diejenigen, die sich mit im Raum befinden, „getratscht“ wird.

Beispiel: Person A ist verärgert. Sie könnte nun von einem Anwesenden nach dem Grund für ihren Ärger befragt werden (lineare Sichtweise). Damit würde aber nur ihre eigene Sicht dargestellt werden. Person B sieht, dass A sich ärgert, A weiß, dass B ihr Gefühl wahrnimmt. Der Fragesteller könnte, um diesen kommunikativen Aspekt zu verdeutlichen, A danach fragen, was sie denkt, was ihr Ärger für B bedeutet. Gibt es dazu noch eine Person C, so kann der Fragesteller diese fragen, was sie denkt, was der Ärger von A bei B auslöst. Auf diese Weise erhält A Informationen über die mögliche Bedeutung ihres Ärgers für B, B erhält Informationen über die mögliche Intention von A und A und B erhalten eine Rückmeldung über ihre Beziehung aus der Sicht von C.

Wie aus dem Beispiel ersichtlich ist, hat das zirkuläre Fragen hier einen triadischen Charakter. Deutlich wird dabei, wie viele zusätzliche Informationen, die neue Sichtweisen und Denkprozesse bei allen Beteiligten anregen können, durch das zirkuläre Fragen offengelegt werden. Unter Berücksichtigung der Zirkularität haben sich in der therapeutischen Praxis verschiedene Fragetechniken und -formen herauskristallisiert, die im Folgenden genauer dargestellt werden. Sie lassen sich gut auch auf andere, z.B. pädagogische Kontexte, übertragen, wobei allerdings bewusst bleiben muss, dass sie dann nicht für einen  therapeutischen Prozess genutzt werden, sondern allein einer Perspektivenerweiterung und kommunikativen Zwecken dienen sollten.


4.2 Fragetechniken und Frageformen des Zirkulären Fragens

Die im Folgenden aufgeführten Fragetypen für die therapeutische Praxis sollen nicht als Standardfragen gehandhabt werden, sondern als Leitfaden zur Verdeutlichung von allgemeinen Prinzipien des zirkulären Fragens gesehen werden. Mit welchen konkreten Inhalten diese allgemeinen Prinzipien dann gefüllt werden, hängt vom Kontext der aktuellen Konversation ab.
Es gibt verschiedene Versuche, zirkuläre Fragen zu klassifizieren und zu ordnen. Einige unterscheiden sich nach der Form, andere nach den Zielsetzungen und wieder andere nach den Inhalten der Fragen. Der triadische Charakter zieht sich hierbei durch fast alle Fragetypen. Stellvertretend wird hier die Kategorisierung nach Schlippe und Schweitzer ergänzt durch Simon vorgestellt und durch Beispiele erläutert.


4.2.1 Fragen nach Unterschieden

Phänomene lassen sich leichter beschreiben, wenn man sie von anderen abgrenzt. Abgrenzung erfolgt durch Unterscheidung – genauer durch die Klärung beobachtbarer Merkmale der Unterscheidung, welche das Phänomen charakterisieren. Fragen nach Unterschieden sollen daher zur Klärung von Begrifflichkeiten und Bedeutungszuschreibungen im Kontext beitragen. Dabei wird streng differenziert zwischen Beschreiben, Erklären und Bewerten. So erfährt der Klient oder Teilnehmer, dass das beschriebene Phänomen nicht unbedingt an seine subjektive Erklärungen und Bewertungen gebunden ist. Er wird angehalten, seine bisherigen Interaktions- und Kommunikationsmuster vor diesem neuen Hintergrund zu reflektieren. Gegebenenfalls entstehen neue Handlungskonsequenzen.
Die Fragen nach den Unterschieden kann man grob in Fragen nach der Qualität und Fragen nach der Quantität der Unterschiede unterteilen.
 

Klassifikationsfragen
Klassifikationsfragen zielen auf qualitative Unterschiede ab. Rangfolgen von Akteuren hinsichtlich einer interaktiven oder kommunikativen Situation sollen vom Klienten eingestuft werden. Dabei werden Unterschiede in Sichtweisen und Beziehungen greifbar.
Beispiele: „Wer würde als erster ..., wer zuletzt ...?“
Wenn man eine Rangfolge in Bezug auf ...erstellen wollte, wer käme an erster Stelle, zweiter Stelle ...letzter Stelle?“
„Angenommen jemand möchte die Therapie abbrechen, wer wäre der erste, zweite,
 ...?“
„Wer freut sich über Ihr gelungenes Abitur in der Familie am meisten? Wer am wenigsten?“ „Wer hatte am meisten das Bedürfnis heute zu kommen, wer am wenigsten?"
„Wer ist am aktivsten, abenteuerlustigsten in der Familie, wer ist am wenigsten aktiv?“
ProzentfragenProzentfragen ermöglichen unter anderem eine bessere Differenzierung und Präzisierung von Ideen, Überzeugungen, Stimmungen, Krankheitskonzepten, Meinungen voneinander usw. in quantitativer Hinsicht. Je nach Bedarf können zusätzliche Skalierungen eingesetzt werden.Beispiel: „Zu wie viel Prozent halten Sie dies für ... und zu wie viel Prozent hingegen für ...?“
„Zu wie viel Prozent halten Sie Ihr Problem für ein medizinisches, zu wie viel Prozent für ein psychisches?“
„Für wie felsenfest halten Sie auf einer Skala von 0 bis 100% die Scheidungsabsichten Ihrer Schwiegermutter? Wie hoch schätzen Sie auf dieser Skala die Scheidungsabsichten Ihres Schwiegervaters ein?“

Übereinstimmungsfragen
Übereinstimmungsfragen haben zweierlei Funktionen. Zum einen geben sie Hinweise
auf Familienkoalitionen, zum anderen geben sie die Möglichkeit des Feedbacks zu vorherigen Äußerungen.
Beispiel: „Wer stimmt mit wem überein/nicht überein?“
„Stimmen Sie dem zu oder sehen Sie das anders?“
„Dein Vater denkt, du hättest einen engeren Bezug zu deiner Mutter als zu ihm. Deine Mutter sieht es genau umgekehrt. Welcher Sicht würde deine Schwester eher zustimmen?“
„Sind Sie der gleichen Meinung wie Ihre Tochter oder sehen Sie den Sachverhalt anders?“
SubsystemvergleicheDurch Subsystemvergleiche werden empfundene Unterschiede und Gemeinsamkeiten verschiedener Gruppierungen im sozialen System verdeutlicht. Koalitionen sowie deren Bedingungen werden direkt erfragt. Vermeintliche Tabuthemen werden dabei nicht umgangen.            Beispiel: „Welches sind die gegenwärtigen Bündnisse und Allianzen in der Familie?“„Wer macht was mit wem wann?“
„Welche unterschiedlichen Spielregeln gibt es in unterschiedlichen Beziehungen?“
„Wie durchlässig oder verschlossen sind die Generationsgrenzen/ Machtgefälle ...?“
„Sind Koalitionen und Allianzen zuverlässig und berechenbar oder wechselnd?“
„Wer hat die engste Beziehung zur Mutter? War das schon immer so? Wodurch könnte diese Verbindung gestört werden?“
„Welche Ihrer Kollegen verbringen gemeinsam die Mittagspause? Hat sich seit der Anstellung des neuen Chefs etwas daran geändert?“
„Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Mann und seine Eltern Sie bei gemeinsamen Unternehmungen ausgrenzen?“
„Nehmen Ihre Eltern die Meinung Ihrer Schwester zu politischen Themen ernst?“
„Sie als Tochter: Denken Sie, dass Mutter zur Zeit ein besseres Verhältnis zu Vater hat oder zum Bruder?“

 

4.2.2 Fragen nach Wirklichkeits- und Möglichkeitskonstruktionen

Wirklichkeiten in einem sozialen System sind konstruiert, denn Situationen sind immer durch die subjektive Wahrnehmung des Einzelnen gefiltert. Es gibt folglich keine eindeutige Wirklichkeit, sondern viele Wirklichkeitskonstruktionen der verschiedenen Beobachter. Um neue Bewertungsmöglichkeiten und Handlungsspielräume im sozialen System herbei zu führen, ist es zunächst wichtig, die gegenwärtige Situation des Systems aus Sicht aller Beteiligten für alle Beteiligten durchschaubar zu machen. Beispiele: „Wer hatte die Idee zu diesem Kontakt?“
„Was möchten Sie, was hier passieren soll?“
„Wer will hier was von wem?“
„Aus welchen Verhaltensweisen (Wie? Wann? Wo?) besteht das Problem?“
„Wer reagiert am meisten auf das Problemverhalten, wer weniger? Wen stört es, wen nicht?“
„Wie erklären Sie sich, dass das Problem entstanden ist, wie dass es dann und dann auftritt und dann und dann nicht? Welche Folgen haben diese Erklärungen?“
„Was hat sich in den Beziehungen verändert, als das Problem begann?“
Sind Wirklichkeitskonstruktionen für alle Beteiligten durchschaubar, so werden sie veränderbar. Die Kenntnis anderer Wirklichkeiten schwächt die Absolutheit der eigenen Wirklichkeit. Fragen zur Möglichkeitskonstruktion sollen, darüber hinaus, neue Wirklichkeiten für das System offerieren. Möglichkeitskonstruktionen in der Form von Gedankenexperimenten sind ein gutes Verfahren um in der Vorstellung Optionen durchzuspielen und angstfrei Veränderungen zu erproben. Fragen zu Möglichkeitskonstruktionen werden in zwei große Bereiche aufgeteilt. Zu den Fragen nach der Möglichkeitskonstruktion gehören:

(1) Lösungsorientierte Fragen (Verbesserungsfragen)
In einem problembelasteten Kontext richtet sich der Fokus aller Beteiligten meist nur auf eben diesen. Solch ein eingeschränkter Blickwinkel verhindert die Wahrnehmung von Ressourcen, die zu einer Auflösung des Problems führen könnten. So scheint man sich von einer möglichen Lösung immer weiter zu entfernen. Lösungsorientierte Fragen hingegen verlagern diesen Fokus.

Fragen nach Ausnahmen von Problemen
Oft sehen die Beteiligten des Systems das Problem/ Symptom als die Regel an: „Person X ist immer depressiv“. Durch Fragen nach Ausnahmen wird wiederum verdeutlicht, dass das Problem nicht allgegenwärtig ist.
Beispiel: „Wie oft (wie lange, wann, wo) ist das Problem nicht aufgetreten?“
„Was haben Sie und andere in diesen Zeiten anders gemacht?“
„Wie könnten Sie mehr von dem machen, was Sie in Nicht-Problem-Zeiten gemacht haben?“

Fragen nach Ressourcen
Die Fragen nach Ressourcen eröffnen den Beteiligten den Blick auf ihre Stärken und Fähigkeiten. Dem Problem kommt so eine zweitrangige Rolle zu.
Beispiel: „Was soll in Ihrem Leben so bleiben wie es ist, was ist gut daran?“
„Was gefällt Ihnen an sich selbst und an den anderen?“

Wunderfragen
Wunderfragen geben vor, dass sich das Problem durch ein Wunder aufgelöst hat. Dabei fragen sie nicht nach dem „Wie?“, sondern nach dem „Was-ist-danach?“
Sie zielen darauf ab, unverbindlich mögliche Problemlösungen zu phantasieren. Das hohe Maß an Unverbindlichkeit bewirkt, dass sich keiner der Beteiligten verantwortlich fühlen muss, eine Lösung herbeizuführen.
Beispiel: „Angenommen heute Nacht käme eine Fee und würde Ihnen das Problem abnehmen, was wäre dann morgen anders?“
„Wer würde als erstes erkennen, dass das Wunder über Nacht geschehen ist, und woran?“
„Was würden die Menschen um Sie herum danach anders machen?“

(2) Problemorientierte Fragen (Verschlimmerungsfragen)
Durch problemorientiertes Fragen soll jedem einzelnen Beteiligten bewusst werden, dass er eine aktive Rolle bei der Erhaltung des Problems einnimmt und in welcher Form sie sich gestaltet. Dass Probleme bewusst erzeugt werden, impliziert gleichzeitig, dass sie dann auch bewusst unterlassen werden können.
Beispiel:  „Was könnten Sie tun, um sich noch schlechter zu fühlen?“
„Was können Sie tun – angenommen Sie nähmen sich dies vor – um Ihr Problem absichtlich   zu verschlimmern, zu behalten oder zu verewigen?“
„Wie könnten die anderen dabei helfen, das Problem zu behalten?“

Problem- und Lösungsszenarien
Wenn jedem der Beteiligten seine aktive Teilnahme an der Problemerhaltung bewusst geworden ist und sich Vorstellungen über mögliche Lösungen herauskristallisiert haben (Verbesserungs-/Verschlimmerungsfragen), so kann man nun gemeinsam den instrumentellen Charakter des Problems herausarbeiten. Das bedeutet, dass Probleme als Instrument eingesetzt werden können um Bedürfnisse zu befriedigen bzw. Defizite auszugleichen. So kann beispielsweise (unbewusst) eine Krankheit dazu eingesetzt werden sich dem angstbesetzten Berufsalltag zu entziehen und einer Auseinander-setzung mit dem ursprünglichen Problem auszuweichen.

Fragen nach dem Nutzen das Problem noch zu behalten
Dieser Fragetyp macht die Instrumentalität des Problems durchschaubar.
Beispiel: „Welchen Nutzen hätte es für das System, wenn das Problem noch eine Weile bestehen würde?“
„Wird Ihr Mann/Ihr Chef/Ihr Kollege/Ihr Kind diesen Zustand nach dem Wunder eher begrüßen oder eher darüber traurig werden und warum? Wie fühlen Sie sich dabei?“

Fragen nach Zukunfts- und Zeitplänen
Probleme können in der Vorstellung der Beteiligten zeitlich unbegrenzt existieren oder aber auch nur für einen bestimmten Zeitraum. Fragen nach Zukunfts- und Zeitplänen sollen diese Vorstellungen aufdecken.
Beispiel: „Wie lange wird das Problem noch Ihr Begleiter sein? Wann werden Sie es verabschieden?“
„Wir haben verstanden, dass du auf deine Eltern wütend bist und sie bestrafen willst: Was denkst du, wann du sie genug bestraft hast- in einem Jahr, in zwei Jahren oder schon in einigen Monaten?“

Als-ob-Fragen
Als-ob-Fragen sollen eine bewusste Simulation des Problems initiieren. Die Präsentation des Problems (alle nach außen getragenen Symptome) wird hierbei vom eigentlichen Problem losgelöst erfahrbar. Es ist durchaus denkbar, dass das gleiche Problem in verschiedenen Situationen unterschiedlich geäußert wird, gleichzeitig kann das nach außen getragene Symptom unterschiedliche Problemherde haben. Dadurch, dass die Präsentation und das Problem an sich nicht zwingend miteinander verknüpft sind, ergeben sich neue Handlungsoptionen, die aus den vermeintlichen Opferrollen herausführen. So wird jeder zum bewussten Akteur.
Beispiel: „Wie müssten Sie sich verhalten, damit die anderen denken würden, Ihr Problem sei zurückgekommen, obwohl es das gar nicht ist?“
„Angenommen, Sie hätten nächste Woche kein Kopfweh mehr, wollten aber Ihren Partner gern weiter zu dem rücksichtsvollen Verhalten bewegen, dass er an den Tag legt, wenn er Sie kopfwehgeplagt dasitzen sieht – wie könnten Sie das erreichen?“
„Angenommen, Sie würden ihrem Partner gegenüber nur so tun, als hätten Sie Kopfweh – würde er sich dann genauso rücksichtsvoll verhalten?“
Um die Darstellung der Methode zu veranschaulichen, verweisen wir auf das Kapitel „Beispiele“.