Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

6. Reflexion der Methode


>> 6.1 Methodenkompetenz
>> 6.2 Methodenvielfalt
>> 6.3 Methodeninterdependenz


6.1 Methodenkompetenz

Die Methode des Zirkulären Fragens kommt aus der systemischen Therapie und ist untrennbar mit der systemischen Denkweise verknüpft. Daher sind beim Einsatz der Methode Vorkenntnisse aus der systemischen Theorie sowie gewisse Fertigkeiten seitens des Anleiters erforderlich. Zunächst muss der Anleiter, der selbst Teil des Systems ist, den Anspruch der Neutralität erfüllen. In der Klärung eines Beziehungskontextes läuft der Leiter Gefahr, zwischen die Fronten der Konfliktparteien zu geraten. Er ist mit verschiedenen Personen und Werten, aber auch mit verschiedenen Wünschen und Aufträgen konfrontiert.
Um dem Anspruch der Neutralität möglichst gerecht zu werden, wird in der Therapie ggf. ein weiterer Therapeut als Beobachter eingesetzt. In der sozialpädagogischen oder schulischen Praxis könnte statt dessen ein zweiter Anleiter bzw. ein Teamteacher diesen Platz einnehmen.
Wahrt der Therapeut die Neutralität nicht und solidarisiert sich mit einer Partei, so läuft er Gefahr, Teilnehmer des Systems zu verlieren, so dass die Therapie nicht erfolgreich abgeschlossen werden könnte. Auch muss dem Anleiter bewusst sein, dass (zirkuläre) Fragen immer auch einen suggestiven Wert haben.
Vom Anleiter wird daher ein hohes Maß an Selbstreflexion erwartet. Außerdem ist im Prozess selbst aktives Zuhören und eine permanente Reflexion des Gesagten von Nöten, um Anknüpfungspunkte für zukünftige Fragestellungen zu finden. Nur so erhält das Zirkuläre Fragen eine produktive Dynamik.
Eindeutig fallen Sachverhalte auf der Beziehungsebene, auch außertherapeutischer Art, in den Kompetenzbereich der Methode. Doch sie ist auch auf die Vermittlung inhaltlicher Aspekte, z.B. im Schulunterricht, übertragbar, wenn auch eingeschränkt. In der Kombination mit dem Rollenspiel erweist sie sich als hilfreiche Methode zur Perspektivenerweiterung und zum eigenständig forschenden Unterricht, der ein ganzheitliches Lernen ermöglicht. Der Unterricht wird fragend entwickelt und kann trotz anfänglich notwendigerweise starker Anleitung des Lehrers im fortgeschrittenen Stadium immer mehr teilnehmerzentriert funktionieren. Die Auswahl der Themen, die man unter Einsatz des Zirkulären Fragens bearbeiten kann, erscheint hingegen eher eingeschränkt. Naturwissenschaftliche Inhalte stellen sich als teilweise schwer umsetzbar dar, wenngleich auch hier z.B. in Kombination mit dem Metalernen durchaus Ansätze gefunden werden können. Da von den Schülern notwendig ein hohes Maß an Reflexionsvermögen vorausgesetzt wird, erscheint es sinnvoll, die Methode erst in höheren Klassenstufen zu verwenden.


6.2 Methodenvielfalt

Das Zirkuläre Fragen sollte zukünftig stärker in sozialpädagogischer Praxis und im Schulunterricht eingesetzt werden. Da sich die Methode in der therapeutischen Praxis zur Erarbeitung von Beziehungsgeflechten und Lösung von Konflikten als besonders effektiv erwiesen hat, ist ein verstärkter Einsatz des Zirkulären Fragens in der sozialpädagogischen Arbeit besonders wichtig. Im Schulunterricht bietet das Zirkuläre Fragen eine Möglichkeit, auch neben der Beziehungsarbeit das Fachwissen durch die Erarbeitung von zirkulären Prozessen in dem jeweiligen Themenbereich anzureichern.


6.3 Methodeninterdependenz

Grundsätzlich ist die Methode des Zirkulären Fragens mit allen anderen pädagogischen Methoden kombinierbar. Man sollte sie prinzipiell als Möglichkeit zum Perspektivenwechsel nutzen. Dabei bieten sich besonders die systemischen Methoden, wie z.B. Reflecting Team, Skulpturen, Supervision usw. an, da sie alle die gleichen systemischen Grundgedanken verfolgen.
Bei der Anwendung im Schulunterricht, im Prozess der Wissensvermittlung (Inhaltsebene), empfiehlt sich eine Verbindung besonders mit der Methode Rollenspiel oder dem Metalernen. Liegt der Fokus des Unterrichts auf der Beziehungsebene, wie z.B. bei der Problematisierung der Kommunikation und Kooperation, so empfiehlt sich der Einsatz der Feedback-Methode unter Einbeziehung der Techniken des Zirkulären Fragens.