Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

Am Anfang der Entwicklung einer auftragsorientierten Lern- und Arbeitsaufgabe, die auf ein Lernfeld bezogen ist, steht die Identifizierung betrieblicher Arbeitsprozesse. Hier kann eine Befragung der Betriebe durch die Auszubildenden oder durch die Ausbilder bzw. Lehrer erfolgen. Um einen betrieblichen Arbeitsprozess als Ganzes zu erfassen, ist die Aufgliederung in die einzelnen Handlungsschritte mit den darauf einwirkenden Rahmenbedingungen, sowie die von den Facharbeitern geforderten Fertigkeiten und Kenntnisse zu berücksichtigen. Als Beispiel für die Erfassung des Arbeitsprozesses ist folgende Matrix hilfreich (vgl. HOWE/ KNUTZEN 2007, S. 58).
In Vorbereitung des Lehr- Lernprozesses muss der Lehrende aus den einzelnen Arbeitsprozessen die notwendigen Anforderungen bestimmen. Die Zusammenfassung der spezifischen Inhalte ergeben die für die Berufsausübung relevanten Kompetenzen. Daraus ergibt sich das berufliche Handlungsfeld mit seinen gesellschaftlichen, berufs- und lebensbedeutsamen Dimensionen. Im letzten Schritt werden die beispielhaften, charakteristischen Arbeitsstrukturen in exemplarische Lernsituationen überführt. Das auftragsorientierte Lernen orientiert sich am betrieblichen Arbeitsablauf. Dabei lernen die Auszubildenden in komplexen Arbeitssituationen. Der Lernprozess wird, angelehnt an die betrieblichen Schritte der Auftragsbearbeitung, als vollständige Handlung dargestellt. Dabei sind allerdings in Bezug auf die „Vollständigkeit“ die Einschränkungen zu beachten, dieReich (siehe oben unter 3.) markiert hat.

Matrix

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Matrix nach HOWE/ KNUTZEN 2007, S. 58

Das Modell der „vollständigen Handlung“ und Auftragsorientierung nach Sander:

Auftragshandlung

(Quelle: SANDER, M.: Das Konzept „Lernen im und am Kundenauftrag“. In: HOPPE, M./HUMMEL, J./GERWIN, W./SANDER, M. 2003, S. 51)


Die Phasen des auftragsorientierten Lernens:

Auftragsakquisition (1. Informieren)
Der Kundenauftrag wird im besten Fall als realer Kundenauftrag oder als simulierter Kundenauftrag, der sich an der betrieblichen Realität orientiert, an die Auszubildenden herangetragen. Um dieses im Vorwege zu sichern, muss eine betriebliche Erhebung der Auftragsarten in den Betrieben erfolgen (vgl. HOWE/ KNUTZEN 2007). Nachdem sich der Kunde mit einer Anfrage an den Fachbetrieb gewendet hat, erhält der Auszubildende zunächst die Möglichkeit, eine gestalterische Initiative zu entwickeln, indem er dem Kunden verschiedene Umsetzungsvorschläge unterbreitet. Auf der Grundlage selbst recherchierter Informationen erfolgt eine erste Kundenberatung hinsichtlich verschiedener Angebote.

Auftragsannahme (2. Planen)
Die Kundenanfrage wird analysiert und unter Berücksichtigung der Wünsche des Kunden konkretisiert. Der Auszubildende prüft die Machbarkeit des Auftrags, indem eine erste Kostenkalkulation und Vorabplanung durchgeführt wird. Diese Phase ist verbunden mit der Entwicklung klarer Zielsetzungen und macht eine gedankliche Vorwegnahme des Handlungsergebnisses erforderlich. Einigen sich Auszubildender und Kunde auf ein Auftragsergebnis, wird ein Angebot erstellt und die Auftragsannahme schriftlich abgeschlossen.

Auftragsplanung (3. Entscheiden)
Nach der Auftragsannahme plant der Auszubildende die Fertigung, wobei neben dem Aspekt der Fertigung im Team und dem rationellen Fertigungsablauf auch die Dokumentation vorbereitet wird. Das verlangt eine Aneignung von Informationen über die Einzelbereiche der komplexen Aufgabenstellung. Aufgrund dieser selbst erarbeiteten Erkenntnisse trifft der Auszubildende eine begründete Entscheidung über die Bedingungen des Handelns und die folgenden Fertigungsschritte. Dazu gehören die Bestimmung der für die Auftrags­durchführung benötigten betrieblichen Ressourcen und die Festlegung des Einsatzes von Werkzeug und Material. Die Personal- und Terminplanung sowie Koordinierungen organisatorischer Art sind ebenfalls Bestandteil der Auftragsvorbereitung.

Auftragsdurchführung (4. Ausführen)
Die Auftragsplanung wird in der Werkstatt umgesetzt, wobei eine kontinuierliche Qualitätssicherung das Erreichen eines fehlerfreien Endergebnisses sicherstellt. Durch die Einbindung des Auszubildenden in den gesamten Arbeitsprozess wird er in die Lage versetzt, während der Fertigung vorherige oder später im Arbeitsprozess liegende Arbeitsschritte mit zu bedenken. Für den innerbetrieblichen Ablauf kann eine Dokumentation der benötigten Arbeitszeit, aller verwendeten Materialien sowie der Fertigungsschritte notwendig sein.

Auftragsübergabe (5. Kontrollieren)
Ist die Fertigung abgeschlossen, erfolgt eine Qualitätskontrolle z.B. in Form einer sicherheitstechnischen Überprüfung oder Funktionskontrolle. Bevor das Produkt oder die Dienstleistung dem Kunden übergeben wird, prüft der Auszubildende, ob die in der Auftragsannahme festgelegten Anforderungen erreicht wurden. Erst wenn alle Qualitätsmerkmale erfüllt sind, wird das Produkt dem Kunden übergeben. Auch diese Auftragsphase erfordert neben Planung und Organisationsfähigkeiten eine Kompetenz des Auszubildenden in Bezug auf Beratung und Anleitung des Kunden.

 Auftragsauswertung (6. Bewerten)
Ähnlich der betrieblichen Nachkalkulation wird der Arbeitsprozess reflektiert und im Hinblick auf Schwachstellen im Ablauf oder in der Umsetzung untersucht. Zu den Kriterien gehören z. B. neben der Kostenabrechnung, die Auswertung der Auftragsformen unter Aspekten des Umwelt- und Gesundheitsschutzes sowie Überlegungen zu Qualität sichernden Maßnahmen. Die hier gewonnen Erkenntnisse fließen in den nächsten Auftrag ein und sensibilisieren den Auszubildenden, sämtliche Auftragsphasen kontinuierlich zu hinterfragen.


Ausbilderrolle_vollständige_Handlung

 

 

 

 

 

 

(Quelle: KOCH, J./SELKA, R. u.a.: Leittexte - ein Weg zu selbständigem Lernen BIBB (Hrsg.), 2. Auflage 1991)

Die Umsetzung der zu einen Kundenauftrag (real oder simuliert) gewordenen Arbeitsaufgabe ist die Sache der Lernenden, die Lehrenden greifen in der Durchführung nur noch moderierend ein. Durch das selbsttätige Informieren und Planen des Arbeitsprozesses werden die Auszubildenden in die Lage versetzt einen Arbeitsprozess im Vorwege zu analysieren und evtl. entstehende Probleme zu erkennen. Die einzelnen Handlungsschritte sollten von den Lernenden weitgehend selbstständig und nach Möglichkeit in unterschiedlichen Sozialformen bearbeitet werden. Dazu ist es erforderlich, das Vorgeben von fertigen Lösungen und ausgearbeiteten Konzepten zu vermeiden und den Lernenden Gestaltungsfreiräumen zu ermöglichen. Diese Erfahrungen versetzen die Auszubildenden in die Lage auch als Facharbeiter der fortschreitenden Technologie und Entwicklung in ihrem Berufsfeld folgen zu können.