Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

Gedächtnismaterial wird am besten behalten, wenn man es in ein kognitiv vielfältig verankertes System unter Einschluss eigener Handlungen integrieren kann. Hierzu gibt Kersten Reich in der „Konstruktivistischen Didaktik“ im Kapitel 6 sehr viele Hinweise. Bei der Rätsel- bzw. Quizmethode kann das Wiederholen, das als Lernarbeit oft ermüdend erscheint, zumindest phasenweise zu einem freudigen, lustbetonten Tun werden, das der Langeweile entgegenwirkt. Die meistens vorgegebene Lückensituation oder die Denksportaufgabe verlangt nach Klärung und Vervollständigung und wirkt auf diese Weise motivierend und inspirierend auf den Schüler. Er ermüdet nicht, sondern prägt sich tiefer ein, was er beim Rätselspiel oder im Quiz erfährt. Da der Schüler seine Aufgabe erfüllen will, um das Rätsel/Quiz zu lösen, prägt er sich für dieses Ziel ein, was an Kenntnissen für das Erfüllen der Aufgabe, in der Gruppe oder im Vergleich mit anderen auch für das Gewinnen, notwendig ist. Voraussetzung ist jedoch, dass die Schüler tatsächliche Erfolgsaussichten bei den gestellten Rätseln oder im Quiz haben und dass diese zugleich verständlich und überschaubar sind. Solange dies zutrifft, haben sie in der Regel auch Freude daran.



4.1. Grundidee:

Rätsel/Quiz dienen dazu, wichtige Grundinformationen zu einem Thema an die Lerner heranzutragen und entsprechende Klärungen anzuregen. Durch vorgegebene Kontrollhilfen und -hinweise wird sichergestellt, dass es zu richtigen Ergebnissen und zu einer verlässlichen Selbstkontrolle der Lerner kommt. Auf diese Weise werden die behandelten Informationen intensiv in einem spielerischen Prozess behandelt und darüber kontextbezogen verinnerlicht. Die Spielehandlung kann teilweise auch als ein Handlungsfeld gesehen werden, das ansonsten ein bloßes Auswendiglernen ersetzen oder ergänzen hilft.
In der Unterrichtspraxis werden Quiz und Rätsel leider noch zu wenig eingesetzt. Ein Grund hierfür könnte sein, dass die Vorbereitung den Lehrenden viel Arbeit macht. Dagegen steht jedoch der Anspruch der konstruktivistischen Didaktik, dass gerade durch den gezielten Einsatz solcher kleiner Methoden der Lernprozess nicht nur aufgelockert wird, sondern auch neue Zugänge und Perspektiven bietet, die für die Lerner sehr produktiv sein können. Lehrende sollten erkennen, dass ihr Arbeitseinsatz in der Vorbereitung dadurch belohnt wird, dass auch sie mehr Spaß am Unterricht haben werden.
Das Rätsel/Quiz wird zu einem didaktischen Spiel, wenn durch die einbezogenen Regeln auch die Art und Weise der Lösung angegeben wird. Es gilt ungelöste Fragen und Probleme zu erkennen und zu lösen, worin sich die Intelligenz des Lerners zeigt. Das Rätsel/Quiz hilft diese Fähigkeiten z.B. der Zusammenhangserfassung, des Analysierens und Synthetisierens, der schnellen Reaktion, das Gewinnen eines Überblicks usw. auszubilden. Bewusst wird ein Glied in einer Gedankenkette ausgelassen, so dass die Denktätigkeit in eine bestimmte Richtung gewiesen wird und der Lerner dieses fehlende Glied selbstständig findet. In der Spielsituation, die dem Lerner einleuchtet, sein Gefühl anspricht und seine Aufmerksamkeit herausfordert, befolgt er die Arbeitsanweisungen und Regeln gerne und sieht sie als er­strebens­wertes Ziel.

 

4.2. Übung:

In Stillarbeit oder in einer Kleingruppe wird das vom Lehrer ausgewählte und ausreichend kopierte Rätsel/Quiz bearbeitet. Wie die Bearbeitung auszusehen hat, ergibt sich aus den Arbeitshinweisen auf den Arbeitsblättern. Die selbstständige Gestaltung der Lerner wird dadurch recht gut ermöglicht. Eine Aktivität des Lehrers ist dann als organisierender Faktor zusätzlich nicht nötig, wenn die Arbeitshinweise klar verstanden werden. Sowohl Einzel- wie auch Partner- oder Gruppenarbeit ist dabei möglich. Die Auswahl dieser Formen richtet sich nach dem erstrebten Ziel und den Vorkenntnissen. Wenn der Lerner bei der Bearbeitung Schwierigkeiten hat und mutlos werden könnte, empfiehlt sich die Partnerarbeit als „Helfer-Prinzip“, um dem vorzubeugen. So können sich die Schüler auch dank der vorgegeben Arbeits- und Kontrollhilfen recht gut selbst helfen und korrigieren. Gruppenarbeit ist insbesondere dann sinnvoll, wenn das Quiz oder Rätsel durch Wettkampf gesteigert und auch zur Stärkung des sozialen Lernens eingesetzt werden soll.

 

4.3. Auswertung:

Anschließend an Bearbeitung und Selbstkontrolle der Lerner werden die Lösungen ausgewertet. Dies kann unterschiedlich erfolgen. Hier können die Arbeitsblätter z.B. zwischen je zwei bis drei Tischnachbarn ausgetauscht und abermals durchgesehen werden. Auf diese Weise besteht die Möglichkeit, Unklarheiten untereinander anzusprechen und abzuklären. Wenn nötig kann der Lehrer als Experte dienen, sollte sich jedoch so weit wie möglich zurückhalten und die Lösung der Aufgabe den Lernern überlassen.
Zum Schluss hin besteht für die Lerner die Möglichkeit einen „Merksatz“ vor dem Hintergrund der erarbeiteten Informationen zu formulieren, der ihnen bei einem erneuten Auftreten der dargestellten Problemsituation ins Gedächtnis gerufen wird und diese somit erleichtert. Wird dieses Verfahren gewählt, dann ist es jedoch wichtig, dass die Lerner versuchen sollten, diesen Satz selbst zu konstruieren.

 

4.4. Zeitbedarf:

Der Zeitrahmen hängt von der Aufgabe ab, aber in der Regel sollte die Zeit für diese Methode nicht zu lang angesetzt werden. Meistens können 15 bis 30 Minuten schon ausreichen. Nur sehr selten wird man mehr als eine Stunde ansetzen. Dies könnte vor allem bei größeren Quizrunden der Fall sein.



4.5. Möglichkeit des Wettstreits:

Das Ausüben von Rätseln/Quiz kann in Form eines Wettstreits zwischen den Lernern auch als sehr spannend und somit motivierend erlebt werden. Diese Spannung hat zwei Ursachen: Zum einen beruht sie auf der Ungewissheit, ob eine Aufgabe gelöst werden kann, zum anderen durch den Wettstreit und damit Vergleich zwischen Lernern oder Lernergruppen. Die Offenheit des Spielausganges, sei es im Blick auf die zu bewältigende Aufgabe, sei es im Blick auf den Leistungsvergleich mit anderen Partnern, entwickelt eine Spannung, die die Lerner anspornen kann. Diese Art von Spiel motiviert die Lerner nicht nur im Augenblick des Vollzugs, sondern sie sind zugleich ein Anreiz, die vorbereitende Lernarbeit bereitwilliger auf sich zu nehmen.
Herausgefordert wird der Lerner allerdings nur dann, wenn er sich eine Gewinnchance erhoffen kann. Darum ist es wichtig darauf zu achten, dass das Rätsel/Quiz weder zu schwer noch zu leicht gestellt wird und die Wettkampfpartner in etwa gleich leistungsfähig sind. Zu schwierige Aufgaben demotivieren die Schüler ebenso wie zu leichte. Bei einer Spielerei, die unterhalb der Leistungsgrenze des Lerners bleibt, übt man weder das Erlernte ein noch lernt man etwas Neues dazu.
Die Schaffung von Konkurrenzsituationen durch Wettstreit im Unterricht kann jedoch auch zu Problemen führen. Zum einen haben gerade die schwächeren Schüler geringere Erfolgs­chancen, zum anderen kann das Konkurrenzverhalten bewusst oder unbewusst gefördert werden. Dies sollte bei der Durchführung von vornherein bedacht werden. Dem kann entgegengewirkt werden, indem man durch das zufällige oder gewollte Zusammenstellen von Spielgruppen für bessere Chancengleichheit sorgt und sich der Lehrer bewusst vor Augen hält, dass der Moment des Wettstreits nur ein Spielmerkmal neben vielen anderen ist. Beachtet man dies, kann das Rätsel/Quiz im Wettstreit als Lehrmethode sehr erfolgreich sein.

 

4.6 Lerner erstellen Quiz/Rätsel:

Eine besonders konstruktive Methode der Nutzung von Quiz und Rätseln ist es, wenn die Lerner nach Abschluss einer Lerneinheit für eine andere Gruppe (entweder innerhalb ihrer Lerngruppe oder für eine externe Lerngruppe) ein Quiz oder Rätsel erstellen. Durch das Stellen der Aufgabe lernen sie meist noch mehr als durch das Lösen einer Vorgabe. Sofern sie dann auch noch die Lösung der anderen kontrollieren können, vermag dies auch ein besondere Erfolgserlebnis zu schaffen.