Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

6. Reflexion der Methode


>> 6.1 Methodenkompetenz
>> 6.2 Methodenvielfalt
>> 6.3 Methodeninterdependenz


6.1 Methodenkompetenz

Die Erlebnispädagogik kann die Methodenkompetenz dadurch erweitern, dass in künstlichen Lernwelten oft ausgeklammerte Erlebnisse, konkret sinnliche Situationen und körperliche Herausforderungen wieder eine Rolle spielen. Dabei ist eine Handlungsorientierung vorherrschend, de je nach Setting und einer Entscheidung, wohin die „Reise“ geht (es müssen nicht immer große Strecken zurückgelegt werden, möglich sind auch „innere Reisen“), sorgfältig vorbereitet und durchgeführt werden muss. Hierbei erscheint es als grundlegend wichtig, die Teilnehmer möglichst immer von vornherein einzubeziehen. Im Mittelpunkt sollten in Planung und Durchführung das Erleben selbst und ein „learning by doing“ stehen. In unserer oft erlebnisarmen Welt können kleine oder große Ausbrüche aus gewohnten Sichtweisen oder dem Alltagstrott eine wohltuende Abwechslung und eine Rückbesinnung auf uns wesentliche Fragen sein.

In der Erlebnispädagogik wird eine vielfältige Verankerung methodischer Kompetenzen mindesten in folgenden Bereichen angestrebt: (1) Individuelle Ebene (persönliche Erkenntnisse; an Grenzen kommen, Grenzen überwinden). (2) Soziale Ebene (Gruppenerfahrung; Verantwortung für sich und Gruppe übernehmen). (3) Sachliche Ebene (Inhalte werden vermittelt) und (4) Ökologische Ebene (Schärfung des ökologischen Bewusstseins; Verantwortung übernehmen).

Die erlebnispädagogischen Aktivitäten lassen sowohl Gruppenaktivitäten als auch Einzel­unter­nehmungen, die so genannten Soli, zu. Beide Formen bieten die Möglichkeit der Selbsterfahrung, denn es gibt sowohl Kinder und Jugendliche, die Probleme haben, sich in Gruppen einzubringen, als auch solche, die nicht alleine sein wollen und ein starkes soziales Umfeld benötigen.

Die Methodenkompetenz in der Erlebnispädagogik erfordert besonders ein starkes Einfühlungs­vermögen des Pädagogen. Eine pädagogische Schulung und Erfahrungen in kommunikativer Hinsicht, ein positives Beziehungsverhalten und Qualifikationen als Berater und Moderator sind notwendig. Auch die Teilnehmer tragen ihren Teil (je nach Anteil der Eigenverantwortlichkeit) zu der Entwicklung des Projekts bei, indem sie bereit sind, neue Erfahrungen zu machen und ihre persönlichen Qualitäten in den Lernprozess mit einzubringen. Was den schulischen Rahmen angeht, so ist die Erlebnispädagogik ein Mittel, um Lerninhalte abwechslungsreicher und dynamischer zu gestalten und um herauszufinden, ob sich die Theorie in der Praxis erleben und gestalten lässt. Exkursionen, Projektwochen, Wandertage und Waldjugendspiele sind z.B. mögliche Anlässe, die erlebnispädagogisch leicht genutzt werden können.

Oft wird die erlebnispädagogische Arbeit als „Kurzzeitpädagogik“ bezeichnet, deren methodische „Insellage“ ein Ausschalten von Außenbezügen und Einflüssen der Umwelt erzwingt, was die vermittelten Kompetenzen mangels eines hinreichenden Transfers in die alltägliche Praxis verhindert. Wenn dabei bemängelt wird, dass der Teilnehmer seine Erkenntnisse nicht genug in den Alltag transferieren könne, weil dieser viel zu weit weg sei, dann wird schnell vergessen, dass genau da auch die Stärke der Methode liegt. Dadurch dass Erlebnisse erfahren und neu gedeutet werden können, entdeckt und entwickelt der Teilnehmer vielleicht ein bisher nicht erkanntes Potenzial. So kann auch ein zweiwöchiges Projekt langfristige Auswirkungen zeigen, denn manchmal ist es nur ein kleiner Anstoß, der den Stein ins Rollen bringt. Die zumeist ungewöhnlichen Erfahrungen bieten neue Perspektiven und führen nicht zuletzt dazu, unser alltägliches Leben kritischer zu sehen und Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen.

Die Erlebnispädagogik ist eine Methode, die therapeutisch unterstützend und sogar präventiv wirken kann, jedoch sollte sie nicht als ein Allheilmittel oder als eine Art letzte Instanz zur Rettung ursprünglicher Werte betrachtet werden.

Betrachtet man die Methode aus konstruktivistischer Sicht relativiert sich die Möglichkeit einer pädagogischen Einflussnahme mit stringenter Zielsetzung ohnehin erheblich. Erlebnispädagogik kann nur zum Ziel haben, einen Anstoß zu geben, der Lernprozesse in Gang setzt. Dies bewahrt uns vor dem Irrglauben, mit Erlebnispädagogik die Teilnehmer nach unserem Geschmack „erziehen“ zu können. Als eine von vielen handlungsorientierten Methoden kann Erlebnis­pädagogik sehr viel leisten, aber eben auch nicht alles.


6.2 Methodenvielfalt

Die Erlebnispädagogik lässt ein Arbeiten mit den unterschiedlichsten Methoden nicht nur zu, sie lebt von der Vielfältigkeit ihrer Methoden und Herangehensweisen. Ihre Ausrichtung ist stark handlungsorientiert, doch dies sollte Reflexionen immer auch einschließen. Viele andere Methoden können durch die erlebnispädagogische Ebene erweitert werden, denn überall, wo ein ganzheitliches Lernen mit Kopf, Herz und Hand angestrebt wird, sollten das Erleben der Lerninhalte, eine experimentierende Erfahrung und mögliche Begeisterung nicht fehlen. So wird Pädagogik zum Erlebnis.

Der Aspekt des Selbsttätigwerdens, des „learning by doing“ und die Eigenverantwortlichkeit sind wichtige Komponenten und – nicht nur bei dieser Methode – Voraussetzung für einen günstigen Lern- und Entwicklungsprozess.

Besonders wenn es um die kritische Hinterfragung von Lebensumständen und das Aufdecken von Missständen in der Gesellschaft geht, kann die Erlebnispädagogik zu Perspektivwechseln als notwendige Voraussetzung von Kritik besonders gut beitragen.

Die Erlebnispädagogik ist ein weites Feld und schwierig einzugrenzen, jedoch genau deshalb ist sie vielfältig einsetzbar und oft in Mischformen mit anderen Methoden sinnvoll einzusetzen.


6.3 Methodeninterdependenz

Die Ziele der Erlebnispädagogik kommen denen der Projektmethode sehr nahe. Beide Methoden konzentrieren sich sehr auf die Beteiligten und eine durch ihr Handeln eingeleitete Eigendynamik des Prozesses. Die Erlebnispädagogik bedient sich der Projektmethode in dem Sinne, dass die Beteiligten oftmals in die Vorbereitung und Planung von erlebnispädagogischen Aktivitäten mit einbezogen werden. So kann, fast beiläufig, die eigenverantwortliche Organisation und Planung eines Projektes unter der Berücksichtigung vieler Interessen erlernt werden.

Der Pädagoge steht hier als Berater zur Verfügung und ist für sachliche Fragen und je nach Gruppenentwicklung auch für die weitere Ausgestaltung dr Beziehungsebene und einen günstigen Lernrahmen zuständig, obwohl er grundsätzlich prozessorientiert, falls schwierigere Probleme auftauchen, in das Geschehen eingreifen kann.

Die Erlebnispädagogik ist oftmals als eine Beimischung in anderen Methoden schon vorzufinden. Erlebnisfahrten, Feste/Feiern, Lernfahrten, Wandertage, Theateraufführungen – sie alle bergen die Chance zu „Ausflügen“ mit Erlebnis- und Lerncharakter. Genau wie Fantasiereisen, Rollenspiele, Experimente und Erkundungen sich wunderbar eignen, um in erlebnispädagogische Aktivitäten mit eingeflochten zu werden. Es kommt hier vor allem auf die Kompetenz und das Einfühlungsvermögen des Pädagogen an, die Potenziale der Beteiligten zu aktivieren und sich der verschiedenen Methoden zu bedienen.