Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

5. Beispiele

Gruppenarbeit ist eine Methode, die sich in vielen anderen Methoden des Methodenpools wiederfindet. Die anderen größeren handlungsorientierten Methoden und die kleineren Techniken sind immer besondere Gruppenarbeiten, die eine spezifische Form mit eigenen Regeln und Deutungen angenommen haben. Deshalb wählen wir hier nur einige Beispiele für Gruppenarbeiten im engeren Sinne aus, die sich auf die Gruppenarbeit selbst beziehen..
 

5.1Regelplakat erstellen

Nach Klippert (2009) besteht die wichtigste Aufgabe darin, bevor die Gruppenarbeit überhaupt eingeführt wird, Regeln aufzustellen. Diese Regeln sollen innerhalb der Klasse erarbeitet werden, damit sich danach jeder an den ausgearbeiteten Kodex leichter und überzeugter halten kann.
Zuerst sollte jeder Schüler für sich ein paar Minuten Regeln aufschreiben, welche er für wichtig erachtet. Nach ca. fünf Minuten werden dann mehrere 3er Gruppen gebildet, die sich im Raum verteilen. In diesen 3er Gruppen wiederum werden Vorstellungen der einzelnen eigenen Ideen auf einem Protokollblatt „Die sieben goldenen Regeln der Gruppenarbeit“ festgehalten. Die Wahl der Zahl 7 ist willkürlich, es könnten auch 10 Regeln sein. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Zahl 10 recht günstig ist, aber mehr als 10 Regeln werden zu unübersichtlich. In unteren Jahrgängen können weniger Regeln auch überschaubarer sein.
Bei der Regelbildung ist es nach Klippert besonders wichtig, innerhalb der Gruppe zu diskutieren und zu argumentieren. Erst der Konsens aus der Diskussion soll auf das Protokollblatt geschrieben werden.
Die dritte Phase ist die wichtigste. Je zwei oder drei der ursprünglichen 3er Gruppen werden zusammengelegt und bilden eine Großgruppe. Die entstandenen Großgruppen betrachten die bisher erbrachten Ergebnisse aus den Kleingruppen, um aus diesen dann die „10 goldenen Grundregeln der Gruppenarbeit“ (oder entsprechend 7 oder 5) auszuwählen. Entscheidend ist nach unserer Erfahrung hierbei, dass oft aus mehreren kleineren Regeln eine gemeinsame größere entwickelt wird. Die erarbeiteten und gestalteten Plakate mit den Ergebnissen der jeweiligen Gruppen werden anschließend im Plenum vor der Klasse vorgestellt. Auf dieser Basis werden dann gemeinsam Regeln und Verhaltensweisen für die Arbeit in Gruppen vom Plenum mit der Lehrerin/dem Lehrer festgelegt und aufgeschrieben.

Arbeitsaufträge für die Kleingruppen:
Überlegt euch in eurer Gruppe sieben (zehn) wichtige Verhaltens- und Arbeitsregeln für die Gruppenarbeit, damit diese möglichst reibungslos und erfolgreich verläuft.
(denkbare Regel:“ Wir fangen zügig mit der Arbeit an!“)
Jedes Gruppenmitglied trägt die herausgefundenen Regeln in sein eigenes Formblatt ein.
Anschließend werden neue Gruppen gemischt, die auf der Basis der vorliegenden Regelkataloge ein großes Regelplakat mit insgesamt zehn (fünf, sieben; …) wichtigen Gruppenarbeitsregeln gestalten.

Endresultat
Ein großes Plakat im Klassenzimmer auf dem die vereinbarten Regeln für Gruppenarbeit nach dem Plenum stehen. Auf dieses Plakat wird während der Gruppenarbeiten und bei ihrer Auswertung immer wieder Bezug genommen.


5.2 Funktionsträger bestimmen

Es gibt bei Gruppenarbeiten immer wieder unterschiedliche Rollen oder Funktionsträger/innen, die zuvor bestimmt werden müssen, damit die Arbeit in guter Selbstorganisation ablaufen kann (vgl. z.B. ebenfalls Klippert 2009). Solche Funktionsrollen können z.B. sein:

  • Gesprächsleiter
  • Regelbeobachter
  • Fahrplanüberwacher
  • Zeitmanager
  • Designer
  • Präsentator

Die Funktionen innerhalb einer Gruppenarbeit (Gesprächsleiter, Regelbeobachter etc.) werden von der Lehrperson zu Beginn erläutert. Sind noch keine Funktionen bekannt, dann könnte man nach Klippert folgendermaßen bei der Einführung vorgehen: In Partnerarbeit erhalten die SchülerInnen zwei Arbeitsblätter, auf denen beabsichtigte Funktionen stehen. Die SchülerInnen sollen aufschreiben, was sie sich unter den jeweiligen Funktionen vorstellen und welche Aufgabe sich dahinter verbergen könnte. Hierbei soll auf eigene Erfahrungen zurückgegriffen und Vermutungen sollen angestellt werden. Nach einer Viertelstunde (je nach Schnelligkeit der SchülerInnen) werden 4er und 6er Gruppen gebildet, die sich ihre Ideen und Vorstellungen gegenseitig präsentieren. Auf Basis der Ergebnisse sollen die Kleingruppen möglichst detaillierte Beschreibungen der Funktionen festhalten, um sie dann im Plenum der Klasse arbeitsteilig vorstellen zu können. Durch die Diskussion im Plenum und weiterführende Hinweise der Lehrperson erhalten die Schüler Einblick in die noptwendigen Rollen bei einer gelingenden Gruppenarbeit.


5.3 Gruppenarbeit innerhalb einer Lektion/reproduktiver Wissenserwerb

Feigenwinter (1975) spricht sich in seinem Werk dafür aus, dass Gruppenarbeiten auch durchaus innerhalb einer Lektion realisiert werden können und auch sollten. Hierfür zieht er ein Unterrichtsbeispiel aus der Geografie heran:
Die Klasse wird in 8 Gruppen aufgeteilt, von denen je zwei Gruppen die gleiche Aufgabe haben, damit nachher eine bessere Vergleichbarkeit und Ergänzung möglich ist. Ziel ist es, dass die SchülerInnen ihnen bereits bekanntes Wissen wiederholen und es zusammenfassend der gesamten Klasse vortragen können.
Die einzelnen Gruppen erhalten ihre Gruppenaufgaben und haben Zeit, diese durchzulesen und Fragen dazu zu stellen. Das zur Verfügung gestellte Material ist den SchülerInnen bekannt, sodass sie mit ihren Aufgaben beginnen können.
Nach der Bearbeitung der Aufgaben kann eine Reflexion einfließen, die aber nicht zwingend notwendig ist. Hier kann gefragt werden, ob die SchülerInnen ihrer eigenen Einschätzung zufolge ihr Ziel erreicht haben und wozu diese Aufgabe nützlich gewesen sein könnte.
Mit den Ergebnissen der Gruppe kann man nun jeweils in verschiedene Richtungen gehen. Man vergleicht die zwei Arbeiten der jeweils doppelten Gruppen; geachtet wird dabei auf Richtigkeit, Ausführlichkeit etc. Alle bearbeiteten Aufgaben werden gemeinsam durchgegangen, so dass jeder an der Wiederholung teilhaben kann.
Ein Zielkatalog wird ausgeteilt, in dem festgehalten wurde, was zu diesem Thema zu wissen ist. Die SchülerInnen können anhand dieses Kataloges weiter wiederholen.
Diese Form der Wiederholung in Gruppen hat viele Vorteile. Schwächere SchülerInnen können von den stärkeren SchülerInnen in der Gruppe ohne die Angst vor einem Kommentar des Lehrers unterstützt werden. Auch die SchülerInnen, die sich bereits sehr gut in dem Thema auskennen, haben durch das Erklären die Möglichkeit, den Stoff noch einmal zu vertiefen. Außerdem wird in der Gruppenarbeit die Kommunikative Kompetenz gestärkt, die in der Wiederholung in der Form des Frontalunterrichts nicht gewährleistet werden könnte.

In dieser Form wird die Gruppenarbeit oft als Ergänzung zum Frontalunterricht benutzt. Aber es ist offensichtlich, dass durch diese Vorgehensweise nicht die volle Breite des Gruppenunterrichts ausgeschöpft werden kann.

 

5.4 Lesetipps

Viele praktische Unterrichtsbeispiele zum Gruppenunterricht sind im 4. Kapitel des Buches von Herbert Gudjons(2003) Handbuch Gruppenunterricht zu finden (u. a. emanzipatorischer Unterricht, zum Thema Ausländer, Gruppenunterricht in Sexta und Oberprima, Gruppenlernen in der Grundschule oder in der gymnasialen Oberstufe, Gruppenpuzzle und Gruppenrallye).

Auch in Klippert (2009): Teamentwicklung im Unterricht werden einige praktische Unterrichtsbeispiele vorgestellt (u. a. Stamm- und Expertengruppen zum Thema „Bienen“, Gruppenarbeit der Berufsgruppe Fachhandelspacker, und auch Beispiele, wie es nicht sein sollte: zum Thema „Französische Revolution“, Gruppenarbeit in einem Automobilunternehmen). Außerdem werden zahlreiche Angebote für die praktische Unterrichtsarbeit vorgestellt.

Noch mehr Beispiele finden sich in unserem Methodenpool etwa zur Umwelterziehung, aber auch in der Beschreibung der einzelnen Methoden, die alle Gruppenverfahren sind.