Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

3. Theoretische und praktische Begründung

>> 3.1. theoretische Begründung
>> 3.2. prakttische Begründung


3.1. Theoretische Begründung

Der Ursprung von Methoden, die auf das Merken und Erinnern abzielen, geht bereits auf Pythagoras und Aristoteles zurück. Diese haben Lern- und Gedächtnistechniken vorge­schlagen, damit das, was gelehrt wurde, möglichst leicht im Gedächtnis behalten wird. Als Gedächtnistraining wurde z.B. der vorherige Tagesablauf gedanklich wiederholt, indem akustische und taktile Reize einbezogen wurden. Den Griechen waren Lern- und Gedächtnistechniken so wichtig, dass sie eine Göttin danach benannten, nämlich Mnemosyne, die Göttin der Erinnerungsgabe.

Heute gelten alle Methoden, die das Auswendiglernen und Erinnern erleichtern, als Mnemotechniken (vgl. Zintl 1998, 108). Als Spiel wie als Gedächtnistraining begründet sich Memory theoretisch in Erkenntnissen über Gehirn- und Gedächtnisleistungen sowie Lernen und Lernvoraussetzungen. Wichtige Faktoren für die Anwendung und den Erfolg von Memory sind in der Regel eine klare Zielsetzung, Motivation, Konzentration, Entspannung, Kreativität und die Verknüpfung mit allen Sinnen. Bezüglich des Einsatzes der Sinne könnte z.B. ein Auftrag an Gedächtnistrainierende so lauten: Stell dir die Geschichte, die du entwickelst, vor, sehe sie, spüre sie, schmecke sie und höre sie.

Die Mega Memory-Methode lebt von der Verknüpfung eines zu lernenden Inhaltes mit Sinneswahrnehmungen, Gefühlen, optischen Bildern und Symbolen. Darüber hinaus spielen Geschichten oder Aktionen eine wichtige Rolle, die in der Vorstellung im Blick auf ihre Anzahl, Größe, Farben, Formen usw. stark übertrieben werden, „denn unser Gehirn lechzt geradezu nach aberwitzigen Bildern. Ihm sind diesbezüglich keine Grenzen gesetzt“ (Staub 2001, 42).

Bei der Mega Memory-Methode wird die Logik mit der Kreativität verknüpft, wobei eine Lokalisierung von Begriffen im Gehirn entstehen soll. Diese Technik, die Gregor Staub als „Briefkasten-Technik“ bezeichnet, ist auch unter der Bezeichnung „Haken-Technik“ oder „Loci-Technik“ (von griechisch locus = der Ort) bekannt (ebd., 91). Während die festen Symbole, die als Grundlage der Mega Memory-Methode dienen, in der linken Hirnhälfte verarbeitet werden, so lautet die durchaus umstrittene Hypothese, welche vermehrt die Funktion des logischen, rationalen Denkens übernimmt, verarbeitet die rechte Hirnhälfte mehr die kreativen Verknüpfungen, die individuell hergestellt werden. Wir sollten jedoch zur Zeit auf solche hirnbezogenen Herleitungen verzichten, da sie uns keineswegs eindeutig verifiziert erscheinen.

Laut Geisselhart sind Lerntechniken dann besonders erfolgreich anzuwenden, wenn man sich in einem Entspannungszustand befindet (vgl. Geisselhart 2002, 81 ff). Ein Ent­spannungs­zustand ist vor allem durch eine entspannte Konzentration gekennzeichnet, was Kinder offenbar im Memory auf der Kurzzeitgedächtnisebene leichter als Erwachsene realisieren können. Optimal erscheint in der Literatur hier der sogenannte Alpha-Zustand, den Erwachsene durch Entspannungstechniken (z.B. Autogenes Training) erreichen können.

In Bezug auf das Einprägen von Lerninhalten ist es wichtig, vorab zu klären, ob das Gelernte für kurze oder längere Zeit gemerkt werden soll. Für das Einprägen eines Einkaufszettels, der noch am gleichen Tag benutzt wird, würde ein Transfer ins Kurzzeitgedächtnis ausreichen, während z.B. das Merken von Geburtstagen oder anderen wiederholt abzurufenden Informationen günstiger im Langzeitgedächtnis gespeichert werden sollte. Um das Gelernte möglichst sicher im Kurzzeitgedächtnis zu behalten, gilt es, das gerade Gelernte nach mindestens 5 und spätestens 30 Minuten zu wiederholen, wie besonders Vester aus der Literatur zusammenfasst. Allerdings sollte man auch hier wissen, dass die Gedächtnismodelle, von denen hier heutzutage ausgegangen wird, hypothetische Konstrukte sind. Menschen zeigen zudem große Varianzen, so dass jeder sein optimales Gedächtnis mit den für ihn optimalen Techniken finden muss. Zur Sicherung der Übertragung vom Kurz- ins Lang­zeitgedächtnis sind, so zeigt die Praxis immer wieder, Wiederholungen erforderlich. Die erste Wiederholung, so vermutet man, sollte nach 24 Stunden, die letzte nach mindestens drei Tagen erfolgen (vgl. Staub 2001, 37 ff).


3.2. Praktische Begründung

Das klassische Memory-Spiel hat den Vorteil, dass seine methodische Struktur vielen bekannt ist, so dass einfach zu lernen und anzuwenden ist. Es ist allen Altersgruppen und Genera-tionen zugänglich und kann in allen denkbaren Lehr- und Lernkontexten angewandt werden, um sich bestimmte Inhalte auf spielerische Art einzuprägen. Das Memory-Spiel kann sowohl von einem „Spieler“ alleine durchgeführt werden und einen selbst gesteuerten Lernprozess darstellen, als auch zu mehreren gespielt werden, was zwischenmenschliche Kontakte unter Gleichaltrigen wie ebenso unter Angehörigen verschiedener Generationen fördern kann. Es kann auflockernd wirken, Spaß und Lerneifer mit sich bringen, vielleicht auch Freude am Wettbewerb mit anderen und Motivation aufgrund schneller, sofort überprüfbarer Erfolgs­erlebnisse.

Es ist möglich, das Material für Memory als Spiel selbst zu erstellen und zu gestalten und damit bereits in der Vorbereitung den Einsatz von Fantasie, Kreativität und Spaß anzuregen. Auch erzielt die eigene Erstellung des Spielmaterials einen ersten Lerneffekt durch die Beschäftigung und ggf. das Notieren der zu lernenden Begriffe und Inhalte.

Die Durchführung des Spiels beinhaltet weitere Lernanreize, um sich mit neuem Lernstoff vertraut zu machen oder bereits bekannten zu wiederholen und einzuprägen. Insbesondere für Unterricht ist das gemeinsame Erstellen eines Memorys oft wichtiger als das spätere Spiel, da in der Erstellungsphase ein intensiver Lernprozess in der Auseinandersetzung mit dem Material notwendig ist.

Memory bietet als Methode, deren Verlauf durch die Sinneswahrnehmungen der Spieler bestimmt ist, eine ganzheitliche Lernerfahrung und vermag die Sinneswahrnehmung zu fördern und zu schulen. Dies kann nach unserer Erfahrung das persönliche Wohlbefinden steigern, zu einer erhöhten Wahrnehmungsfähigkeit von sich selbst und der Umwelt sowie zu einer Stärkung des Selbstwerts und Selbstbewusstseins besonders gut beitragen.

Mega Memory wurde in seinen Grundzügen in der menschlichen Geschichte in ganz unterschiedlichen Kulturen immer angewandt. Der Akzent der Methode liegt auf ihrer sofortigen Umsetzung und in ihrem unmittelbaren Nutzen für eine Praxis der Gedächtnis­bildung vor allem symbolisch wichtiger Zusammenhänge im kulturellen Kontext. Wie beim Memory-Spiel steht auch bei der Mega Memory-Methode die Entwicklung von Spaß und Begeisterung durch das Erfahren von Erfolgserlebnissen im Vordergrund. Dies dient Gregor Staub zufolge gleichsam als Motor zur Anwendung und trägt erheblich zum Erfolg der Methode bei (ebd., 16).

Gregor Staub hat die ursprüngliche Technik auf konkrete alltägliche Lebensbedürfnisse hin weiterentwickelt. Der Bedarf an dieser Methode zeigt sich in der großen Nachfrage nach Seminaren von Lehrenden und Lernenden, aber auch z.B. von Journalisten und der breiten Öffentlichkeit. Die Methode kann an Schulen und Universitäten, am Arbeitsplatz und im Alltag in allen Lebensbereichen eingesetzt werden. Durch das Verknüpfen von Lernstoff mit eigenen Vorstellungen, Geschichten, Bildern und Empfindungen, lässt die Methode einen sehr individuellen und gestalterischen Zugang zum Lernen und dessen Umsetzung zu. Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, empfiehlt Staub beim Erlernen der Methode eher möglichst viel Zeit auf praktische Übungen aufzuwenden als in theoretischen Überlegungen zu investieren. Und: „Neben einer Steigerung der Konzentrationsfähigkeit ist in den meisten Fällen auch eine massive Stärkung des Vertrauens in das eigene Gedächtnis zu beobachten“ (ebd., 27).