Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

6. Reflexion der Methode


>> 6.1 Methodenkompetenz
>> 6.2 Methodenvielfalt
>> 6.3 Methodeninterdependenz


6.1 Methodenkompetenz

Die Memory Methode bezeichnet eine Lernmethode, mit der vorrangig das Gedächtnis trainiert wird. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um bloßes Auswendiglernen, sondern um Gedächtnisleistungen, die in ihrem Anspruch und ihren Erfolgsaussichten weit darüber hinaus reichen können, sofern nicht bloß eine 1:1-Reproduktion angestrebt wird. Mit der Methode sollten immer Fähigkeiten, wie beispielsweise die bildliche Vorstellungskraft oder das kreative Erfinden von kurzen Geschichten, verbunden und gefördert werden. Deshalb ist es ausschlaggebend bei dieser Methode, nicht bloß ein vordergründiges Lernspiel einsetzen zu wollen und zugleich möglichst hohe Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.

Für die Anwendung von kleinen Memory Methoden im Unterricht sollte die genaue Ausgangssituation der Teilnehmer, z.B. Wissenstand, Alter usw., bekannt, sowie das Ziel für den Einsatz der Methode klar definiert sein, damit die Aufgaben angemessen für den Lernstand entwickelt und eingesetzt werden können. Der Lehrende sollte sich in jedem Fall mit dem Hintergrund von Gedächtnismodellen auseinandersetzen.

Hierbei ist es grundsätzlich ein Problem, dass einige Lerner sich leichter etwas im Kontext bzw. am jeweiligen Gegenstand merken können, andere dazu jedoch Eselsbrücken oder Memory-Techniken gebrauchen können, um ihre Gedächtnisleistungen zu verbessern. Zwar hat die Forschung nachgewiesen, dass die Memory-Techniken bei isoliert zu lernenden Begriffen helfen, aber für das meist übliche Lernen von Kontexten trifft dies nicht zu, da der Kontext selbst so aufgebaut sein sollte, dass das Lernen leicht fällt. Deshalb wird Memory vor allem in solchen Fällen sinnvoll eingesetzt werden können, wo es um das Auswendiglernen elementarer, abstrakter oder fremder Begriffe oder Zuordnungen geht, für die zu wenig Kontext derzeit zur Verfügung steht.

Als Lernender muss ich bereit sein, mich mit der Methode auseinander zu setzen. Dies kann ein sehr zeitaufwendiges Unterfangen sein, das erstmal Geduld des Lernenden voraussetzt. Der Lernprozess benötigt vor allem anfangs viel Zeit, weil es zuerst die Zahlensymbole zu verinnerlichen gilt, bevor das gewünschte Wissen gemerkt und abgerufen werden kann. Der Lerner muss wissen, dass er diese Methode nur beim Erwerb bestimmten Wissens sinnvoll einsetzen kann.

Staub und Geisselhart betonen in ihren Büchern zwar die Bedeutung von Fantasie und Kreativität beim Geschichtenerzählen bzw. Verknüpfen von Zahlensymbolen und Inhalt, wenn mit Variationen von Memory gearbeitet wird. Aber dies darf nicht mit einer Überbetonung dieser Methode gleichgesetzt werden. Keinesfalls kann Memory kontextbezogene Methoden ersetzen. Memory wird stets nur eine Ergänzung sein können.


6.2 Methodenvielfalt

Memory ist vielfältig einsetzbar. Alleine das Wort Memory und dessen Bedeutung, sowie die Ableitungen Domino und Mnemotechniken spiegeln die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten und Zielsetzungen der Methode. Bei Memory werden gleiche Teile zusammengesetzt, bei Domino zusammengehörende Dinge verknüpft, und das Wort Mnemotechniken umfasst inhaltlich die Begriffe Memory und Domino. Mnemo bezeichnet die Gedächtnisleistungen mit Hilfe der Memorymethode.

In Organisationsformen wie Schule, Erwachsenenbildung und Alltag finden sich zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten. In der Schule wird Memory häufig zur Wiederholung eines Stoffes eingesetzt und zur Überprüfung von Gelerntem/ Nichtgelerntem. In der Erwachsenen­bildung dient Mnemotechnik zur Speicherung von wissenswerten Informationen im Lang­zeitgedächtnis, zur Optimierung von Arbeitsabläufen bis hin zur rhetorischen Unterstützung bei Vorträgen. Im Alltag allgemein verhilft die Mnemotechnik häufig zur erfolgreichen Speicherung von Informationen im Kurzzeitgedächtnis (Einkaufszettel merken).

In der klassischen Form können Memorys als Spiele mit oder ohne Wettkampfcharakter durchgeführt werden. Abwandlungen wie Tast-, Schmeck- und Geruchsmemory eignen sich nicht nur, um Gedächtnisleistungen zu erbringen und mit allen Sinnen zu lernen, sondern auch als Partyspiele oder für Kindergeburtstage.

Die Weite des Einsatzgebietes zeigt, dass auch die Zielgruppe sehr variationsreich ist, so können sowohl Kinder als auch Erwachsene mit Memory Techniken arbeiten, die Altersgruppe spielt hierbei keine Rolle, sollte aber zur Auswahl des geeigneten Memorys mit einbezogen werden.

Der inhaltliche Kontext ist austauschbar und kreativ handhabbar. Es können sprachliche, mathematische, berufsbezogene oder freizeitbezogene Themen gelernt und vermittelt werden.

Je nach Lerntyp variabel einsetzbar sind die Verknüpfungsmöglichkeiten.

Verwendung finden kann auch die so genannte Loci-Methode. Die Verknüpfungen beziehen sich im Rahmen dieser Methode hauptsächlich auf Möbelstücke aus einem vorher festgelegten Raum (vgl. z.B. Kapitel 4.2. Wohnungsliste).

Findet Memory korrekte Anwendung, so stellt sich ein schneller Lernerfolg ein, der wiederum zum weiteren Einsatz und zum Ausbau der Methode bezüglich ihrer Anwendung auf andere Situationen motiviert.


6.3 Methodeninterdependenz

Die Wurzeln des Memory lassen sich bis in die Antike zur Zeit des Aristoteles und Phytagoras zurückverfolgen. Die erfolgreiche Anwendung der Memory Methode hat über Jahre angehalten und ist so ausgebaut worden, dass unterschiedliche Gedächtnistrainings entwickelt wurden. Es wichtig, die Methode, mit der man sich entscheidet zu arbeiten, besonders daraufhin zu überprüfen, ob sie zu der Erzielung des eigenen persönlichen Lernerfolges geeignet ist. Es empfiehlt sich, anfangs mit einer Methode sorgfältig und genau zu arbeiten, um das Grundprinzip von Memorytechniken (z.B. Zahlenreihen) zu erlernen. So entwickelt sich eine grundlegende methodische Kompetenz, durch die zu behaltende Gegenstände und Informationen anhand von Verknüpfungen memoriert werden können. Erst nach erfolgreichen Ergebnissen in der „Anfangsphase“ lassen sich verschiedene Techniken mischen und verbinden, so dass ein optimaler Lernerfolg erreicht werden kann. Die Kompetenz und Einsatzbereitschaft der lernenden Person spielt hier also eine ausschlaggebende Rolle, vor allem, wenn Memorytechniken in Eigeninitiative gelernt werden. Wurde die Methode von Grund auf verstanden, so lassen sich auch andere Methoden mit Memory koppeln. Die Grenzen des Memorys zeigen sich allerdings besonders dann, wenn in größeren handlungsbezoigenen Kontexten gelernt wird. Hier kann Memory allenfalls als Ergänzung, aber nicht als Grundmethode eines zusammenhängenden Lernens von komplexen Inhalten und Beziehungen herangezogen werden.

Memory kann in vielen Bereichen Anwendung finden, entsprechend vielgestaltig ist das Feld möglicher Verbindungen mit weiteren Methoden. Im Rahmen des Unterrichts lässt sich bereits angeeignetes Wissen durch Memory im Gedächtnis verankern. Die Aneignung dieses Wissens kann sich der Durchführung unterschiedlichster Methoden verdanken, z.B.: Referaten und Vorträgen, Freiarbeit, Erkundungen, Gruppenrallye usw. Memory könnte an diese Methoden angeschlossen werden, es besteht jedoch auch die Möglichkeit, Memory in diese einzugliedern: So ist es etwa möglich, dass die Lernenden innerhalb einer Projekt- oder Freiarbeit in Gruppen oder aber einzeln selber ein Memoryspiel erstellen, zudem dienen Memorytechniken als Hilfe für den gelungenen Einsatz von Methoden wie Moderation und wissensvermittelnden Lehr- und Lernformen wie Referaten und Vorträgen.