Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

5. Beispiele

>> 5.1. Internetbeispiele
>> 5.1.1. Jugendtraining/ Jugendbildungsseminar
>> 5.1.2. Erzählcafé
>> 5.1.3. Biographiearbeit mit demenzkranken Menschen
>> 5.1.4. Biographiearbeit mit alten Menschen
>> 5.1.5. Schulprogramm der Gesamtschule Kürten
>> 5.1.6. Biographiearbeit mit Pflegekindern
>> 5.2. Literaturbeispiele
>> 5.2.1. Zeitleiste
>> 5.2.2. Schriftliches Arbeiten
>> 5.2.3. Fantasiereise

In der Literatur und im Internet sind einige Beispiele aus der Praxis zu finden, die das Arbeiten mit der eigenen Biographie in den verschiedensten Bereichen darstellen. Die Methoden und Beispiele, die unter diesem Punkt vorgestellt werden, sind nur ein kleiner Auszug aus den Bereichen und Durchführungsmöglichkeiten, in denen und mit denen biographisch gearbeitet werden kann.

5.1 Internetbeispiele


5.1.1 Jugendtraining/Jugendbildungsseminar

Die beiden folgenden Beispiele handeln von einem Jugendbildungsseminar und einem Jugendtraining, die an Schulen durchgeführt werden, aber dennoch außerhalb des fachlichen Unterrichts stattfinden. Sie werden an Schulen deshalb durchgeführt, um möglichst viele Jugendliche anzusprechen und zu erreichen, da viele Jugendliche sonst nichts von solchen Seminaren mitbekommen und deswegen auch nicht teilnehmen. Der Grund für die Durchführung außerhalb des Unterrichts besteht darin, dass dadurch mehr Interesse an solchen Seminaren besteht, weil an diesen auf freiwilliger Basis teilgenommen werden kann und Druck durch Bewertungen nicht vorhanden ist.
An beiden Beispielen können wir erkennen, dass eine Nähe zwischen der Biografiearbeit in Jugendbildungsseminaren und der Arbeit an der eigenen Lebensgeschichte im Unterricht besteht.

http://www.dialogische-fachdidaktik.de/1.7BIOGRA%20L.pdf Jugendtraining (Seite 10-11)     (31.05.2007)
Dieses Jugendtraining, das zur „unverletzenden Selbstbehauptung“ beitragen soll, wurde von Eva Marsal entwickelt. In diesem Training soll Jugendlichen durch eine akzeptierende soziale Umgebung, biografische und interaktive Selbsterfahrungsübungen mehr Selbstbewusstsein, ein höheres Maß an Selbstdarstellungs- und Kommunikationsfähigkeit und mehr Vertrauen in die eigene Bewertung vermittelt werden. Innerhalb eines solchen Trainings ist die Arbeit in der Gruppe sehr sinnvoll, da sich der Einzelne dabei sicherer und angenommener fühlt, und weil in einer solchen Konstellation soziales Lernen erfolgreicher praktiziert werden kann und zudem neue Anregungen entstehen. Die bisher durchgeführten Trainings fanden in Arbeitsgemeinschaften in der zehnten Jahrgangsstufe an Gymnasien in sechs Doppelstunden statt. Diese hatten jeweils einen unterschiedlichen theoretischen und methodisch-praktischen Schwerpunkt:
1. Gegenseitiges kennen lernen/spontaner Selbstausdruck in Collagenform
2. Entwicklung von Lebensgraphen
3. Ich und die Personen, die mir wichtig sind/Beobachten
4. Ich-Botschaften als unverletzende Selbstbehauptung
5. Sich in das Gegenüber einfühlen/Beginn der Selbsthilfe-Bewältigungs-Strategien
6. Selbsthilfe: Bewältigungsstrategien-Selbstbeobachtung
Bei der Durchführung wurden verschiedene biografische Methoden verwendet, wie zum Beispiel Rollenspiele, Collagen, Lebensgraphen und andere, die durch theoretische Informationsblätter vertieft wurden. Für dieses Training wurden die Teilnehmer nicht benotet, da ein Training, das biografisches Arbeiten zum Inhalt hat, immer ohne Bewertungen stattfinden sollte. Es wurde zwar an Schulen durchgeführt, aber außerhalb des regulären Curriculums.

http://www.dialogische-fachdidaktik.de/1.7BIOGRA%20L.pdf Jugendbildungsseminar (Seite 11- 12)
Dieses Jugendbildungsseminar, das von Evelyn Timmermann entwickelt wurde, soll der Förderung der autobiografischen Handlungskompetenz dienen. Insbesondere konzentriert sich dieses Seminar auf die geschlechtsspezifischen Lebens- und Berufswegplanungen des Einzelnen, immer in Hinblick auf Gleichberechtigung der Geschlechter. Dabei sollen die Teilnehmer, die sich in einer Altersspanne zwischen 15- 30 Jahren bewegen, zum Beispiel ihre eigenen Kompetenzen erfassen, die Entwicklung ihrer eigenen Geschlechtsidentität erkennen, Wünsche und Fantasien in die Zukunft entwickeln und vieles mehr. Um diese Faktoren zu ermöglichen, finden entweder in geschlechtsdifferenzierter oder gemeinsamer Arbeit Übungen zum Kennenlernen oder Aufdeckung von Rollenbildern in Form von Rollenspielen, Collagen, Lebenskurven, Interviews, Zukunftsszenarien usw. statt. Der Aufbau für ein solches Seminar sieht wie folgt aus:
1. Vorbereitungsphase (Kennenlernen, Thema eingrenzen,  Erwartungen ermitteln,
    „aufwärmen“)
2. Standortbestimmung und Bilanz (Fähigkeiten, lebensgeschichtlicher Werdegang,
    Erfahrungen ermitteln)
3. Antizipation (Wünsche, Träume, Vorstellungen, eigene Ideen und Utopien
    entwickeln)
4. Autobiografische Handlungskompetenz (konkrete Umsetzung für individuelle oder
    kollektive Schritte überlegen, Hindernisse und Hilfen ermitteln, konkrete Techniken
    erproben, Aktionen, weitere Treffen und Projekte planen)
5. Reflexion (über Inhalte und Methoden reflektieren, neue Überlegungen und Schritte
    verbalisieren, offene Fragen aufwerfen, Erwartung und Realisierung vergleichen).



5.1.2 Erzählcafé

Ein  Erzählcafé ist eine Form des biografischen Arbeitens. Erzählcafés können in allen Lebensbereichen und Altersstufen organisiert werden; sie unterscheiden sich möglicherweise nur in ihrer Art der Durchführung. Die Teilnehmer der Erzählcafés sind Menschen, die gerne im Austausch mit anderen Personen Geschichten von sich und ihren Erfahrungen aus dem Leben erzählen und anderen auch bei deren Erzählungen zuhören, um dann gemeinsam über das Berichtete zu reflektieren, es zu vergleichen und für sich und ihren weiteren Lebensweg neue Möglichkeiten und Perspektiven kennen zu lernen.
Hier werden zwei Beispiele gegeben, wobei sich eines davon auf ein Senioren Erzählcafé bezieht und das andere auf ein schulisches Erzählcafé.

http://www.speyer.de/de/leben/senioren/erzaehlcafe  Erzählcafé     (31.05.2007)
Ausgehend von einem Seniorenbüro in Speyer wird einmal im Monat ein Erzählcafé organisiert. Das Seniorenbüro gibt für jedes Treffen ein Thema vor, über das die Teilnehmer an dem festgelegten Termin diskutieren und reflektieren sollen. Bei dem Treffen werden die subjektiven Erfahrungen, die der Einzelne während seines Lebens mit dem vorgegebenen Thema gemacht hat, zum Ausdruck gebracht. Dadurch werden Erinnerungen wieder hervorgerufen, an die man sich vielleicht nicht mehr erinnert hätte. Die Themenstellung fällt sehr unterschiedlich aus. Unter anderem wird über den Waschtag von früher, über Hausschlachtungen, alte Häfen, Friedhofskulturen und viele weitere Themen berichtet, es wird verglichen und diskutiert. Gegebenenfalls werden zu einzelnen Themen auch Ausstellungen organisiert, die wiederum Anregungen für weitere Kommunikation bieten. Außerdem werden alle Treffen auf Video aufgezeichnet, damit die wertvollen Erinnerungen und Erfahrungsberichte nicht verloren gehen.

http://www.br-online.de/wissen-bildung/thema/erzaehlen/download/erzaehlcafe.pdf Erzählcafé  (31.05.2007)
Ein Erzählcafé in der Schule ist sehr variabel bezüglich der Umsetzung, der Anwendung und der Begegnung zwischen den verschiedenen Altersstufen. Das Erzählcafé in der Schule kann 14-tägig, monatlich oder zu besonderen Anlässen veranstaltet werden. Bei diesen Treffen können auch die Eltern, Großeltern, Freunde, Nachbarn oder Teile der Öffentlichkeit teilnehmen, um sich gegenseitig mit den Schülern Geschichten zu erzählen. Das Thema, über das sich ausgetauscht werden soll, wird entweder von jedem Teilnehmer frei gewählt, oder dem Treffen liegt eine bestimmte Themenstellung zugrunde, über das aus den subjektiven Erfahrungen berichtet werden soll. Um das Erzählcafé etwas aufzulockern, spannender zu gestalten oder um weitere Gesprächsanregungen zu bieten, können auch Medien wie Bücher, Hörbücher, Dias usw. eingesetzt werden. Für die Veranstaltung ist gegebenenfalls ein Moderator empfehlenswert, der die Teilnehmer begrüßt, neue Gespräche anregt, Redepausen überbrückt und für eine gute Atmosphäre sorgt. Aufgrund der Teilnahme von Kindern, Jugendlichen und Senioren ist es sinnvoll, dass Erzählcafé nachmittags und nicht abends anzubieten.
Weiterhin bestehen Ideen, die das Erzählcafé noch interessanter und abwechslungsreicher erscheinen lassen, wie zum Beispiel:

  • Frühzeitige Ankündigungen des Erzählcafés durch örtliche Zeitungen, Plakate und  Handzettel, wenn die Öffentlichkeit von dem Erzählcafé informiert werden soll.
  • Eltern, Freunde usw. sollten mindestens vier Wochen vorher informiert werden.
  • Es sollte eine entspannte Atmosphäre geschaffen werden, indem zum Beispiel der  Veranstaltungsraum passend zu dem gewählten Thema gestaltet wird und auch für   Essen und Trinken gesorgt wird.
  • Es könnte neben dem eigentlichen Erzählcafé eine Hör- und Buchausstellung organisiert und dazu eine gemütliche Ecke eingerichtet werden, um sich mit den Ausstellungsstücken intensiver zu befassen.
  • Eine Bereicherung für ein Erzählcafé wäre es, wenn außerschulische Mitwirkende   gewonnen werden könnten, die eventuell von sich und ihrem bisherigen Leben berichten.
Nach Abschluss eines jeden Treffens ist eine Nachbereitung des veranstalteten Erzählcafés eine hervorragende Möglichkeit, um Verbesserungen für die noch auszurichtenden Termine zu erhalten.


5.1.3 Biographiearbeit mit demenzkranken Menschen

http://www.malteser.de/1.08.Aktuelles/1.08.03.Themenservice/Demenz-Konzept.pdf
Betreuungsangebote  (Seite 13-14)     (31.05.2007) 
In dem Konzept der Malteser Altenhilfeeinrichtung in Köln soll die Biografiearbeit Menschen mit Demenz zur Erhaltung der Lebensqualität unterstützen und den Betreuern der betroffenen Personen bei der Begleitung durch den Alltag helfen. Das biografische Arbeiten spielt sich dabei auf drei Ebenen ab:

  • emotional: positive und negative Lebenserinnerungen
  • kognitiv: Stärkung des Erinnerungsvermögens, Erweiterung der Ressourcen
  • sozial: Gruppenbildung, Erhaltung sozialer Kontakte, Vertrauensverhältnis zwischen Pflegenden und Bewohnern vertieft sich
Das Ziel der Betreuung dementer Menschen ist es, ihnen Selbstständigkeit zu gewähren und sie dabei zu unterstützen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Betreuer die Lebensgeschichte, die Bedürfnisse usw. des Einzelnen kennen, damit er individuell auf diese eingehen kann. Um an die Biografie des Pflegebedürftigen zu gelangen, wird zu Beginn der Betreuung gemeinsam mit dem Demenzkranken, dessen Angehörigen und dem Pflegepersonal ein Biografiebogen ausgefüllt, der als Informationssammlung über das Individuum gilt. Dadurch können sich die individuellen Pflegetätigkeiten nach den Gewohnheiten des Einzelnen richten, und somit entsteht ein höheres Maß an Wohlbefinden und Vertrautheit seitens der Menschen mit Demenz. Weiterhin werden Beispiele gegeben, die auf das Einbeziehen des Pflegebedürftigen in den Alltag und dessen Selbstständigkeit in der Körperpflege, dem An- und Auskleiden und den Mahlzeiten abzielen.


5.1.4 Biographiearbeit mit alten Menschen

http://www.museion2000.ch/leseprobe2/leseprobe2.pdf
Biografiearbeit - Der Umgang mit der eigenen Vergangenheit  (31.05.2007)
Das biografische Arbeiten mit Menschen im hohen Alter besteht darin, sich ihnen anzunehmen, ihnen zuzuhören, für sie bei ihrem Rückblick auf den vergangenen Lebensweg da zu sein und unter Umständen Interesse an ihrer Person und ihren Erfahrungen zu zeigen, das sich auch in Fragen äußern kann. Ältere Menschen haben viel stärker als andere Altersklassen das Verlangen danach, eine Bilanz ihres Lebens zu ziehen, Ordnung zu schaffen, Belastendes zu verarbeiten und Rechenschaft abzulegen, um sich frei von Bedrückendem zu machen und um belastende Geschichten abzuschließen und zu bereinigen. Außerdem können Menschen im hohen Alter mit schönen, erfreuenden, gelebten Erfahrungen und Erlebnissen wieder neue Kraft und Lebensfreude gewinnen.


5.1.5 Schulprogramm der Gesamtschule Kürten

http://www.gesamtschule-kuerten.de/schulprogramm/hauspost/2003/Gesamt.pdf
Dialog der Generationen (31.05.2007)

Dieses Internetbeispiel stellt einen generationsverbindenden Wettbewerb im Rahmen eines Schulprogramms der Gesamtschule Kürten dar, an dem acht Schüler und Schülerinnen der Klasse 8a teilgenommen haben. Diese suchten in einem Altenpflegeheim Interviewpartner, um dem „Dialog der Generationen“ gerecht zu werden. Um auf das Interview angemessen vorbereitet zu sein, setzten sich die Schüler und Schülerinnen mit Hilfe von Mitarbeitern der Initiative im Unterricht mit dem Thema der Biografiearbeit auseinander. Daraufhin entwickelten sie für die Interviews einen Fragebogen, der unterschiedliche Phasen und Erlebnisse, wie zum Beispiel die Herkunft, die Schulzeit, die Kultur usw. der einzelnen Lebensgeschichten ansprach. Die Fragen lauteten zum Beispiel „Waren die Lehrer früher streng“ oder „Wie haben Sie in ihrer Jugend Weihnachten gefeiert.“

5.1.6 Biographiearbeit mit Pflegekindern

http://www.agsp.net/html/a16b.html  Biografiearbeit mit David (31.05.2007)
In diesem Internetauszug geht es um einen Jungen namens David, der in einer Familie als Pflegekind aufgenommen wurde. David hat in seiner Vergangenheit und teilweise auch noch in der Gegenwart schlimme und schmerzhafte Erlebnisse erfahren müssen. Die Pflegefamilie nimmt sich des Jungen an und bearbeitet mit ihm in kleinen Schritten seine bisherige Lebensgeschichte. Die Pflegeeltern reden sehr viel und offen mit David, drängen ihn zu keinen Äußerungen oder Handlungen und geben ihm Zeit für eigenständige Überlegungen und für die Bewältigung von Aufgaben. Außerdem ermöglicht die Pflegefamilie dem Jungen, sich mit seiner Herkunftsfamilie auseinander zu setzen, indem sie mit David zum Beispiel eine Begehung für ihn relevanter bedeutsamer Orte machen und auch einen Lebensbaum oder ein Lebenshaus mit Fotos von für ihn wichtigen Personen basteln. Bei dieser Gestaltung werden in David weitere Erinnerungen wach, die sehr behutsam von der Pflegefamilie aufgenommen und bearbeitet werden.
Durch die Biografiearbeit war bei dem Pflegekind David eine Identitätskorrektur möglich, die sich in folgenden Faktoren äußerte:

  • Anerkennung der Realität,
  • Abbau von Schuldgefühlen gegenüber der Herkunftsfamilie,
  • selbstbewusster Umgang mit dem Status als Pflegekind,
  • veränderte Fremdwahrnehmung und
  • Mut, sich mit seiner Geschichte auseinander zu setzen.
Dieser Text des Pflegekindes David ist ein sehr überzeugendes Beispiel für Biografiearbeit, da durch diesen Auszug dem Leser das biografische Arbeiten sehr nahe gebracht wird. Wahrscheinlich wirkt dieses Beispiel auch deshalb so überzeugend, weil es in einem Dialog zwischen David und seiner Pflegemutter dargestellt worden ist.


5.2 Literaturbeispiele

Beispiele für Methoden des biografischen Arbeitens

5.2.1 Zeitleiste

Die Biografie eines Individuums umfasst eine sehr große Zeitspanne. Um sich einen Gesamteindruck der ganzen Biografie zu verschaffen, verwendet man oft die Darstellung in einer Zeitleiste. Ein Beispiel einer Zeitleiste ist in Abbildung 6 gegeben. Die Zeitleiste wird waagerecht auf die Mitte eines Blattes gezeichnet und entlang des Strahls werden die Lebensjahre hinzugefügt. Zu diesen entsprechenden Lebensjahren werden wichtige Ereignisse, die zu bestimmter Zeit stattfanden, eingetragen. Bei dieser Darstellung geht es nicht um Vollständigkeit und Genauigkeit, sondern nur um die spontane Sammlung von subjektiv empfundenen, markanten Stationen im Leben des Betroffenen. Sehr häufig erhält das Individuum schon bei einer solchen kurzen und einfachen Darstellung des Lebenswegs ein erweitertes Verständnis und eine tiefere Erkenntnis für die eigene Lebensgeschichte (vgl. Vogt in Schulz 1996, 47-48; Schwaner-Heitmann in Schulz 1996, 88).

 

Darstellung einer Zeitleiste von der Geburt bis zum 11. Lebensjahr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Frühe

 

 

 

Einschulung und

 

 

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Kindheit

 

 

 

Grundschulzeit

 

 

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Geburt

 

 

Kindergartenzeit

 

 

 

 

Weitere Schul-

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 laufbahn

Abbildung 6: Beispiel einer Zeitleiste (vgl. Schwaner-Heitmann in Schulz 1996, 89)

5.2.2 Schriftliches Arbeiten

Diese Methode bezieht sich auf den schriftlichen Dialog, z.B. auf den Briefkontakt. Briefe zu schreiben, fordert und fördert eine objektivierende Sichtweise des Individuums auf sich selbst, was zur Förderung einer reflexiven Distanz beitragen kann. Diese Distanz ist hilfreich beim Verfassen von Briefen, da der Schreibende über das, was er schreiben möchte, nachdenken muss, diese Gedanken ausdrücken und dann zu Papier bringen muss, wodurch ihm Zusammenhänge von Ereignissen und Situationen deutlich werden und zu einem höheren Verständnis für diese führen können. Außerdem fördert diese Methode die Eigenaktivität des Einzelnen, da sich das Individuum aus eigenem Antrieb an die Arbeit des Schreibens begibt. Dieser Vorgang ist zu vergleichen mit der Tagebuchmethode. In der Praxis des schriftlichen Arbeitens sieht der Ablauf wie folgt aus: Es werden wöchentlich zu einem vereinbarten Zeitpunkt gleichzeitig von zwei Personen je ein Brief geschrieben und versendet. Durch das gleichzeitige Schreiben kommen die Briefe auch zur selben Zeit bei beiden Adressaten an, und so entsteht kein Frage- und Antwort-Spiel, denn das würde dem Verständnis des Begleiters beim biografischen Arbeiten widersprechen. Außerdem ermöglicht der Briefkontakt den Austausch von Erfahrungen bezüglich der gleichen Themen, und beide Adressaten erhalten dadurch neue Anregungen und Perspektiven (vgl. Vogt in Schulz 1996, 51-52).


5.2.3 Fantasiereise

Die Fantasiereise kann dazu dienen, die Aufmerksamkeit auf bestimmte Stationen in der Biografie zu richten, um diese genauer betrachten zu können. Dadurch werden Erinnerungen wach, die man glaubte verloren zu haben. Bei der Durchführung einer Fantasiereise kann der Reisende auch auf ungeahnte Dinge stoßen, die aus dem Unterbewusstsein auftauchen und verwirrend oder unangenehm sein können. Daher sind eine gründliche Vorbereitung und Erfahrungen mit Hintergründen und Techniken unerlässlich. Der Lehrende muss deshalb auch wissen, wie er in Grenzsituationen weiter vorzugehen und wie er in der konkreten Situation zu handeln hat. Generell muss nach einer Fantasiereise seitens des Lehrenden immer Hilfe und Betreuung angeboten und genug Raum gelassen werden, um über das Geschehene, das Empfinden, die Erfahrungen, die Überraschungen und über das Ungewohnte zu sprechen. Auf keinen Fall sollte der Lehrende die Teilnehmer einer Fantasiereise ohne ein Gespräch danach gehen lassen (vgl. Kahrmann in Schulz 1996, 125). Bevor die eigentliche Fantasiereise zum Einsatz kommt, sollte zunächst eine Entspannungsübung mit den Lernenden durchgeführt werden, wodurch eine volle Konzentration auf die Fantasiereise ermöglicht wird. Die Konzentrationsübung, die in diesem Beispiel durch den Körper führt, und die Fantasiereise „Meine Schauspieler“ können auf einer Unterlage im Liegen oder im Sitzen auf einem Stuhl durchgeführt werden.
Die weiteren Ausführungen sind Übungen zu den beiden oben genannten Beispielen:
„Rücke deinen Körper zurecht, so dass du ruhig und entspannt liegen kannst… konzentriere dich auf deinen Atem…atme tief ein und aus…gehe in deine Füße…wie liegen sie auf der Unterlage?…spüre deine Fußsohlen…deine Ferse…umkreise deine Fußgelenke…gehe in deine Unterschenkel, deine Waden…in deine Knie…in die Oberschenkel…wie liegen die Oberschenkel auf dem Boden?...geh in deinen Po…und in deinen Unterleib…betrachte die Räume deines Unterbauches…dann geh durch das Zwerchfell in den Brustkorb…sieh dir auch hier die Räume an…sieh auf dein Herz…geh in deine Schultern…von dort in die Oberarme…in die Ellbogen…in die Unterarme…und in die Hände…spür, wie deine Arme auf der Unterlage liegen…dann gehe durch deinen Hals in deinen Kopf…spür dein Gesicht…deine Augen…deine Nase… deinen Mund…deine Wangen…lass alle Anspannungen fallen…jetzt verlasse durch die Fontanelle deinen Körper… behalte die Augen geschlossen
ich nehme dich jetzt mit auf die Fantasiereise „Meine Schauspieler“
Du bist in deinem Haus, deiner Wohnung, in deinem Zimmer…wie sieht es dort aus?...geh durch die Tür und verlass dein Haus…trete auf die Straße hinaus…geh durch die Straßen deiner Stadt…so gelangst du zu einem kleinen Hafen…an der Mole steht ein Boot oder ein Schiff und wartet auf dich…du steigst in das Boot und fährst durch den Hafen auf einen kleinen Fluss…so verlässt du die Stadt…der Fluss führt dich durch verschiedene Landschaften…durch Berge, vorbei an Wiesen und Wäldern, schau dich um, wie es dort aussieht…vielleicht kannst du den Geruch von Blumen wahrnehmen und das Zwitschern der Vögel…jetzt kommst du mit deinem Boot zu einem Steg…in der Ferne kannst du ein Haus sehen…du gehst den Weg, der zu diesem Haus führt…davor stehen Menschen und erwarten dich…jetzt kannst du sehen, dass es ein Theater ist und du bist eingeladen, dir heute alles anzusehen…du begrüßt die Schauspieler und ihr geht hinein…so kannst du jetzt mit einigen Schauspielern reden, du kannst ihnen Fragen stellen, vielleicht zu dem Stück, das sie spielen…(einige Minuten Pause)…beende nun deine Unterhaltung…gehe hinter die Bühne…dort ist ein Vorhang…dahinter sitzt der Hauptdarsteller, die Hauptdarstellerin…du gehst jetzt hinter den Vorhang…(einige Minuten Pause)…jetzt ist es Zeit zurückzukehren…schau dich noch einmal um und verabschiede dich von allen…du weißt, dass du jederzeit wieder hierher zurückkehren kannst…gehe den Weg zurück zu deinem Boot…fahr den Fluss entlang, bis in den Hafen deiner Stadt…gehe noch mal durch die Straßen…zurück zu deinem Haus…komm in deine Wohnung und schließe die Tür…und komm jetzt wieder zurück in diesen Raum…du bist jetzt wieder hier…reckt euch und öffnet langsam wieder die Augen (vgl. Heueisen in Schulz 1996, 81).“