Biografiearbeit ist Erinnerungsarbeit. Dabei tauchen Menschen in ihre Erinnerungen ein und erzählen ihre erlebten Erfahrungen in Gesprächen, Übungen und persönlichen Materialien, die sie zum Beispiel mit Fotos, Poesiealben und ähnlichem ausdrücken. Die Methode des biografischen Arbeitens begleitet und unterstützt den Erinnernden zum Beispiel bei der Suche oder Festigung seiner Identität, bei einer Bilanzierung seines bisherigen Lebens oder dabei, rückblickend seinen Lebensweg bis ins Hier und Jetzt zu verfolgen und von diesem Standort aus eine Neudefinition des zukünftigen Lebens zu formen. Da diese Aspekte in unserer heutigen Zeit nicht mehr unbedingt vorhanden sind und nicht mehr als selbstverständlich vorausgesetzt werden können, dient die Biografiearbeit als Stütze bei der Bearbeitung dieser Faktoren. Der Lehrende nimmt beim biografischen Arbeiten eine interessierte, zugewendete Haltung gegenüber dem Erinnernden ein und bringt sich nur gegebenenfalls durch sanfte Fragen und durch das Berichten eigener Erfahrungen ein. Ansonsten hält er sich eher im Hintergrund und vertritt die Position des Zuhörenden. Durch die eigenständige Aufarbeitung der individuellen Lebensgeschichte erfährt der Einzelne eine Persönlichkeitsentwicklung, die mit Selbstständigkeit und Eigenaktivität einhergeht. Dieses sind die Ziele der Biografiearbeit, welche in verschiedenen Konstellationen (Einzel-, Gruppen- und Paararbeit usw.) in unterschiedlichen Praxisfeldern (Familie, Arbeit, Schule usw.) und in jeder Altersstufe mit Hilfe einer großen Anzahl verschiedener aufeinander abgestimmter Übungen durchgeführt werden können. Außerdem ist die biografische Arbeit auch in der Durchführung und in der Kombination mit anderen Methoden sehr variabel, wobei sie aufgrund Ihrer Vielfältigkeit und ihrer Ziele eine hohe Relevanz für die Verarbeitung und Reflexion eigener Lebenserfahrungen in gesellschaftlichen Kontexten haben kann.