Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

Ein Organizer (bzw. Organiser) wird heutzutage als Organisationshilfe verstanden (auch: advanced Organizer). Er ist dafür da, fachlogische Zusammenhänge und Hilfen bei den selbst organisierten Lernprozessen zu geben. Er verzichtet auf Details, da der Organizer zunächst eine grobe Übersicht über das Thema geben soll. Er ist dienlich für die Visualisierung der zu bearbeitenden Bereiche, deren Inhalte in Form von Bildern, Grafiken, Begriffen, kurzen Texten. Diese wesentlichen Inhalte, Zusammenhänge und Ergebnisse stellt der Organizer auf einem Blatt oder in einer beliebigen Form der Präsentation dar. Diese dient zu einem hilfreichen Überblick, um die Struktur und die verschiedenen Inhalte des Themas zu beleuchten. Ein „advance organizer“ erleichtert die Verknüpfung oder Verbindung des neuen Fachwissens mit dem schon vorhandenen (Vor-)wissen, indem eine allgemeine Struktur (organizer) hergestellt wird (vgl. auch
http://lehrerfortbildung-bw.de/unterricht/sol/07_advance_organizer/).

Da das menschliche Hirn nur eine bestimmte Menge an Informationen in kurzer Zeit aufnehmen kann, da die Lerner nur begrenzt in kurzer Zeit über neue Inhalte kommunizieren, sich austauschen und diese sinnvoll verstehen können, hilft der Organizer das Lernen zu entlasten, indem er mittels Vereinfachung die Menge an Inhalt reduziert und die Aufmerksamkeit und Wahrnehmung in bestimmte Richtungen lenkt. Im Sinne der Lehrenden können Missverständnisse so gemindert werden, indem der Lernende gewisse Sachverhalte so aufnimmt, wie sie vom Lehrenden gemeint sind und sie nicht verwechselt. Allerdings kann dies auch Missverständnisse erzeugen, wenn die Lehrenden Organizer einführen, die selbst fachlich problematisch, in ihrer Geschlossen­heit zu manipulativ und fragwürdig, in der Vereinfachung zu schlicht und stereotyp ausfallen. Der Einsatz von Organizern ist auch deshalb umstritten, weil es auch Menschen gibt, bei denen sie keine oder nur sehr geringe Erfolge mit sich bringen. Dies sind vor allem Lerner die nach Howard Gardners Verständnis der „multiplen Intelligenzen“ nicht vorwiegend auf den Ebenen sprachlicher oder mathematisch-logischer Intelligenz operieren.

Ein guter Advance Organizer sollte Begriffe, Bilder, Grafiken, Strukturelemente und kurze Texte enthalten. Er bleibt nach Möglichkeit während der gesamten Unterrichtsreihe in Plakatgröße an der Wand und kann von Lehrenden und Lernenden immer wieder zur Zusammenfassung und als Überblick benutzt werden. Er sollte möglichst aktuelle Bilder enthalten und soll farbig gestaltet werden.
Die Ziele von Organizern sind u. a., eine Übersicht über das Thema zu geben, besseres Verstehen, Klärung von Missverständnissen und längerfristiges Behalten der Informationen (vgl. z.B.
http://lehrerfortbildung-bw.de/unterricht/sol/07_advance_organizer/).

Um diese Ziele zu erreichen, darf der Organizer nicht zu überladen sein. Auch wenn es keine generellen Anweisungen zur Gestaltung gibt, so hat sich in der Praxis gezeigt, dass sich etwa zwanzig bis vierzig Begriffe gut visualisieren und in einer logischen Weise miteinander verknüpfen lassen. Die Erklärung durch die Lehrkraft sollte zwischen fünf und fünfzehn Minuten lang sein. Dabei ist es auch günstig, wenn der Advance Organizer den Lernenden während der gesamten Lehreinheit schriftlich zur Verfügung steht, sei es als Plakat oder in anderer Form. Wird ein Plakat verwendet, ist es zusätzlich möglich, mit einem „verschiebbaren“ Pfeil zu kennzeichnen, in welcher Phase sich die Lernenden gerade befinden.
Es ist immer günstig, wenn eine Unterrichtsreihe flexibel gestaltet werden kann. Die Lehrkraft soll nicht auf die Veränderungswünsche der Lernenden verzichten, sondern sie erwarten und erlauben. Diese Veränderungen sollen nach Möglichkeit in den Organizer aufgenommen werden.

Die Advance Organizer bewirken insbesondere dann positive Effekte (Mayer 1979)

  • wenn der Lernerfolg mit Anwendungsaufgaben gemessen wird
  • wenn die Lernenden nicht bereits vorher über geeignete kognitive Konzepte verfügen
  • bei Texten mit großer Faktendichte
  • wenn sie die logischen Beziehungen innerhalb des Lernstoffes generieren helfen
  • wenn sie helfen, bereits vorhandenes mit neuem Wissen zu verknüpfen

Mayer (1979) fragt nicht, ob mit Advance Organizer mehr gelernt wird als ohne, sondern untersucht, was unter welchen Bedingungen gelernt wird, wenn Advance Organizer verwendet wird. Doch es ist umstritten, ob der Advance Organizer tatsächlich das Lernen erleichtert. Barnes und Clawson (1975) fanden z.B. bei 32 veröffentlichten Studien 12 mit und 20 ohne positive Lerneffekte. Aus den Ergebnissen lassen sich außerdem keine spezifischen Bedingungen für die Wirksamkeit der Advance Organizer herausfiltern.

In welchen Stufen lassen sich Advance Organizer in den Lehr- und Lernprozess einbauen und was ist hierbei zu beachten? Zunächst die meist übliche lehrerzentrierte Variante:

  1. Der/die Lehrende beschreibt das Ziel der Stunde/des Thema und präsentiert hierzu ein Material in Form eines Arbeits­blattes, einer Visualisierung (mit verschiedenen Medien möglich), einer Mind Map oder Concept Map (Lernlandkarte), einer textlichen Übersicht.
  2. Das Material wird präsentiert und dabei wird darauf geachtet, dass zunächst die Grundlinien vor den Details behandelt werden.
  3. Die Lerner müssen nun in die Interpretation des Materials dialogisch einbezogen werden. Dazu kann die Bildung von Kleingruppen als Zwischenphase sinnvoll sein, um die Beteiligung zu erhöhen. Wichtig sind Hinweise darauf, das Material auch kritisch zu sichten, Auslassungen ggf. zu bemerken und eigene Sichtweisen mit einzubringen.
  4. Entscheidend ist nun, dass die Lerner ihr altes Wissen aktiv mit dem neuen verbinden. Dazu müssen sie Handlungen entwickeln können, indem sie z.B. kurze schriftliche Statements abgeben, eigene Bilder zum Thema suchen, Beispiele finden und erklären, weitere Bearbeitungsschritte für sich formulieren usw. Ggf. sollten die Lehrenden hierfür auch Impulse mit kontroversem Material einplanen.
  5. Ein Plan zum weiteren Vorgehen, der möglichst von den Lernern herausgearbeitet wird, schließt den Advance Organizer ab. ´Zum Abschluss der Unterrichtseinheit sollte auf den Anfangsorganizer noch einmal zurück­ge­kommen werden. Er kann dann kritisch aus der Sicht der Lerner erweitert und ergänzt werden.

Sofern es möglich ist, sollten die Lerner selbst ihren Organizer auch zu Beginn nach einer Phase des Brainstorming erstellen können. Hierbei wird die erste Stufe geändert: Nun entwerfen die Lerner eigenständig (am besten in Kleingruppen) ihren Organizer zu einem Thema vor dem Hintergrund eines zuvor assoziativ gesammelten Materials und präsentieren ihren Ansatz vor der Gruppe. Die weiteren Schritte bleiben dann erhalten.

Organizer lassen sich auch sehr gut mit den kleineren Methoden, die sich im Metalernen finden, verbinden.

Die folgenden Beispiele sollen kurz darstellen helfen, wie Advance Organizer aussehen könnten:

1. Visualisierung in Form eines Modells

image
Novak zitiert in Thol (1984, 32)

Das Beispiel zeigt ein Modell, dass bei bestimmten Vorkenntnissen von den Lernern in Zusammenarbeit mit dem Lehrenden interpretiert werden kann. Es ist stark ver­einfachend und fokussiert nur auf einen Teilaspekt, der behandelt werden soll. Hier können die Phasen 3 bis 4 von den Lernern auch mit eigenen Beispielen für die Richtigkeit oder Problematik des Modells versehen werden. Phase 5 hängt ganz von den weiteren Intentionen ab, die im Modell nicht sichtbar erscheinen.

2. Visualisierung in Form einer textlichen Übersicht

Inspiration Document 
aus: http://www.glnd.k12.va.us/resources/graphicalorganizers/

Das Beispiel zeigt eine einfache textliche Übersicht, die mit weiteren Beispielen versehen werden kann. In Phase 3 und 4 müssen die Lerner aktiv werden und den neuen Stoff mit altem Wissen verknüpfen und auch neue und weitere Beispiele finden, damit die Unterscheidung handlungsbezogen genutzt und behalten werden kann.

 

3. Beispiel für eine Lernlandkarte

AdvanceOrganizer%20(1)

Quelle: www.aeg.rv.bw.schule.de/methoden/sol.html

Das Beispiel zeigt das Zusammenwirken von einzelnen Aspekten in einem Modell. Die Elemente sind erklärungsbedürftig. Hier müsste in Phase 1 daher eine längere Ein­führung für unbekannte Elemente gegeben werden. Das Bild dient eher der Illustration als den Möglichkeiten einer eigenen Erarbeitung.


4. Weitere

Es gibt sehr unterschiedliche Darstellungsformen für Advance Organizer. Einige Beispiele für verschiedene Typen finden sich unter
http://www.cast.org/publications/ncac/ncac_go.html
Wesentlich ist es, dass nicht nur reine Listen oder Inhaltsverzeichnisse gebildet werden, sondern tatsächliche Überblicke und systemische Zusammenhänge durch die Visualisierung präsentiert werden können.