Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

3. Theoretische und praktische Begründung

>> 3.1. theoretische Begründung
>> 3.2. prakttische Begründung


3.1. Theoretische Begründung

Rollenspiel bedeutet eine spielerische Auseinandersetzung mit Lebenssituationen. Indem man verschiedene Perspektiven einnimmt, werden Hintergründe und Motive sichtbar, alternative Handlungsmöglichkeiten werden aufgezeigt.
Als Rollenspieler muss ich drei Rollen realisieren (nach Reich: Konstruktivistische Didaktik):

  • Als Spieler bin ich Akteur, wenn ich spiele. Hierbei erlebe ich mich in meiner Rolle, was zugleich eigene Anteile aktiviert und fremde (= die gestellte oder geforderte oder als gefordert gedachte Rolle) bewusst werden lässt.
  • Als Teilnehmer bin ich Mitglied einer Gruppe, die unter bestimmten Verständigungsregeln dieses Rollenspiel realisiert. Hier kann ich mich engagiert oder distanziert zeigen, aber ich kann nicht gleichgültig bleiben. Ob ich nun in der Rolle aufgehe oder sie ablehne, ich nehme an einer Verständigung teil.
  • Als Beobachter kann ich mich als Akteur und als Teilnehmer sehen. Rückblickend kann ich mich als Beobachter des Beobachters sehen.

Aus diesen drei Rollen entstehen Ansprüche an die Analyse meines Spiels:

  • Wie authentisch waren meine Aktionen. Was habe ich erlebt? Welche Teile waren mir eigen, welche fremd? Usw.
  • Auf welche Teilnahme (= das, was ich verstehe und annehme) kann ich mich einlassen? Wo gibt es Grenzen? Was lehne ich ab? Usw.
  • Was habe ich beobachtet? Was habe ich bei mir gesehen? Was bei anderen? Usw.

Die Vielzahl dieser Perspektiven zeigt schon, dass Rollenspiele, wenn sie ernsthaft vorbereitet, durchgeführt und reflektiert werden, eine komplexe Form des Lernens darstellen, die hohe Eigenanteile der Lerner und Lehrenden enthalten und problematisieren können. Daraus entsteht offenbar auch eine gewisse Angst bei Lehrenden, diese Methode öfter einzusetzen und sie auch effektiv zu handhaben. Sehr oft werden Rollenspiele nur angespielt und die gemachten Beobachtungen werden der privaten Interpretation überlassen. Dies schadet nicht nur dem Ansehen der Methode (Schüler: „Ach schon wieder Rollenspiele, die bringen doch nichts ...“), sondern vergibt auch die Chance, ein sehr wirksames und bei richtiger Durchführung motivierendes Verfahren bereichernd für alle Lehr- und Lernanlässe einzusetzen.



3.2. Praktische Begründung

Die Methode hat sich in vielen Themenbereichen und in allen Altersstufen bewährt. Gewünschte Lernziele können so erlebnisreicher erreicht werden, wie einige Erfahrungsberichte zeigten. Besonders folgende Wirkungen lassen sich durch das Rollenspiel erzielen (nach Ute Warm 1981):

  • Flexibilität und Kreativität werden durch freies Improvisieren im Rollenspiel gefördert
  • Wissen kommt zum Vorschein und wird vergrößert
  • Fähigkeiten zum Problemlösen werden erweitert
  • Die Sprachtätigkeit wird erweitert
  • Die Motivation und das Interesse an Unterrichtsgegenständen wird verbessert
  • Meinungsänderungen werden bewirkt
  • Einstellungsänderungen werden bewirkt
  • Selbstsicheres Verhalten kann aufgebaut werden.

Stärker noch als die Begründung anderer handlungsorientierter Methoden im Unterricht ist die Wirksamkeit von Rollenspielen vor allem auch in der Therapie belegt worden. Insbesondere im Psychodrama und der Systemischen Familientherapie (vgl. auch die systemischen Methoden) haben sich Rollenspiele bewährt.