Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

5. Beispiele

 

5.1 Wochenplan
 
Bei einem Wochenplan gibt der Lehrer dem Schüler konkrete Arbeitsaufträge, die in einem bestimmten Zeitraum zu erledigen sind, in diesem Fall in einer Woche. Der Wochenplan wird im Methodenpool beschrieben. Die Methode ist aus der Reformpädagogik sehr bekannt und z.B. bei Freinet und in der Praxis der Freinet-Pädagogik umfassend eingesetzt worden. Hierbei handelt es sich meist um eine Auswahl von Pflicht- und Wahlpflichtaufgaben. Die Qualität und die Quantität der Aufgaben können dem Leistungsstand des Schülers angepasst werden. Somit ist ein individuelles Lernen möglich. Der Wochenplan wird meist in Form eines Blattes zu Beginn der Woche an den Schüler ausgeteilt. Auf diesem Blatt können folgende Angaben enthalten sein:

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Solche Blätter enthalten in der Regel:

  • Formale Angaben wie Wochenplannummer,
  • Datum, Name, Klasse,
  • eine zeitliche Orientierung durch Zeitleiste bzw. Stundenzusammenstellung,
  • Symbole für Fach, Methode, Sozialform,
  • (fächerübergreifende) Pflicht- und Wahlpflichtaufgaben,
  • Hinweise auf ungebundene Aktivitäten, Angebote, Projekte,
  • Hinweise auf Materialien, Hilfsmittel, Kontrollblätter,
  • Hausaufgaben,
  • eine Spalte zum Kennzeichnen von angefangenen oder erledigten Arbeiten,
  • eine Spalte zum Abzeichnen der erfolgten Kontrolle durch den Lehrer oder Schüler,
  • Mitteilungen an die Eltern,
  • und abschließend eine Schülerbewertung des aktuellen Wochenplans
    (Vgl. Peschel 2002)

 

5.2 Freie Arbeit

Freie Arbeit oder Freiarbeit ist ebenfalls aus der Freinet-Pädagogik sehr bekannt und sie wird im Methodenpool ebenfalls beschrieben. Sie bezeichnet eine Übungsphase, die durch den Informationsunterricht oder einer Einführung bestimmter Inhalte ergänzt wird. Diese Übungsphase wird im Stundenplan wie ein Unterrichtsfach behandelt. Es gibt täglich oder wöchentlich fest eingeplante Stunden, in denen die Freiarbeit ihren Platz hat. In der Freien Arbeit gibt es ein größeres Angebot von Lern- und Übungsmaterialien, die auf die Lerninhalte der Klasse abgestimmt sind. Hierbei ist eine Differenzierung bezüglich der Leistungsstände der Schüler möglich. Die Materialien können durch ihre Vielfalt vom Niveau her mehrere Jahr­gangsstufen übergreifen, so dass jeder Schüler seinem Leistungsstand entsprechend das Material wählen kann. Dem Schüler bleibt es überlassen, mit welchen Lerninhalten er sich beschäftigt, wobei ihm durch den Lehrer Lerninhalte nahe gelegt werden. Aber grundsätzlich werden die Materialien, die der Lehrende zur Verfügung zu stellen hat, selbst gewählt und der Schüler entscheidet über die Dauer seiner Übungsphase, solange sie im vorgegebenen Rahmen bleibt.
Das Material sollte sehr abwechslungsreich und ansprechend gestaltet sein. Ein abwechslungsreiches Einüben der Lerninhalte kann dann möglich werden. In der Regel ist das Material strukturiert und impliziert meist die Darstellungsform, die Lernmethode und oft auch die Sozialform. Jedes Material beinhaltet eine Selbstkontrolle, so dass der Schüler auf die Kontrolle des Lehrers verzichten kann. Dem Schüler ist es möglich, seine fehlerhaften und korrekten Antworten zu erkennen (vgl. Peschel 2002).

 

5.3 Projektunterricht

  • Der Projektunterricht basiert auf den Ideen Deweys und wird im Methodenpool ausführlich beschrieben. Beim Projektunterricht soll ein Einzelner oder eine Gruppe von Schülern in einem Projekt eine Sache bzw. ein Problem angehen und zu lösen versuchen. Dabei kommt es zu ver­schiedenen Phasen. Anfangs muss etwas beabsichtigt werden, das heißt eine Sachlage wird zum Problem. Diese Themenfindung kann ein langwieriger Prozess sein, weil demokratische Regeln dabei beachtet werden sollen. Nachdem man sich auf eine Problemstellung geeinigt hat, folgt die Planungsphase, in der man Lösungswege entwickelt. In der Phase der Ausführung werden diese Lösungswege ausprobiert und gegebenenfalls überarbeitet und wiederholt. In der letzten Phase, der Beurteilung, werden der Prozess und das Ergebnis reflektiert. Hierbei kann man feststellen, ob das Problem gelöst ist oder ob man gewisse Schritte überarbeiten und wiederholen muss. Der gesamte Ablauf ist nicht linear geplant, sondern kann jederzeit umgestellt, verworfen und neu geplant werden.
  • Ziel des Projektunterrichtes ist vor allem die problembewusste und engagierte Auseinandersetzung mit einer Sache und der daraus resultierende Kompetenzgewinn. Projektarbeit soll Kompetenzen stärken und verläuft nicht eng wissensreproduktiv. Zugleich sollen die Lerner durch die demokratischen Verfahren dieser Methode zu kritischen, handlungsbereiten und verantwortungsbewussten Menschen erzogen werden. Durch die zielgerichtete Auseinandersetzung mit der Lebenswelt soll sich ein fächerübergreifendes Arbeiten ergeben, das nicht extra didaktisch geplant werden muss. Folgende Merkmale nennt Peschel für den Projektunterricht: 
  • das Leitziel sollte durch Bedürfnis- und Lebensbedeutsamkeit eine Identifikation des Lernenden mit dem Projektziel bedingen,
  • das Vorgehen entspricht der geplanten Realisierung von Handlungszielen, die sich aus den Bedürfnissen der Lernenden ergeben,
  • methodisch ist das Vorgehen durch Zielbestimmung, Planung, Durchführung und Reflexion strukturiert,
  • es ist geprägt durch handelndes Lernen, Selbst- und Mitbestimmung der Lernenden, ganzheitliches, kreatives, forschendes Lernen und kooperative Arbeitsformen,
  • optional können fächerübergreifendes Arbeiten und Außenweltkontakte eine Rolle spielen,
  • angestrebt sind Selbst-, Sach- und Sozialkompetenz des Lernenden, d.h. Handlungsbefähigung, Wissensaneignung und Kooperationsfähigkeit, des Weiteren eine Verbesserung des Schulklimas durch mehr Freude am Lernen und Beziehungsverbesserungen innerhalb der Schüler- und Lehrerschaft. (Vgl. Peschel 2002).

 

5.4 Werkstattunterricht

Werkstattunterricht bezeichnet eine Lernumwelt für den Schüler. Es ist ein Angebot, dass  vom Lehrer maßgeblich vorstrukturiert und vorgeplant ist, aber Lernsituationen und Lernmaterialien enthält, die den Schülern selbstständiges Arbeiten ermöglichen sollen. Der Lehrer stellt eine Vielzahl an Arbeitsangeboten bereit, die sowohl fächerübergreifend sein können als auch verschiedene Sozialformen, Arbeitsmethoden und Zugangskanäle ermög­lichen. Diese Form des Offenen Unterrichts kann so geplant sein, dass sie durchaus den Richtlinien entspricht und somit zu einem dauerhaften Arbeitsprinzip werden kann. Folgende Kriterien sind nach Peschel beim Werkstattunterricht zu beachten:

  • Die Schüler können sich mit eigenen Ideen an der Werkstatt beteiligen.
  • Ein echter Bezug zur Lebenswelt ist gegeben.
  • Die Werkstatt hat zieladäquat einen ,Roten Faden‘.
  • Die Werkstatt ermöglicht einen interdisziplinären Unterricht und ist nicht fachlich einseitig angelegt.
  • Die fächerübergreifenden Komponenten sind echt integriert und nicht konstruiert.
  • Die Werkstatt beinhaltet handlungsorientierte Komponenten und nicht nur Arbeits­blätter.
  • Das Material ist kindgerecht und leicht zu beschaffen.
  • Die Werkstatt beinhaltet wirklich anspruchsvolle Aufgaben und nicht nur reproduktive Übungen.
  • Die Aufträge lassen Gestaltungsmöglichkeiten zu, es wird nicht alles vorgegeben.
  • Die Werkstatt beinhaltet auch offene ‚Leerangebote‘ und nicht nur obligatorische Angebote.
  • Es werden alle Sozial- und Arbeitsformen berücksichtigt.
  • Auch auf Dauer ist eine Auswahlmöglichkeit durch ein ‚Überangebot‘ vorhanden
    (Vgl. Peschel 2002).
     
  • Um den Kindern einen Überblick über die Werkstattangebote zu vermitteln, kann man ein Plakat mit Angebotsnummer und -titel aufhängen, für jeden Schüler einen ‚Laufpass‘ erstellen oder mit einem ‚Werkstattbuch‘ mit allen Arbeitsaufträgen arbeiten. Mit dem Buch erhalten die Schüler noch ein schönes Endprodukt.
  • Bei der Materialwahl sollte man darauf achten, dass das Angebot nur ‚halbstrukturiert‘ ist. Das setzt bei den Schülern eine Auswahl voraus, welche Überlegungen, den Ablauf betreffend, impliziert. Die Vorbereitung einer Werkstatt ist dementsprechend mit einem relativ hohen Aufwand verbunden, allerdings kann man mit dieser Form den Unterricht mehrere Wochen tragen. Je nach Angebot kann die ‚Offenheit‘ des Unterrichtes variiert werden. Somit können Lehrplanvorgaben und Schülerinteressen verbunden werden.
  • Ein wichtiger Aspekt des Werkstattunterrichtes ist das ‚Experten-Prinzip’. Bei diesem Prinzip wird ein Schüler Experte für ein Werkstattangebot. Auf diese Weise soll die Selbstständigkeit der Schüler noch mehr gefördert werden. Der Schüler sucht sich ein Angebot aus, welches er gerne bearbeiten möchte. Dieses Angebot ist für ihn das erste in der dieser Werkstatt. Hat er bei der Bearbeitung Fragen, wendet er sich an den Lehrer. Hat er das Angebot bearbeitet und weiß gut darüber bescheid, ist er der Experte für dieses Angebot. Wenn andere Schüler fragen haben, wenden sie sich zunächst an den Experten. Der Lehrer ist somit nur noch bei Rückfragen durch den Experten gefragt. Der Experte kümmert sich auch um das Material, eventuelle Listen zur Bearbeitung und mahnt, korrigiert, beurteilt und bestätigt die Arbeitsergebnisse seiner Mitschüler (vgl. Peschel 2002).

 

5.5 Stationenlernen

Stationenlernen wird auch bezeichnet als Stationsbetrieb, Lernstraße, Lern- oder Übungszirkel. Stationenlernen wird ebenfalls im Methodenpool als eigene Methode aus­führlich beschrieben. Das Stationslernen ist eine inhaltsorientierte Form des Lernens. Es stellt eine Übungsform dar, die sich mit dem Zirkeltraining im Sportunterricht vergleichen lässt. Es werden mehrere handlungsorientierte Lernangebote bereitgestellt, die häufig auf ein ‚Lernen mit allen Sinnen‘ ausgelegt sind. Durch einen gewissen Variationsreichtum die Sozial- und Arbeitsform betreffend, wird ein abwechslungsreiches und intensives Einüben möglich.

Vor der Arbeit an den Stationen ist eine ganzheitliche Einweisung aller Schüler notwendig, damit im Nachhinein selbstständig an allen Stationen gearbeitet werden kann. Die Angebote werden von den Schülern reihum bearbeitet. Die Gruppenzusammenstellung und der Wechsel der Stationen sind meist vorgegeben, ebenso der Arbeitsplatz, da die Station der feste Anlaufpunkt bleibt (vgl. Peschel 2002).

Peschel (2002) gibt Übersichten über den Einsatz der verschiedenen Methoden im Offenen Unterricht:  

 

Wochenplanunterricht
Freie Arbeit
Projektunterricht
Konzeptschwerpunkt
  • Selbstbestimmung
  • bzgl. der zeitlichen
  • Organisation der Aufgabenbearbeitung
  • Selbstständiges, vorwiegend individuelles Lernen in einer vorbereiteten Umgebung
  • Kooperatives, demokratisches
  • Erfahrungslernen
Voraussetzungen
  • Wochenplan und entspr. Bearbeitungs-
  • materialien
  • Vorb. Lernumgebung
  • mit Arbeitsmaterialien
  • Für alle bedeutendes Projektthema
Schüler-/ Lehrerrolle
  • Der Lehrer führt die Kinder mittels differenzierter Vorgaben zum gemeinsamen Ziel
  • Das Kind soll mittels der vom Lehrer ausgewählten Arbeitsmittel Hilfe zur individuellen Selbsthilfe bekommen
  • Der Lehrer versucht das Erfahrungslernen der Schüler durch verantwortungsbewusstes Zurücktreten in eine „gleichberechtigte Rolle“ unterrichtlich vorzuplanen
Material
  • Meist stoffplan- oder themenbezogene Zusammenstellung von Arbeitsmaterialien (Lehrbücher, Arbeitsblätter, …)
  • Begrenzte Anzahl ansprechender, zielorientierter, handlungsauffordernder Arbeitsmittel, mit denen ohne Lehrerhilfe gearbeitet werden kann
  • Materialorganisation (Informationsträger, Alltagsmaterial) erfolgt durch die Projektgruppe, bei projektorientiertem Unterricht evtl. zusätzliche Bereitstellung durch den Lehrer
Kontrolle
  • Erfolgt in der Regel durch den Lehrer, evtl. auch durch Material oder Partner
  • Kontrolle durch Arbeitsmittel, in Abhängigkeit davon evtl. durch Partner oder Lehrer
  • Erfolgt durch Reflexionsgespräche innerhalb der Teil- oder Gesamtgruppe
Inhaltswahl
  • Im Rahmen der Vorgabe der Wochenplanaufgaben vom Lehrer vorgegeben
  • In Abhängigkeit von der Vorauswahl der Arbeitsmittel durch den Lehrer vom Schüler bestimmbar
  • Von Schülern und Lehrer gemeinsam geplant, im projektorientierten Unterricht meist vom Lehrer vorgegeben
Methodenwahl /Differenzierung
  • Von der Auswahl und Zusammenstellung der Aufgaben abhängig
  • Von der Offenheit des Materials abhängig
  • Meist innerhalb der Zielvorgaben frei bestimmbar
Sozialform /Arbeitsform
  • Aufgabenabhängig vom Schüler wählbar, evtl. durch feste Sitzplätze vorgegeben
  • materialabhängig vom Schüler frei wählbar
  • Gemeinsam geplant, aus der Notwendigkeit der Sache resultierend
Zeitpunkt /Zeitdauer
  • Im Rahmen der Planvorgaben vom Schüler frei wählbar
  • In der Regel vom Schüler frei wählbar
  • Innerhalb der gemeinsamen Planung und der situativen Notwendigkeit frei bestimmbar

 

 

Werkstattunterricht
Stationslernen
Offener Unterricht
Konzeptschwerpunkt
  • Selbstgesteuertes Lernen durch (unsystematisches) Bedienen aus einem systematischen Lernangebot
  • Mehrkanaliges, zielgleiches Lernen an vorgegebenen Angeboten zu einem Thema
  • Individuelles, selbst reguliertes Lernen in einer Gemeinschaft
Voraussetzungen
  • Werkstattangebote, „Chefbetreuung“
  • Verschiedene Stationen zum Lernthema
  • Offene Strukturen, intrinsische Motivation der Kinder
Schüler-/ Lehrerrolle
  • Der Lehrer organisiert das selbstgesteuerte Lernen der Schüler durch ein „Überangebot“ an Lernmöglichkeiten sowie Kompetenzdelegation (Chefs)
  • Der Lehrer bereitet mehrkanalige, ganzheitliche Lernangebote für den Schüler vor, die dieser selbstständig“ durchläuft“
  • Der Lehrer hält das ganz selbstgesteuerte Lernen des Schülers im Auge, gibt evtl. Impulse und hilft, die unterschiedlichen Schülerergebnisse zu strukturieren und zu integrieren
Material
  • Begrenztes, systematisch strukturiertes Überangebot an anregenden, handlungsorientierten, mehrere Fächer und Sozialformen berücksichtigenden Angeboten
  • Begrenzte, themen- und zielgebundenes, handlungsorientiertes, mehrkanaliges, ganzheitliches Lernen erlaubendes Angebot an festen Stationen zugewiesenen Materialien
  • Weitgehender Verzicht auf didaktisierte Arbeitsmittel, das „weiße Blatt“ als offene Arbeitsanregung, Einbezug selbstorganisierter Materialien der Kinder
Kontrolle
  • Kontrolle durch Material, Partner oder den zuständigen Chef
  • Kontrolle durch Material, Partner oder Lehrer
  • Angestrebt ist echte Selbstkontrolle durch eigene Fehlerüberprüfung mittels Probeaufgaben, Wörterbuch, Austausch,…
Inhaltswahl
  • In Abhängigkeit von der Auswahl der Angebote durch den Lehrer frei vom Schüler bestimmbar
  • Stationsreihenfolge evtl. vom Schüler frei bestimmbar
  • Innerhalb eines offenen Curriculums frei vom Schüler bestimmbar
Methodenwahl /Differenzierung
  • Von der Offenheit des Angebotes abhängig
  • Von der Offenheit des Stationsangebotes abhängig
  • Ohne Vorgabe, daher weitgehend entdeckendes Lernen auf eigenem Weg
Sozialform /Arbeitsform
  • Angebotsabhängig vom Schüler frei wählbar
  • Aufgabenabhängig vom Schüler wählbar, meist aber feste Stationsplätze
  • Frei vom Schüler wählbar
Zeitpunkt /Zeitdauer
  • In der Regel vom Schüler frei wählbar, evtl. von Pflichtaufgaben oder Material abhängig
  • Evtl. durch feste Wechselzeiten vom Lehrer vorgegeben
  • Frei vom Schüler bestimmbar