Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

5. Beispiele

Carole Maleh nennt in ihrem Buch zahlreiche Erfahrungsberichte und Praxisbeispiele. Auch das folgende Beispiel des Veränderungsprozesses einer Schweizer Bank ist daraus entnommen (vgl. Höfliger in Maleh,2002, S.89ff).

Einleitung eines Veränderungsprozesses im Profit-Bereich
Das Schweizer Bankinstitut hatte sich zum Ziel gesetzt, nach tiefgreifenden Veränderungen (u.a. Halbierung der Mitarbeiterzahl) ein neues Unternehmensleitbild und damit eine neue Unternehmenskultur und -identität zu schaffen. Dieses ehrgeizige Ziel sollte – mittels Open Space – an konkreten Themen erarbeitet werden. Diese Leitthemen waren „Kundenbindung“ und „Neukundenakquisition“, denn die alltäglichen Probleme in diesen Bereichen waren die Ursache für die mangelhafte Identifizierung der Mitarbeiter mit der Bank.
Die Methode Open Space eignete sich für diese Herausforderung besonders gut, da dringender Handlungsbedarf für die Initiierung von Veränderungsprozessen bestand. Außerdem fühlten sich viele Bankmitarbeiter von den Themen angesprochen und betroffen. Auch das Management war mit dem Einsatz der Methode einverstanden, denn der Unternehmenserfolg hing wesentlich vom schnellen, effizienten Erreichen des Ziels ab.
Es fanden mehrere Open Space-Veranstaltungen statt. Im Zentrum standen die Konferenzen für alle Mitarbeiter. Es nahmen jeweils ungefähr 100 Mitarbeiter teil. Der Ablauf erfolgte weitgehend nach dem „klassischen“ Muster (siehe Kapitel „Durchführung“). In den verschiedenen Workshops wurden insgesamt 127 Themen bearbeitet, wovon einige das ursprüngliche Oberziel „Unternehmenskultur und -identität“ behandelten. Die sich letztendlich ergebenden fünf Projektideen mit Lösungsansätzen wurden nach den Veranstaltungen in konkreten Projekten weiterverfolgt. Beispiele sind das Projekt „Feedbackkultur“ und das Projekt „bereichsübergreifende Zusammenarbeit“.
Der Erfolg der Veranstaltungen zeigte sich nicht nur finanziell in dem besten operativen Ergebnis seit Bestehen der Bank, sondern auch in der gestiegenen Zufriedenheit und Identifizierung der Mitarbeiter mit dem Management sowie dem Unternehmen. Damit erhöhte sich auch die Kundenzufriedenheit. Das Management verzeichnete eine bessere Kommunikation und Feedback-Kultur sowie eine höhere Einbindung in Entscheidungsprozesse unter den Mitarbeitern. Außerdem trugen die Bankmitarbeiter getroffene Entscheidungen eher mit.
Im Nachhinein hat sich keine Interessengruppe gegen die Durchführung des Prozesses ausgesprochen.

Im Internet werden zahlreiche weitere Anwendungsbeispiele für Open Space im Profit- und Non-Profit-Bereich sowie in der öffentlichen Verwaltung und Kommunen genannt. Aufschlussreich ist hier z.B. das Peace-Projekt unter http://www.openspaceworld.com/ (6.05.07)
Weitere Erfahrungsberichte siehe z.B. unter
http://www.michaelmpannwitz.de (6.05.07)

Vision von Open Space in der Schule
An einer Gesamtschule gibt es zunehmend gewalttätige Übergriffe unter den Schülern. Die Lehrerschaft, Eltern und Schüler sind besorgt. Die Schulleitung beschließt, in der anstehenden Projektwoche Ideen und Lösungsmöglichkeiten zu dem Leitgedanken „Gewalt an unserer Schule“ zu entwickeln. Sie möchte das Thema mit einer zweitägigen Open Space-Veranstaltung einleiten. Für den Einsatz von Open Space spricht insbesondere, dass das Thema alle betrifft und große persönliche Betroffenheit besteht. Zudem ist die Situation dringlich.
Zur Teilnahme eingeladen sind die Klassen 5 bis 13 sowie die Lehrerschaft. Es handelt sich also um eine heterogene Gruppe (z.B. verschiedene Altersgruppen und Funktionen). An der Veranstaltung nehmen 500 Personen teil. Das Interesse und die Motivation sind groß. Es bilden sich zahlreiche Workshops, zum Beispiel mit Themen wie „Schüler als Streitschlichter“, „Anti-Aggressions-Training“, „Verhalten in Konfliktsituationen“ und „Sozialpädagogische Beratung bei Stress und Problemen“.
Einige der von den SchülerInnen und LehrerInnen gemeinsam entwickelten Ideen wurden in der folgenden Projektwoche und darüber hinaus im Schulalltag weiterverfolgt. So beschloss die Schulleitung, ein Mediatoren-Training für die Schüler anzubieten und eine Arbeitsgemeinschaft zum Thema Konfliktlösung ins Leben zu rufen.
Die Teilnehmer empfanden die Veranstaltung als gewinnbringend und sprachen sich dafür aus, auch in Zukunft bei größeren Veränderungsprozessen Open Space anzuwenden. Das Bewusstsein für „Gewalt an unserer Schule“ wurde geschärft und das Thema auch im Unterricht miteinbezogen.