Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

3. Theoretische und praktische Begründung

 

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3.1. Theoretische Begründung

Heutzutage bedeuten moderne Arbeitsformen in der Wissenschaft oft noch, dass man sich  häufig alleine, sei es in der Bibliothek, im Institut oder auch zu Hause, sein Wissen aneignet. Während einer Vorlesung nimmt man in der Regel auch keine grundlegend andere Position ein. Man ist gewohnt still, in der Regel unbeteiligt und nimmt die vorne vorgetragenen Aspekte und Inhalte eher passiv auf. Der Computer verstärkt heute mit der vereinfachten Informationsbeschaffung mit Hilfe des weltweit vernetzten Internet diesen Effekt der Passivität, weil alle Informationen leicht zusammengestellt werden können und wenig eigenes Nachdenken herauszufordern scheinen. Powerpoint-Präsentationen können dies noch verstärken, wenn statt der früher unangemessen vielen Overheadfolien nun unzählig animierte Präsentationsfolien über den Zuschauer ausgebreitet werden. Sicher, dass etwas von solchen Referaten behalten wird, kann nur der Referierende für sich sein: Wer ein Referat hält, der wird von seinem Lernen her aktiv und hat so die besten Chancen, das Referierte auch länger zu behalten. Der passive Konsument muss nach dem Referat eigene Energien aufwenden, um sein Lernen hinreichend zu aktivieren.
Referate haben sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Mit den neuen  elek­tronischen Recherche-,Informationsbeschaffungs- und Darstellungsmethoden entstanden auch neue Referatformen.
Wo kommen Referate her? Denken wir in der Geschichte der Referate zurück, dann werden vor allem Vorträge überliefert, die seit der Antike zur Wissensvermittlung dienten. Dort war es üblich, dass ein Lehrer gemeinsam mit seinen Schülern beispielsweise im Hof oder in den damals zeitgemäßen Säulengängen auf und ab ging, um sich ausführlich mit ihnen zu unterhalten. Eine solche Unterhaltung konnte ebenso Vortrag wie systematisches Abfragen sein, wie uns Platons Dialoge zeigen. Aber auch andere berühmte philosophische Schulen wie die Sophisten, die Stoa oder die Peripatetiker stehen jeweils für bestimmte Vortragsarten und mit diesen durchgeführte Unterrichts­methoden. Der Begriff Stoa steht mit Säulengängen in Verbindung und der Peripatetiker bezeichnet Spaziergänger.
Um die mögliche Herkunft der bis heute an Universitäten und auch Schulen durchgeführten Methode des Referats näher zu betrachten, bezieht man sich meist noch unmittelbar auf die Antike. Damals wurden die Schriften von Gelehrten einerseits zwar veröffentlicht, um entfernte Kollegen und Interessierte zu erreichen, aber der Großteil der Belehrungen geschah mündlich. Die mündliche Lehre war mit Abstand die vorherrschende Art der akademischen Betätigung. Eine solche Lehre war jedoch nicht eindimensional nur vom Lehrer auf den Lerner gerichtet. Sowohl in der abendländischen Antike als auch in der chinesischen bei Konfuzius gab es ein bereits großes Gespür für die Bedürfnisse der Lerner, die zumindest durch Fragen und Formen des Dialogs in die Belehrungen einbezogen werden sollten.
Die Entwicklung der Weltreligionen führte zu einer Verschärfung des einseitigen Ver­hältnisses von Lehren und Lernen. Der Vortrag von einer erhöhten, einer wissenden Position nicht nur des Gelehrten, sondern auch des religiös eingesetzten „wahren Gläubigen“ schuf einen Raum für Hierarchie im Wissen und im Vortrag. Die Macht des „wahren Wissens“ gebot auch die Macht des Vortrags, dessen Vorgaben unbezweifelbar, nicht kritisierbar, unhinterfragbar waren. Aus dieser Tradition speisten sich Vorträge aller Art bis weit in die Neuzeit.
Der Beginn der Aufklärung veränderte nicht nur die Einstellung zum Wissen, sondern auch zum Vortrag. Zunächst wirkte in der zunehmend aufgeklärten und sich aufklärenden Welt der Umstand, dass mehr als früher die schriftliche Form zu einem wesentlichen Standard der Wissensvermittlung wurde. Dies rückte die verbale Überlieferung zunehmend eher in den Hintergrund, was an einem kurzen Vergleich deutlich wird: Wer als Forscher und Wissen­schaftler verhältnismäßig „schlechte“ Vorträge hält, andererseits jedoch hervorragende Texte publiziert, wird trotzdem geschätzt und anerkannt und hat alle Chancen eine große Karriere auf seinem Gebiet aufzubauen. Wer dagegen kaum publiziert, auch wenn er anregende und eindringliche Vorträge hält, wird es erfahrungsgemäß im Wissenschaftsbetrieb kaum weit bringen und sich einen Namen machen. Allerdings wird diese seit der Neuzeit geltende Einseitigkeit heute auch schon wieder dann relativiert, wenn der Erfolg der Lehre in Evaluationen geprüft und für die Beschäftigung als ein Kriterium genutzt wird.
Auch in der aufgeklärten Welt hielt man lange an der Machtposition von Vorträgen fest. Hier war es der Status und Habitus des Gelehrten, der gegen unwissende Positionen aus dem Volk verteidigt werden musste. Ein aufstrebendes Bildungsbürgertum, sich entwickelnde Fach­wissen­schaften, versuchten ihre neuen Kenntnisse in Machtpositionen zu verwandeln, in Fach­­sprachen zu entwickeln, um die Zugänge und erforderlichen Qualifikationen als Besitzstand zu sichern und zu verteidigen. Vorträge oder Referate konnten hier zunächst nur diejenigen halten, deren Status und Wissen bereits überprüft war. So war es selbst bis Anfang des 20. Jahrhunderts in der Schule verpönt, dem Lehrer auch nur eine Frage zu stellen, wenn man nicht ausdrücklich aufgefordert wurde. Erst mit der Erkenntnis von Pädagogen und Psychologen, dass diese Art der Einbahnstraße dazu führt, dass nur mit Druck und ständiger Kontrolle das Wissen vermittelt werden kann, entstanden Alternativen im Lernen: Nach und nach wurde der Wert der eigenständigen Erarbeitung und Darstellung des Erarbeiteten auch schon durch Lernende erkannt und zunächst sehr sparsam, später häufiger umgesetzt.
Referate sind heute vor allem ein Standard in den Universitäten. Was nun den mündlichen Vortrag betrifft, so ist man als Student insbesondere in der Massenuniversität mit der passiven Variante, mit Vorlesungen der Dozenten, besonders dann konfrontiert, wenn zu wenig Personal zur Verfügung steht. Angesichts von Leistungs­prüfungen durch Klausuren oder andere Arbeiten ist dies ein heikler Status, denn erwartet wird, dass man aus der passiven Rolle heraus ein aktives Wissen erwirbt, was dann eine eigene Nacharbeit erforderlich macht. Insoweit sind Vorlesungen gar nicht so einfach, wie sie erscheinen: Zwar haben die Zu­hörenden zunächst den Eindruck im optimalen Fall ein gutes und zusammenfassendes Referat zu erhalten, aber wenn die Inhalte dann in Prüfungen eingesetzt werden, dann erkennt man schnell, dass das Zuhören allein nicht ausreichen kann. Aus der Sicht der Lernforschung ist es zudem so, dass umfassende Handlungskompetenzen ohnehin nicht durch Vorträge, sondern nur durch eigenes Tun entwickelt werden können.
Damit sind wir heute in einer gewissen paradoxen Situation: Einerseits wünschen wir uns möglichst schnellen und einfachen Zugang zum Wissen, andererseits könnten wir es am besten erarbeiten, wenn wir eigenständig jedes Mal dieses erforderliche Wissen referieren müssten. Aber wie sollen Anfänger schon so gute Referate halten können wie ihre Pro­fessoren? Weder der eine noch der andere Weg scheinen zum Erfolg zu führen. Eine gesunde Mischung könnte eine Lösung sein. Aber lerntheoretisch wäre es wohl eine noch bessere Lösung, wenn die Lerngruppen so klein wären, dass aus allen Vorträgen schnell Dialoge und gemeinsame Anwendungen entwickelt werden könnten, um stärker Kompetenzen in Hand­lungen als nur in der Ansammlung theoretischen Wissens erarbeiten zu können.
Als aktiven Sprecher und Gestalter betrifft uns der mündliche Vortrag in der Regel nur, wenn wir aufgefordert sind ein eigenes Referat zu halten. Im Folgenden wird nun auf die praktische Begründung eines solchen mündlichen Vortrages im Rahmen eines Referats eingegangen.


3.2. Praktische Begründung

Zu Beginn jeder Referateplanung sollte man sich darüber im Klaren sein, dass ein Referat sehr unterschiedliche Funktionen und Aufgaben erfüllen kann. Das können z.B. folgende sein:

  • An Hochschulen erwirbt man durch ein gehaltenes Referat in der Regel einen Leistungsnachweis. Ein Referat kann in diesem Zuge eine Art Visitenkarte innerhalb des Studiengangs oder auch nur des Seminars sein. Ein Student, der ein besonders gutes oder auch auffallend misslungenes Referat vor dem Plenum hält, bleibt den Anwesenden, Dozenten wie Kommilitonen, in der Regel besonders in Erinnerung. Dies ist bei­spielsweise bei einer Hausarbeit häufig nicht so sehr der Fall, da die schriftliche Arbeit nicht unbedingt mit dem entsprechenden Gesicht und somit der Person in Verbindung gebracht wird. Ebenso werden die anderen Studenten die Haus­arbeit wohlmöglich auch nie zu Gesicht bekommen. Bei einer mündlichen Leistung vor Publikum empfiehlt man sich und sein Können innerhalb der akademischen Umgebung.
  • Ein Referat dient häufig als Diskussionsgrundlage einer Seminardebatte. Jede Diskussion sollte ein Thema behandeln, bei dem die anderen Anwesenden über grund­sätzlich gleiche Informationen über das Themengebiet verfügen. Das Referat dient ebenso dazu, die Diskussionsteilnehmer mit hierfür hinreichenden Informationen zu versorgen als auch eine Diskussion anzuregen.
  • Ein Referat ist als Informationsmedium anzusehen, da man mit einem mündlichen Vortrag über ein bestimmtes Thema informiert. Uns selbst informieren wir, weil wir uns auf diesen Vortrag vorbereiten, in dem wir uns mit den Inhalten vorher auseinandersetzen. Andere anwesende Personen informiert man, weil man ihnen das entsprechende Thema näher bringt und vorstellt. Weiterhin informieren Wissen­schaftler über aktuelle Projekte und Forschungen, die möglicherweise noch gar nicht publiziert wurden. Informationen lassen sich aber nur dann gut aufnehmen, wenn sie auf wesentliche Aussagen gebracht werden, mit Beispielen und Bildern illustriert werden, wenn Fakten und Meinungen unterschieden bleiben und insgesamt ein roter Faden durchgehend erkennbar bleibt.
  • Ein Referat kann auch als ein Kommunikationsinstrument angesehen werden. Mit Hilfe eines Referats äußern wir uns schließlich in einer entsprechenden Gruppe und üben auf diese Weise eine soziale Aktivität aus. Daher hat das Referat auch häufig die Funktion, Kontakte zu knüpfen, die über die gegenwärtige Diskussion weit hinaus­gehen können.
  • Ein Referat in schulischen Kontexten kann auch die Funktionen 1) bis 4) ansprechen, aber es ist deutlich einfacher im Anspruch. Im Gegensatz zur Hochschule dominieren in der Regel deskriptive Darstellungen, die im Blick auf den fachlichen Ent­wicklungsstand und das Alter der Teilnehmer konzipiert werden müssen. Gleichwohl ist es wichtig, dass Referate in ihrer Grundform schon an Schulen gelernt und gelehrt werden. Es ist sinnvoll, die Fähigkeit des mündlichen Vortragens schon möglichst früh zu praktizieren, da diese wichtige Fertigkeit auch im außerakademischen Bereich im späteren Berufsleben eine große Rolle spielen wird.

Es zahlt sich in der Regel immer aus, wenn man in der Lage ist bestimmte Inhalte klar und strukturiert vortragen und wiedergeben zu können, insbesondere vor einem größeren Publikum. In erster Linie erfordert die Erstellung und das spätere Präsentieren eines Referats verschiedenste Kompetenzen vom Verfasser:
Zu Beginn muss man sich über die zu präsentierenden Inhalte klar werden und in diesem Zuge wichtige von unwichtigen Inhalten unterscheiden. Zusätzlich sind die Lern­vor­aus­setzungen und kognitiven Möglichkeiten und emotionalen Erwartungen der Teilnehmenden einzuschätzen. Dies alles gelingt aber erst dann hinreichend, wenn man sich selber in erster Linie über die möglichst vielfältigen Aspekte des zu Präsentierenden im Klaren wird, da man dem Plenum die jeweiligen Inhalte nur didaktisch aufbereitet (also auch reduziert) vorstellen und verdeutlichen kann.
Dann sollte man die verschiedenen Formen der Strukturierung und Visualisierung und den Stil der Präsentation erarbeiten. Hierzu benötigt man insbesondere Vorerfahrungen, Übung und eine experimentelle Einstellung. In heutiger Zeit steht in diesem Rahmen die Möglichkeit der Powerpoint-Präsentation sehr oft im Vordergrund, wobei die einzelnen Formen immer mit weiteren Möglichkeiten erweitert und abwechselungsreicher gestaltet werden können. Die jeweiligen Zuhörer bzw. Zuschauer sollten bei der Präsentation möglichst verschiedene Zugänge und Präsentationsmöglichkeiten zum entsprechenden Themenbereich erfahren, wobei eine Multimodalität die Aufmerksamkeit steigern und auch über einen längeren Zeitraum halten kann.
Da ein Referat möglichst frei vorgetragen werden sollte und nicht durch reines Ablesen gut gelingen kann, hat der Referierende einen gewissen psychischen Druck auszuhalten. Dieser Druck kann nur durch ständiges Üben vor verschiedenen Gruppen abgebaut und normalisiert werden. Dann verliert der Referierende auch mit einiger Übung die Scheu, sich frei vor größeren Gruppen zu äußern. Sollten Angstzustände bei Vorträgen auftreten, dann ist eine psychologische Beratung oft der Schlüssel zu einem späteren Erfolg.

    Der Referierende hat etliche Punkte zu beachten:
    • Überwachung des Redetempos: Jeder Referierende muss flexibel mit der Redege­schwindig­keit umgehen können, damit die Zuhörer auch bei umfangreichen Gedanken­gängen folgen können oder auch der Redner selbst mit Hilfe von Sprechdenkpausen sinnvolle Formulierungen vortragen kann, um den Inhalt in seinem Kontext zur Geltung zu bringen.
    • Während des freien Vortrages sollte man weiterhin in der Lage sein, sich ohne Wiederholungen auf das Wesentliche zu beschränken und insbesondere Ab­schweifungen zu vermeiden.
    • Die Visualisierungen sollen das Gesagte unterstützen und keine neuen oder unpassenden Problem- oder Assoziationsfelder aufmachen, um die Teilnehmenden nicht unnötig abzulenken oder zu logischen Fehlschlüssen zu veranlassen.
    • Je mehr konkrete Bilder und Beispiele herangezogen werden können, um die Inhalte und Informationen verständlich werden zu lassen, desto besser ist es. Aber dies darf keinesfalls in eine unüberschaubare Bilder- und Datenflut münden, die dann wieder unübersichtlich wird.
    • Ebenso muss man die sinnvolle Häufigkeit von Interaktionsphasen, zum Beispiel Fragen an die Zuhörer, wirksam einschätzen können und die Inhalte ständig transparent im Sinne des strukturierten Verständnisses der Zuhörer vermitteln. Hier ist insbesondere auf die Körpersprache der Zuhörer zu achten, die signalisieren, wenn die Aufnahmefähigkeit erschöpft ist.
    • In diesem Zuge ist das richtige Zeitmanagement eine weitere Qualifikation, über die der Sprecher verfügen sollte. Bereits im Vorfeld muss man die Dauer der Recherche und der sonstigen Vorbereitung im Auge behalten, um nicht zu viel Stoff anzuhäufen, von dem man sich dann nicht trennen kann. Hat man ohnehin viel Stoff zu vermitteln, dann ist weniger immer mehr. Denn auch während des Vortrages muss genügend Zeit für mögliche Zwischenfragen oder Bemerkungen von Seiten des Plenums zur Verfügung stehen, damit das Referat überhaupt wirkungsvoll präsentiert werden kann.
    • Durch ein abschließendes Feedback von Seiten der Beteiligten hat der Referierende ebenfalls die Möglichkeit zur Selbstreflexion und so die Chance seine Referats­gestaltung für folgende Gelegenheiten positiv weiterzuentwickeln.
    • Zum besseren Verständnis ist es sinnvoll, wenn der Referierende im Vorfeld eine schriftliche Zusammenfassung zur Verfügung stellt, wobei er wiederum in der Lage sein muss, von dem bereits komprimierten Informationen die wichtigsten Fakten zusammenzustellen, ohne das der Zusammenhang zwischen den einzelnen Aspekten verloren geht. Dabei helfen in der Regel immer Visualisierungen.
    • Abschließend lässt sich noch erwähnen, dass häufig nur von den präsentierten Inhalten gesprochen wird, aber ein wesentlicher Punkt ist ebenfalls, das man in erster Linie seine eigene Person mit dem vorhandenen Kompetenzen und Wissens- sowie Erfahrungs­schatz dem Publikum präsentiert und darbietet. Diese Präsentation auf der Beziehungsseite ist letztlich der entscheidende Schlüssel zum Erfolg, denn hier wird bestimmt, welche Sympathien das Publikum aufbringen wird, wenn vorgetragen wird. Bei guten Beziehungen werden auch Fehler leichter verziehen.