Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

Verweis auf Punkt 3.1: Theoretische Begründung

Theoretische Erläuterungen und Hintergründe des Erzählens sind unter Punkt 3: Theoretische und praktische Begründung, Unterpunkt 3.1: Theoretische Begründung ausgearbeitet. Neben einer Kurzfassung über die Entstehung der Methode, der Beschreibung der narrativen Form in Sprachverwendung und Denken wie auch der Erläuterung des narrativen Prinzips, wird auf die Grundlagen und Auswirkungen zwischenmenschlicher Kommunikation (zwischenmenschlichen Erzählens), unter anderem mit Hilfe von Modelldarstellungen, eingegangen. Im Weiteren folgt eine Erläuterung des mündlichen Erzählens mit dem ihr zugehörigen und untrennbaren Element des Zuhörens, aufgezeigt und erläutert wird dabei im besonderen die Erzählentwicklung wie auch die Entwicklung und die Funktion eines Ordnungsschemas beziehungsweise einer Erzählstruktur von Erzählungen. Als Pendant zum schriftlichen Erzählen wird auf die Sonderform des mündlichen Erzählens in Bezug auf das Sprechdenken (vs. Schriftsprachgebrauch) und dem Hörverstehen (vs. Lesen) eingegangen, in Bezug auf das Element Zuhören folgt eine Erläuterung über die Bedeutung des aktiven Zuhörens. Im Anschluss wird der Unterschied in der Assoziation beim Hören von authentischen und fiktiven Geschichten aufgezeigt, im Weiteren die Bestandteile und Bauweisen von Geschichten dargestellt und erläutert.

>>4.1 Rahmenbedingungen und Grundsätze von Erzählsituationen
>>4.2 Grundsatz der Berücksichtigung des Kenntnisstands der Lerner
>>4.3 Grundsatz des Interessenstands der Lerner (Lebensweltorientierung)
>>4.4 Rahmenbedingungen des Erzählens (illustrierende Erzählumsetzung)
>>4.5 Erzählkreis (und seine Funktionen)
>>4.6 Erzählwerkstatt

4.1 Rahmenbedingungen und Grundsätze von Erzählsituationen

Unter einer aktiven Erzählpraxis versteht Claus Claussen eine Erzählsituation, in der sich die Lerner und die Lehrperson als jeweilige Erzähler und Zuhörer, in bewusst arrangierten und definierten Situationen, zu sprachhandelnden Aktivitäten, im Sinne kontextunabhängigen Sprechens (Erzählen) und Unterrichtsgesprächen, in geselliger Runde treffen (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.19). Um die bewusst arrangierte und definierte Erzählsituation als eine positive und gelingende Erzählsituation zu gewährleisten, bedarf es bestimmter Rahmenbedingungen und dem Einhalten diverser Grundsätze.

 

 

4.1.1 Grundsatz der Sitzanordnung

Im Klassenblock steht die Lehrperson den Lernern frontal gegenüber, womit ein hierarchisches/asymmetrisches Interaktionsverhältnis in Form von vermeintlich >>Wissenden<< und >>Unwissenden<< erzeugt wird, und einen Unterricht in Form eines Frage- und Antwortschemas nahe legt. Ein Stuhl- bzw. Erzählkreis hingegen hebt schon visuell für jeden Lerner erkennbar einen Raum gleichberechtigter Beteiligter (demokratisch/symmetrisches Interaktionsverhältnis) hervor, indem sich die Lehrperson zu den vermeintlich Unwissenden gesellt und für alle erkennbar auf die mitgegebene Sonderrolle verzichtet. Im Weiteren bietet erst die kreisförmige Konstellation die Möglichkeit einer körperlich offenen Haltung, d.h. eines direkten Blickkontakts, der unter Gesprächpartnern bzw. dem Erzähler einer Geschichte und dessen Zuhörer schon hinsichtlich des Aspekts des Entnehmens körpersprachlicher Untermalung/Unterstützung des Erzählers, gegeben sein muss. Über den direkten Blickkontakt wendet sich der Erzähler den Zuhörern kenntlich zu und zieht die Zuhörer mit in die Erzählung ein. Gleichzeitig öffnet der direkte Blickkontakt dem Erzähler erst den Raum zur unmittelbaren Rückmeldung seiner Erzählung, die er anhand der Wirkung, d.h. das, was das Erzählte bei den Zuhörern unmittelbar auslöst, zu erkennen vermag. Ein Stuhl- bzw. Erzählkreis vermittelt den Lernern das Angebot gemeinsamen und gegenseitigen Erzählens, worüber für jeden Lerner Motive, sprachhandelnd aktiv zu werden, entdeckt, und damit die Möglichkeit einer produktiven Auseinandersetzung des Gehörten via Gespräch in dialogischer Form geboten wird (Vgl. Weisgerber, Bernhard, 1983, S.249-250). Hierbei wirkt eine körperlich offene Haltung dem Zuhörer zugewandter und hinsichtlich einer aktiven Mitgestaltung aufgeschlossener und einladender, worüber gleichzeitig ein symmetrisches Beziehungsangebot gemacht wird (Vgl. Pabst-Weinschenk, Marita, 2005, S.25).

 

 

4.1.2 Grundsatz einer aufgeschlossenen Haltung

Neben der körperlich offenen Haltung, die durch eine kreisförmige Sitzanordnung gegeben ist, sind Wissenszuwachs (Lerneffekt), Entwicklung von Kommunikation und Kooperation entscheidend von der inneren Haltung abhängig. Es bedarf entsprechend einer bestimmten Haltung gegenüber Kommunikation und Wissen, welche sich in der Freude an offener Kommunikation, der Wertschätzung gegenüber den Zuhörern und die Neugierde auf das Wissen und die Erfahrungen anderer, ausdrückt. Es bedarf der Bereitschaft auf der Grundannahme, dass jeder, der in Beziehung zu dem Thema oder Anliegen einer Geschichte steht, wichtiges Wissen in sich trägt, über welches ein besseres Verständnis für das eigene System und dessen Umwelt gewonnen werden kann. Zum einen gilt das eigene Erzählen als Angebot an die Zuhörer, selbst zu denken, eigene Erfahrungen zu reflektieren, eigene Ideen zu entwickeln und mit dem Erzähler in einen Dialog zu treten, indem zum anderen als Erzähler selbst, zugehört wird, um das eigene System und seine Umwelt auf eine bestimmte Art hin zu beobachten und Unterscheidungen treffen zu können. Erzählen und Zuhören gehören zusammen. Wer davon überzeugt ist, dass seine eigenen Geschichten ein bestimmtes Potenzial haben, welches weitergegeben werden sollte, muss dieses Potenzial auch Geschichten Anderer unterstellen (Vgl. Frenzel, Karolina / Müller, Michael / Sottong, Hermann, 2006, S.2/6 u. 9). Vorherrschen soll hierbei eine auf Empathie und Akzeptanz beruhende symmetrische Kommunikation zwischen der Lehrperson und den Lernern, in der die Lerner das Gefühl vermittelt bekommen, selbst eine Stimme zu haben, und nicht durch eine von der Lehrperson ausgeübte Sprachdominanz erdrückt zu werden (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.9/16/19/23 u. 26). KLEIN äußert sich wie folgt: „Die völlig auf 'den Lehrer hin orientierte Kommunikationsstruktur' drängt 'den Schüler tendenziell in die Situation von jemanden, der auf eine Frage antwortet', und nicht in die 'eines Geschichtenerzählers'.“ (Vgl. Klein, 1980, In: Claussen, Claus, 2006, S.23) „So ist es ein Anliegen der humanistischen Psychologie, uns von den eingefahrenen, klischeehaft-konventionellen Schnellreaktionen zu befreien und uns statt dessen Reaktionen zu ermöglichen, die nicht nur außengeleitet, sondern auch innengeleitet und gleichsam mit dem ganzen Gewicht der eigenen Persönlichkeit versehen sind.“ (Vgl. Schulz von Thun, Friedemann, 1998, S.59) 

 

Lerner erzählen nur Relevantes, sofern sie ein Mindestmaß an Vertrauen vorfinden. Es sollte daher ein für die Lerner spürbarer Rahmen vorherrschen, indem keine vordergründige Ergebnisorientierung vorliegt und die Lerner das Gefühl bekommen, abgefragt zu werden. Der konstruktivistisch-didaktischen Auffassung nach, dass sich jeder Lerner auf Grund unterschiedlicher Erfahrungen und Lebensumstände, sein eigenes Bild von der Welt macht, soll das Erzählen von Vornherein so angelegt sein, dass durch das Erzählen keine vermeintliche Objektivität an die Lerner vermittelt, sondern durch Aktivität am Geschichtenerzählen und dem anschließenden Gespräch aller subjektive Vorstellungen zugelassen und intersubjektive Gültigkeiten angestrebt werden. Intersubjektive Gültigkeit wird durch dialogische Kommunikation getroffen (Vgl. Pabst-Weinschenk, Marita, 2005, S.12-13), und schließt implizit die von DRACH kritisch betrachtete Form des Frage-Antwort-Spiels bzw. dem schnellen Antworten auf Fragen, aus (Vgl. Drach, 1922 In: Pabst-Weinschenk, Marita, 2005, S.15).

 

 

4.1.3 Grundsatz einer Erzähl- und Verhaltensregelung (Regelwerk)

Um die Lerner zum Erzählen von Geschichten oder zum Gespräch über gehörte Geschichten im Sinne eines Gedankenaustauschs zu animieren, bedarf es, wie bereits erwähnt, einer Atmosphäre des Vertrauens und gegenseitiger Achtung. Eine Atmosphäre des Vertrauens und gegenseitiger Achtung bedarf ein mit den Lernern in Kooperation entworfenes Gesprächsklima, welches durch Erzähl- und Verhaltensregeln festgelegt und für jeden erkennbar gelebt wird. Entscheidende Faktoren eines gut funktionierenden Gesprächklimas innerhalb einer humanen Gesprächskultur zeichnen sich durch Empathie, d.h. dem gegenseitigen Bemühen von Verständlichkeit und dem Bemühen auf Äußerungen der anderen Teilnehmer mit Interesse und Rücksichtsnahme, ohne voreingenommene Kenntnisnahme, ernsthaft einzugehen, aus. Ein in Kooperation entworfenes und gelebtes Regelwerk führt hierbei zu einem Vertrauensverhältnis, welches einen gleichberechtigten Umgang miteinander, und damit die Funktion des Schutzes, gewährleistet (Vgl. Weisgerber, Bernhard, 1983, S.251-252). Hierbei sollen die Lerner durch eine annähernd symmetrische Kommunikation erfahren, in allen denkbaren Erzählsituationen selbst eine Stimme zu haben, die zudem ernst genommen wird. Eng verbunden sollen die Lerner begreifen, dass auch andere den Anspruch haben, ernst genommen zu werden, und damit den Anspruch, dass auch ihre Lernbedürfnisse und Rechte gewahrt werden (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.36). Hierüber sollen die Lerner erlernen, positive Rückmeldungen unter Gleichaltrigen zu geben, was auch beinhaltet, eine Bereitschaft zu entwickeln, die Äußerungen des Gegenübers ernst zu nehmen und darauf ernsthaft einzugehen, wie auch die Form einer behutsamen Korrektur und sprachlich weiterführendes Helfen gegenüber Gleichaltrigen anzuwenden. Dieses beinhaltet konkret, dass Lerner ihre ggf. sprachliche Überlegenheit gegenüber anderen Lernern nicht ausspielen und über Beiträge anderer Lerner lachen, sondern Mitlerner zur Teilhabe ermuntern.

 

So, wie kreatives Arbeiten (= divergente und produktive Denk- und Gestaltungsleistungen) Nonkonformität voraussetzt, ist die Basis kreativer Beiträge innerhalb eines Erzählkreises/einer Erzählwerkstatt die Konformität, d.h. konformes Verhalten gegenüber ausgehandelten und verabredeten Verhaltensnormen, um sich in Inhalten und Beziehungen aufeinander abgestimmt zu orientieren (Vgl. Reich, Kersten, 2006, S.199). Ein(e) unter der humanistischen Gesprächskultur geführter Stuhl- bzw. Erzählkreis oder Erzählwerkstatt soll für die Lerner erkennbar machen, dass sich jeder aktiv am Sprechen und Zuhören bzw. im Aushandeln von Wirklichkeiten beteiligen kann und den Lernern vermitteln, dass ihnen dieses Recht garantiert ist. Im Erzählen soll der Adressat immer der ganze Erzählkreis sein, d.h. dass beim Erzählen immer alle Lerner angesprochen werden und diese darüber das Gefühl erhalten, am Erzählen teilzuhaben. Dabei soll sich jeder Lerner ein Verständnis dafür aneignen, dass immer nur einer spricht, und der Erzähler das Recht hat, zu Ende sprechen zu dürfen. Hierbei sollen und können sich die Lerner (als Zuhörer) entsprechend in Toleranz und Geduld üben und sich über ausgehandelte und abgesprochene Formen kenntlich machen, wie z.B. über Handzeichen aufzeigen, einen Beitrag beisteuern zu wollen, bzw. zeigen zu können, wann ihr Beitrag beendet ist, um das Wort in persönlicher Anrede bzw. im Aufrufen des entsprechenden Namens, weiterzureichen (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.80 u. Weisgerber, Bernhard, 1983, S.251).

 

 

4.1.4 Rahmenbedingungen zum Aufbau von Erzähl- und Verhaltensregeln

Innerhalb einer humanen Gesprächskultur werden die Regeln nicht kategorisch als unveränderbar vorgegeben, sondern mit den Lernern gemeinsam entwickelt, festgelegt und erprobt (Vgl. Bartnitzky, Horst, 2006, S.28) bzw. umgesetzt, d.h. im Anschluss Beziehungskommunikativ erörtert, indem die Regelumsetzung (Verhalten zu Beginn, während und beim Beenden der Erzählsituation) durch die Lerner selbst, durchleuchtet und hinterfragt werden, und somit auf das Gelingen oder Misslingen der Regelumsetzung eingegangen wird. Über den Prozess der Analyse (Reflexion) erfahren die Lerner, dass Verabredungen gegebenenfalls geändert werden müssen.

 

Für eine vertrauensvolle Erzählsituation soll ein entsprechend von der Lehrperson mit den Lernern gemeinsam ausgearbeitetes Regelwerk, zum Zweck eines geordneten Nebeneinanders und geregeltem Miteinanders, entwickelt werden. Ein gemeinsam entwickeltes und festgelegtes Regelwerk schafft ein hohes Vertrauen bei den Lernern, und dient den Lernern, sich während dieses Aushandlungsprozesses der Bedeutsamkeit gemeinsam getroffener Regeln bewusst zu werden, worüber sich bei den Lernern ein allgemeines Verständnis für ein Regelwerk und der Einhaltung desselben gut verankern lässt. Innerhalb eines Erzählkreises können Regeln und Rituale für den Erzählkreis ausgehandelt und verabredet, eingeübt, erprobt, reflexiv erörtert und analysiert, ggf. revidiert und zum Teil in regelmäßigen Abständen neu ausgehandelt und verabredet werden (denkbarer Prozess einer Regelauseinandersetzung), worüber die Lerner die Bedeutsamkeit von ausgehandelten Verabredungen erfahren. Ein gemeinsam ausgehandeltes und installiertes Regelwerk dient sowohl der Orientierung aller, als auch der Vermittlung von Sicherheit und Schutz, an die Lerner. Über die Schutzfunktion eröffnen sich für jeden Lerner individuelle Chancen, sich in sprachhandelnden Situationen aktiv zu beteiligen. Einhergehend erfahren die Lerner, dass dieser Schutz jedem gebührt und jeder einzelne die Verantwortung für dessen Umsetzung trägt (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.79-80).

 

Gilt es, die Lerner zum sprachlichen Handeln anzuregen, müssen die Situationen sprachlichen Handelns so gewählt sein, dass die Situationen für die Lerner sinnstiftend sind, um authentisch zu handeln. Entsprechende Situationen sind in diesem Zusammenhang die vielfältigen Situationen des Klassenlebens, welches sich z.B. in der gemeinsamen Gestaltung eines Miteinanders (Regelwerk) zeigt. Ein gemeinsames Aushandeln bzw. Entwickeln von Unterrichtsstrukturen, wie z.B. die Struktur eines Erzählkreises oder einer Erzählwerkstatt, als vorgeprägter und genereller Situationsbezug, kommt den Lernern dabei als sinnstiftende Situation sprachlichen Handelns entgegen. Schließt man Lerner in den Aufbau der jeweiligen Lernsituationen mit ein, lässt sich für die Lerner erfahren, dass sie in ihrer Lebenswelt aktiv wirken und in ihr etwas bewirken (Vgl. Bartnitzky, Horst, 2006, S.18-19 u. 246).

 

 

4.1.5 Aspekt der Erinnerungshilfen zur Umsetzung eines Regelwerks (Rituale)

Rituale eines funktionierenden Erzählkreises sollen mit Lernern zur Orientierung (Hilfe) und Erinnerung an ein Regelwerk eingeübt werden. Die Regeln sollen für die Lerner überschaubar gehalten und nützlich und durch Rituale zur Unterstützung an die Erinnerung des Regelwerks untermalt werden. Um eine spezifische sprachhandelnde Situation (Erzählkreis) zu kennzeichnen, bieten sich klangliche und/oder visuelle Zeichen zur Eröffnung und/oder Schließung dieser an. Um den jeweiligen Erzähler kenntlich zu machen, können kleine Requisiten (z.B. Erzählstab oder Erzählstein) installiert werden. Regelplakate, die für jeden Lerner während der sprachhandelnden Situation sichtbar sein sollten, dienen der unmittelbaren Orientierungshilfe des vereinbarten Regelwerks (unmittelbare Selbstreflexion) (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.36 u. 82-87).

 

 

4.2. Grundsatz der Berücksichtigung des Kenntnisstands der Lerner

Die Rahmenbedingungen des Kenntnisstands der Lerner beziehen sich auf die Altersstufe und der Feststellung typisch altersspezifischer Kennzeichen.

 

 

4.2.1 Bezogen auf den Aufbau inhaltlich neuen Wissens

Inhaltlich sollten vorgetragene Geschichten dem Kenntnisstand der Lerner entsprechen, indem Geschichten auf die Erfahrungswelt der Lerner bezogen sind. Gleichzeitig sollten Geschichten Elemente des Neuen in sich bergen, damit die Lerner in ihren Bann gezogen werden und Neues erfahren können (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.21 u. 38). Werden dabei mit den Inhalten einer Geschichte kognitive Dissonanzen erzeugt, folgen die Lerner dem Verlauf und lassen sich auf einen Gedankengang ein (Vgl. Pabst-Weinschenk, Marita, 2005, S.66). Entsprechend sinnvoll ist es, das bereits Gewusste der Lerner durch neue Situationen herauszufordern, zumal nach RESNICK bereits Gewusstes besonders aktiviert wird, sofern Lerner mit einer neuen Situation konfrontiert werden (Vgl. Reich, Kersten, 2006, S.208-209).

 

 

4.2.2 Bezogen auf die Äußerungen innerer Anliegen junger Lerner

In der Methode des Geschichtenerzählens liegt die Fokussierung auf das Mitteilungsbedürfnis der Lerner, und damit auf das Anliegen bzw. auf den Inhalt ihrer jeweiligen Äußerungen (formale Eigenschaften von Erzählungen rücken in den Hintergrund). Das primäre Ziel der Methode ist es, die Lerner zum Erzählen anzuregen, d.h. ihnen den Raum zu ermöglichen, sich ihrer Umgebung mitzuteilen und mit ihrer Umgebung in Kontakt zu treten. Innere Anliegen, wie Wünsche oder Eigenschaften und Fähigkeiten, werden hierbei offenbart, um von anderen anerkannt zu werden, um sich selbst über andere wahrzunehmen und um sich darüber gegenüber seiner selbst bewusst zu werden. Dabei sollten die Lerner immer Erfahren, dass ihre Versprachlichung innerer Regungen anerkannt werden, um sie in ihrer Entwicklung eines stabilen und gestärkten Selbstbildes zu unterstützen (Vgl. Merkel, Johannes, 2000, S. 101 u. 103). Dieses setzt ein emphatisches Verhalten vonseiten der Lehrperson gegenüber den Sprachäußerungen (Sinngebung und Gefühl) der Lerner voraus.

 

 

4.2.3 Bezogen auf die Sprach- und Sprechentwicklung (Förderung)

Hinsichtlich der Sprach- und Sprechentwicklung sollten immer die jeweils individuellen  Kompetenzen im Sprechen und damit die je unterschiedlichen Sprachentwicklungsrückstände einzelner Lerner berücksichtigt werden (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.20-21). Hierbei sollte im Sprachunterricht an den vorhandenen Kompetenzen der Lerner zur weiteren Sprachentwicklung angesetzt und, angesichts der konstruktivistischen Lerntheorien, der Fokus auf die Eigenaktivität der Lerner gerichtet werden. Es gilt entsprechend die sprachlichen und sprecherischen Kompetenzen der Lerner wahrzunehmen und herauszufordern, indem die Lerner mit sprachhandelnden Situationen konfrontiert und zum sprachlichen Handeln angeregt werden. Durch eigenaktives Handeln in und durch Sprache ergibt sich hierbei für die Lerner die Möglichkeit, ihre bisherigen sprachlichen Kompetenzen auszubauen (Vgl. Bartnitzky, Horst, 2006, S.18). Hierbei ist die sprachliche Aktivität der Lerner nicht auf das Einprägen und Wiederholen (Imitation) von Sprachmitteln und grammatischen Strukturen aus ihrer Umgebung beschränkt. Die sprachliche Produktion geht über das bloße Reproduzieren von Sprache hinaus, womit der Spracherwerb als Prozess des aktiven Nachschaffens und eigenständigen Weiterführens von Sprache beschrieben werden muss (Vgl. Weisgerber, Bernhard u.a., 1983, S.347-348). Gerade das aktiv-experimentelle Sprachhandeln (freies Erzählen), eine als Probe operative Untersuchungsmethode im handlungsorientierten und aktiv-entdeckenden angewandten Sprachgebrauch, verhilft den Lernern in der bewussten Reflexion ihrer Sprache (ihres Sprachgebrauchs). Eigenes sprachliches Handeln ist Ausgangslage und Grundlage des Nachdenkens, eine sprachbezogene Schwierigkeit, eine Auffälligkeit und/oder eine sprachliche Aufgabe fordert dabei das Nachdenken über Sprache heraus (Vgl. Bartnitzky, Horst, 2006, S.217). Der Spracherwerb wird entsprechend als ein aktiver Prozess des Sprachlernens verstanden, indem die Lerner aus ihrer Wahrnehmung heraus die zugrunde liegenden Regeln konstruieren und darüber ihr eigenes Sprachhandeln leiten (unbewusste Regelbildungen). Dabei müssen die Lerner die sprachlichen Möglichkeiten ihrer Muttersprache für sich selbst entwickeln und eine Stimmigkeit zwischen dem, was gesagt werden soll (dem Gemeintem = Sinngehalt) und dem sprachlichen Ausdruck (sprachliche Form = Sinngestalt) herstellen und empfinden (Vgl. Bartnitzky, Horst, 2006, S.10 u. 253).

 

Anmerkung:

Dieses meint für die Lehrperson, die sich in der Entwicklung befindende Erzählkompetenz der Lerner im Blick zu haben. Didaktisch soll sich die Lehrperson an der Funktion des Erzählens im Alltag und an den vorhandenen Kompetenzen der Lerner orientieren. Einfache Erzählweisen, auch in Bezug einer erwartbaren Heterogenität der Lerner, sollen akzeptiert werden, um im weiteren Verlauf darauf aufzubauen. Entsprechend muss die Begreifungskraft der Lerner im Vorfeld realistisch und nicht wünschenswert eingeschätzt werden. Voreiliges korrigierendes Eingreifen der Lehrperson würde den Raum der Funktion des Erzählens im Alltag, und die vorhandenen Kompetenzen der Lerner in ihrer Auseinandersetzung mit der Sprache verengen und nicht öffnen. Dieses beinhaltet konkret, dass bei Erzählungen vonseiten der Lerner nicht tradierte Formen der Beurteilung und Bewertung hinsichtlich bestimmter Kriterien, d.h. die formalen Eigenschaften von Erzählungen, im Vordergrund stehen, sondern die Methode des Erzählens von Geschichten an der Funktion des Erzählens im Alltag und am Kenntnisstand (Vermögen) der Lerner ausgerichtet ist. Hierbei sollen nach MARITA PABST-WEINSCHENK die von den Lernern gewählten Formulierungen von den Lehrpersonen aufgegriffen werden, da gerade mit den von den Lernern ausgewählten Formulierungen, das Erleben verbunden ist (Vgl. Pabst-Weinschenk, Marita, 2005, S.55), d.h. andersherum, dass Geschichten lernerorientiert in verstehbarer Sprache und geeigneter Erzählweise vorgetragen, und die Begreifungskraft der Lerner im Vorfeld realistisch eingestuft werden sollte (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.32). Blickrichtungswechsel meint demnach, von den Lernern her zu denken, und die bei explizit jungen Lernern individuell erkennbaren Suchbewegungen, Versuche und Experimentierfreudigkeit und Auseinandersetzungen mit mündlichen (und schriftlichen) Texten, zu unterstützen und durch periodische Reflexion zu begleiten. Entsprechend fungiert die Lehrperson nicht als Korrekturinstanz, sondern als emphatischer Unterstützer, der die Perspektiven der Lerner übernehmen kann und immer zugegen ist (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.9/16 u. 23).

 

 

4.3 Grundsatz des Interessenstands der Lerner (Lebensweltorientierung)

Inhaltliche und thematische Interessen der Lerner sind in der Methode des Geschichtenerzählens sowohl hinsichtlich des Erzählens von Geschichten selbst, sowie in der Beteiligung an Gesprächsrunden, von hoher Bedeutung. Hier bietet sich z.B. an, die Lerner nach ihren Interessen zu Hinterfragen und die genannten Schwerpunkte als Geschichte verpackt (verarbeitet) vorzutragen. Dabei sollten interessensgeleitete Geschichten, aus Erfahrungswerten CLAUS CLAUSSENS für die Lerner subjektiv neu jedoch gleichzeitig Identität stiftende Hinweise und Identifikationsfiguren (Handlungsträger der Geschichte) enthalten. Interessensgeleitete Geschichten sollten sich mit den Problemen und Konflikten der Lerner auseinandersetzen und Spannung, Abenteuer oder Emotionales, wie z.B. Freude oder Trauer enthalten, und beim Hören einer Geschichte das Ausleben von Fantasie ermöglichen (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.38-39).

 

Sprachliches Handeln sollte entsprechend auf Inhalte, die für die Lerner subjektiv bedeutsam sind oder als bedeutsam erlebt werden, gerichtet sein. Entsprechend sollten sich Inhalte sprachlichen Handelns auf die Lebenswelt der Lerner beziehen. Subjektiv bedeutsame Inhalte können z.B. die Klärung eines aktuellen Streits zwischen den Lernern oder ein Gespräch (ein Erzählen) animierender Themen wie z.B. Tiere oder Hobbys etc. sein. Objektive Themen, die für die Lerner in der Gegenwart und Zukunft wichtig sind, müssen für die Lerner in ihrer Wahrnehmung subjektiv bedeutsam werden, um mit diesen Themen zu lernen. Zu den objektiven Themen zählen z.B. aktuelle politische Themen wie Frieden als Aufgabe oder der Erhalt natürlicher Ressourcen (Vgl. Bartnitzky, Horst, 2006, S.19-20 u. 245). HORST BARTNITZKY äußert sich wie folgt: „Inhaltsbezogene Ansätze fußen auf einer humanen Gesprächskultur. Hierbei sind die Inhalte so gewählt, dass sie die Kinder unmittelbar betreffen, weil Kinder von ihnen betroffen sind und weil sie Kinder unmittelbar betroffen machen. Es sind Inhalte, über die Kinder mit ihren Sichtweisen und Zugängen ins Gespräch miteinander kommen, eigene Deutungen und Meinungen entwickeln, die nicht von der Lehrerin vorab als das eine gültige Muster lernzielgemäß formuliert wurden.“ (Vgl. Bartnitzky, Horst, 2006, S.29)

 

 

4.4 Rahmenbedingungen des Erzählens (illustrierende Erzählumsetzung)

 

 

4.4.1 Sprachliche Umsetzung

Hinsichtlich der sprachlichen Umsetzung einer Geschichte ist zu überlegen, mit welchen sprachlichen Mitteln Geschichten als Werkzeug zur Spracherlernung und -förderung dienen können. Zu berücksichtigen sind hierbei die Umgangs- und Alltagssprache der Lerner wie auch einfache Satzstrukturen, die in Folge in den je eigenen Sprachgebrauch übernommen werden können. Hinsichtlich der Zielsetzung einer Auseinandersetzung des Gehörten via Anschlussgespräch sollten die Geschichten durch konkrete bzw. handlungsbezogene Aussagen, wie auch mit einfachen Dialogen bestückt, d.h. für die Lerner verständlich und nachvollziehbar gemacht werden (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.21). Dabei gilt, dass Lerner einerseits Sprachvorlagen brauchen, die sie verstehen und mehr und mehr selbst anwenden können, die dabei jedoch gleichzeitig leicht über dem Niveau ihrer Sprachverwendung liegen, um ihre Sprachkenntnisse zu erweitern (Vgl. Merkel, Johannes, Merkels Erzählkabinett, http://www.stories.uni-bremen.de/erzaehlen/sprachfoerderung.html#kap03).

 

 

4.4.2 Kompetenz im Erzählen und Zuhören

Hinsichtlich des Erzählens und Zuhörens übt die Lehrperson eine Vorbildfunktion aus. Die Lehrperson ist Vorbild in der Art ihres Sprechens, ihrer Art der Mitteilung, Darbietung und Erörterung. Die Lerner orientieren sich am positiven wie am negativen Sprachverhalten der Lehrperson und ahmen dieses nach. Übt die Lehrperson selbst beim Hören einer Geschichte ein für die Lerner sichtbar konzentriertes Zu- und Hinhören aus, erzeugt dieses bei den Lernern ebenfalls Muster, an die sie sich im Weiteren orientieren (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.34-35).

 

 

4.4.3 Performanzen

Neben den Aspekten, dass die Botschaft einer Geschichte wesentlich vom Veränderungsprozess der Ereignisse, der Differenz zwischen dem Anfang und dem Ende einer Geschichte abhängt (Transformation), Geschichten hinsichtlich des Inhaltsaspekts unter Berücksichtigung des Kenntnisstands der Lerner gut durchdacht und Geschichten hinsichtlich der Form in sprachlicher Kompetenz und Anwendung spezieller Erzählschemata gut gestaltet sein müssen, ist die Erzählweise von hoher Bedeutung. Hierbei handelt es sich um Performanzen, mit deren Hilfe Geschichten verlebendigt, d.h. lebendig erzählt werden, um Vorstellungen oder Erlebnisse bei den Lernern zu wecken, sowie den Inhalt und den Sinn fassbar zu machen (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.128). Eine lebendige Art der Erzählung weckt bei den Lernern Aufmerksamkeit und lässt die Lerner Geschichten erleben. Über das Erleben einer Geschichte werden die Lerner mit in die Geschichte hineingezogen, womit ihnen ein Raum für mögliche Assoziationen, Gefühle und innerliche Bilder zur Verfügung gestellt wird. Hierbei kann generell mit vielen kleinen Details gearbeitet werden, um das Gesamtbild zu evozieren. Alle verfügbaren Details, die man für die Art einer Verlebendigung des Erzählens einer Geschichte einsetzt, sollten hierbei gut überlegt und der Kontext bzw. die Situation der Zuhörer gut bedacht sein, damit der Inhalt (ggf. in Form einer Botschaft) oder die Form der Umsetzung von den Lernern nicht falsch interpretiert oder verstanden wird (Vgl. Frenzel, Karolina / Müller, Michael / Sottong, Hermann, 2006, S.148/151 u. 161). Zur Verlebendigung einer Geschichte bieten sich die Körpersprache in Form von Gestik und Mimik, Requisiten in Form kleiner Gegenstände wie auch das gezielte Einsetzen der Stimme in lautmalerischer Untermalung, an.

 

 

4.4.3.1 Gestik und Mimik (Verlebendigung durch Körpersprache)    

Der Erzähltext selbst ist nur eins der Ausdrucksmittel einer Erzählung und steht im Kontext gestischer und mimischer Zeichen. Beim Geschichtenerzählen sollte das Erzählte expressiv ausagiert, Geschichten immer in motorisch gestützter Begleitung erzählt werden, um die Geschichte bzw. den Inhalt zu Verlebendigen und anschaulich zu gestalten. Hierüber lassen sich die Lerner zum einen eher in die Geschichte hineinziehen und zum anderen, von einer wechselseitigen Beziehung der Sprach- und Bewegungsentwicklung ausgehend, das Erlernen und Behalten von Informationen und Wissen nachhaltig fördern (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.40-42).

 

 

4.4.3.2 Requisiten (Verlebendigung durch Gegenstände)

Neben dem körpersprachlichen Einsatz bieten sich Hilfsmittel in Form von Gegenständen als Requisite, unter der Voraussetzung, dass sie zur Geschichte passen, zur Verlebendigung an. Hierbei ist wichtig, dass den Gegenständen eine klare Rolle und einen festen Platz zugeordnet werden (Vgl. Frenzel, Karolina / Müller, Michael / Sottong, Hermann, 2006, S.168-169). Nach Claus Claussen dienen mit hinein gebrachte Gegenstände, neben dem Aspekt der Verlebendigung, dem Aspekt der nachhaltigen Stütze beim Erlernen und Behalten neuer Informationen (ähnlich der Gestik und Mimik). In diesem Zusammenhang bieten sich des Weiteren als konzentrativen Mittelpunkt und als nachhaltige Stütze kleine mnemotechnische Hilfen, optische und akustische Zeichen während des Geschichtenerzählens an (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.32).

 

 

4.4.3.3 Einsetzen der Stimme (Verlebendigung durch lautmalerische Untermalung)

Adjektive wie z.B. das Wort >>heiß<< sollten vom Erzähler umschrieben werden, damit die Erzählung die Sinne der Zuhörer anspricht. Das heißt, dass Klänge, Gerüche, Eindrücke, Empfindungen oder Zustände bzw. Szenen (Gebrüll eines Löwen) durch Worte und Geräusche/Töne veranschaulicht werden sollten. Hierbei sollten eigene Emotionen mit in die Geschichte hineingebracht werden und das Erzählen entsprechend in Lautstärke, Tonhöhe und Sprechgeschwindigkeit variieren (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.129-130), um mit Worten oder Geräuschen/Tönen, die Emotionen und damit z.B. persönliche Spannung, Freude oder Missmut, Hektik, Geschwindigkeit oder Druck sichtbar zu machen Das heißt, dass die Emotionen der einzelnen Figuren in der Geschichte nicht benannt sollen, sondern gezeigt bzw. erzählt werden soll, was die Emotionen bei den Figuren auslösen. Bezogen auf Raum und Zeit heißt dieses, dass zum einen Wege, Entfernungen und Orte durch Details, die anschaulich machen, wie weit oder lang und groß etwas ist, für den Zuhörer fühlbar gemacht, und zum anderen, ein zeitliches Fenster durch Vergleiche, Bilder und Worte erlebbar gemacht werden soll. Räumliche Begebenheiten können dabei z.B. durch das Nennen von Einzelheiten in der Situation, zeitliche Begebenheiten z.B. durch das Aufzeigen der Veränderung zwischen früher und heute, erlebbar und anschaulich gemacht werden (Vgl. Frenzel, Karolina / Müller, Michael / Sottong, Hermann, 2006, S. 151-153/156/160-161/170-171 u. 176-177).

 

 

4.4.3.3.1 Sprechgeschwindigkeit und Pausen (Verlebendigung durch Nachdruck)

Um Sachverhalte zu veranschaulichen und ihnen Nachdruck zu verleihen, kann entsprechend mit Modulation und Betonung im Sinne von Rufzeichen, wie z.B. mit der Stimme nach oben gehend, um ein Fragezeichen, oder mit der Stimme nach unten gehend, um einen Punkt, zu setzen, gearbeitet werden. Setzt man kurze Pausen im Erzählen von Geschichten vor dem Höhepunkt der Ereignisse ein, weckt dieses die Erwartung der Zuhörer auf das was kommt und hebt zudem die Wichtigkeit des Folgenden hervor (Vgl. Frenzel, Karolina / Müller, Michael / Sottong, Hermann, 2006, S.160-161/170-171 u. 176-177). Dabei helfen deutliche Betonungen gerade jüngeren Lernern, Wichtiges von Unwichtigen zu unterscheiden zu lernen (Vgl. Pabst-Weinschenk, Marita, 2005, S.65). Bezogen auf die Erzählung im Ganzen, sollte auf Tempo und Pausen geachtet (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.129) und der Erzählung genügend Raum und Zeit gegeben werden. Kurze Pausen machen Geschichten verständlicher, indem sie die jeweilige Geschichte in Einleitung, Hauptteil und Schluss gliedern. Je deutlicher dabei die Gliederung, wie z.B. durch gezielt eingesetzte Zwischenfragen, die die Ausführung in kleinere Informationspakete unterteilt, gesetzt ist, desto besser können die Lerner dem Inhalt der Geschichte folgen (Vgl. Pabst-Weinschenk, Marita, 2005, S.65).

 

 

Audio-Datei:

http://www.mediaculture-online.de/Sprecherziehung.812+M5e5cb090faf.0.html

Kommentar: >>Ratschläge für einen schlechten Redner<<. Satire von Kurt Tucholsky (1930) (gesprochen von Christian Hörburger) (Länge: ca. 6 Min.) [Domain: http://www.mediaculture-online.de] (Audio-Datei). Weg zur Audio-Datei: klicken auf: Tondokument (lässt sich mit der Standard-Anwendung öffnen).

 

 

4.5 Erzählkreis (und seine Funktionen)

Der Erzählkreis wird als eine spezifisch hochkommunikative Ausprägung des so genannten Stuhlkreises betrachtet, in dem sich die Lerner und die Lehrperson, ggf. auf ein gemeinsam geeinigtes Zeichen in Form eines Stuhl- oder Kissenkreises, im Klassenzimmer treffen. Hierbei kennzeichnet der Erzählkreis eine spezifische Erzählsituation, die zu vielen Zwecken im Kontext des sprachhandelnden Geschichtenerzählens dient (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.77). „Der Erzählkreis ist jener unterrichtliche Ort, an dem es im gleichberechtigten und geregelten Umgang miteinander um Teilnahme an den sprachlich vermittelten Erlebnissen und Erfahrungen anderer, um den Aufbau von tragenden sozialen Beziehungen wie auch um Verständigung, Orientierung und Sinnsuche geht.“ (Vgl. Purmann, 2000, In: Claussen, Claus, 2006, S.78)

 

 

4.5.1 Funktion des allgemeinen Geschichtenerzählens und -hörens

Der Erzählkreis ist die Situation, in der Geschichten in verschiedenster Variation vorgetragen bzw. Geschichten in verschiedenster Variation gehört werden. Hierbei stellt der Erzählkreis den Lernern die Zeit zur Verfügung, Erlebnisse und Vorstellungen in Form von Geschichten in gestischer und mimischer Begleitung gegenseitig darzubieten, als auch Geschichten in geselliger und genüsslicher Atmosphäre aktiv zu hören (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.76-77).  

 

 

4.5.2 Funktion des Gesprächs

Übergehend fungiert der Erzählkreis als die Situation, in der im Anschluss über das je individuell Gehörte (alle Arten von Geschichten und Beiträgen) gesprochen oder diskutiert bzw. eine Erzählung über Nachfragen und Aufklärung reflexiv verarbeitet und erörtert werden kann (Funktion der Rückmeldung und Reflexion). Dabei führt das Ziel der Methode des Geschichtenerzählens, wie weiter oben angedeutet, hin zu sprachhandelnden Aktivitäten unterschiedlicher Art, wie z.B. zu einem informellen Gedankenaustausch bzw. zu einem informellen philosophieren, als auch zu einem eher formellen Wissensaustausch, in dem es um die Bearbeitung spezifisch festgelegter Themen geht. Unter einem gezielten Wissensaustausch wird hier die Auseinandersetzung über ein von der Lehrperson im Vorfeld festgelegtes Thema verstanden, was sich in seiner Art, d.h. durch seinen gesetzten engeren Rahmen bzw. durch seine engere Zweckorientiertheit in spezifischer Themenbehandlung vom informell gehaltenen Gespräch abgrenzt. Hierbei können zu spezifisch gewählten und im Vorfeld festgelegten Thematiken je individuelle Erfahrungen und Erlebnisse und damit immer spezifisches Wissen (individuelles Expertenwissen) aus je unterschiedlichen Blickwinkeln in Form von Erzählbeiträgen (Erlebnisgeschichten) vorgetragen und sich darüber ausgetauscht werden (Aspekt des Vergleichens von Sinngebungen). Über authentische Erlebnisgeschichten werden sowohl die Protagonisten (Personen) als auch das Erlebnis selbst im Konkreten erkennbar, und schildern darüber hinaus immer eine bestimmte Tätigkeit bzw. ein bestimmtes Verhalten in einem bestimmten Zusammenhang, und berücksichtigt damit immer auch emotionale Faktoren, die mitbestimmend für bestimmte Handlungen und Einstellungen (Denk- und Handlungsmuster) sind (Vgl. Frenzel, Karolina / Müller, Michael / Sottong, Hermann, 2006, S.37-38 u. 199). Darüber hinaus können über erbrachte Erörterungen Diskussionen entstehen und Aushandlungsprozesse geführt werden (Aspekt des Aushandelns von Sinngebungen). Die bewusst arrangierte und definierte interaktionsbezogene Erzählsituation des Erzählkreises schafft in seinen verschiedenen Funktionen damit den Raum sprachhandelnder Aktivitäten, in dem sich jeder sprachlich entfalten, einander erzählt und demokratisch miteinander gesprochen werden kann (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.78-79).

 

Im Weiteren dient der Erzählkreis der gemeinsamen Planung und Analyse von Projekten (Projektarbeit), womit der Erzählkreis als wichtiger Bestandteil einer zum späteren Zeitpunkt beschriebenen Erzählwerkstatt als auch zum Ort allgemeiner Planungen und Absprachen von z.B. Schulprojekten wird (Funktion der Planung und Analyse).

 

Innerhalb eines Erzählkreises können Regeln und Rituale für den Erzählkreis ausgehandelt und verabredet, eingeübt, erprobt, reflexiv erörtert und analysiert, ggf. revidiert und zum Teil in regelmäßigen Abständen neu ausgehandelt und verabredet werden (denkbarer Prozess einer Regelauseinandersetzung unter dem Aspekt der Entwicklung und Einübung einer humanen Gesprächskultur), worüber die Lerner die Bedeutsamkeit von ausgehandelten Verabredungen erfahren (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.79).

 

 

4.6 Erzählwerkstatt

Die Erzählwerkstatt als spezifisches Lern-Arrangement bietet im Handlungsfeld Geschichtenerzählen den Rahmen für eine Werkstattarbeit (Vgl. Claussen, Claus, 2003, In: Claussen, Claus, 2006, S.88) und lehnt sich gedanklich an die Lern- und Schreibwerkstatt an. Die Lerner erhalten die Möglichkeit zum Finden und Ersinnen von Geschichten (eine eigene Geschichte finden und zu gedanklichen Skript entwickeln), Geschichten zu formen und vorzubereiten (kreativ verfassen, konzipieren, durchdenken und strukturieren), Geschichten untereinander zu erörtern und eigene Geschichten vorzutragen (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S. 88). Die Erzählwerkstatt begleitet den Prozess des Verfertigens und Erzählens von Geschichten dabei vom Anfang bis zum Ende, und stellt die entsprechende Zeit und die entsprechenden Materialien zur Verfügung. Hierbei können die Lerner das Erzählen und Vorbereiten (Planen) von Geschichten innerhalb einer Werkstattarbeit in Eigenverantwortung übernehmen, d.h. z.B. die Idee zu einer Geschichte, das Zeitfenster zum Verfertigen dieser Geschichte, das Erproben und Überdenken eines potenziellen Zwischenergebnisses mit anderen, wie auch dessen potenzielle Überarbeitung und dem finalen Vortragen (das Erzählen der Geschichte) vor Anderen im Erzählkreis, in eigener Verantwortung bestimmen und vollziehen (Förderung und Zuwachs an Selbstständigkeit durch gegebene Entscheidungs- und Handlungsfreiräume) (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.27/79 u. 89). Nach BARTNITZKY und CHRISTIANI gelangen die Lerner in freier Arbeit „an selbst gewählten Aufgaben auf selbst gewählten Wegen mit selbst gewählten Mitteln an selbst gewählte Ziele (Sinnmoment, Moment der Selbstdifferenzierung), und denken planend und reflektierend über ihr Tun nach (Planungsmoment, Reflexionsmoment).“ (Vgl. Bartnitzky/Christiani, 1998, In: Bartnitzky, Horst, 2006, S.32)

 

 

4.6.1 Darstellung einer Erzählwerkstatt

Die hier dargestellte Erzählwerkstatt bezieht sich auf den Entwurf CLAUS CLAUSSENS (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.91), wobei sich die von JOHN DEWEY (Vgl. Reich, Kersten, 2006, S.189-190) entworfenen fünf Handlungsstufen des Lernens integrieren lassen, was im Folgenden dargestellt werden soll.

 

Prozessverlauf einer Erzählwerkstatt

 


Situation des Anfangs

Der Erzählkreis dient als Situation des Anfangs eines Gesamtprozessverlaufs einer Erzählwerkstatt, indem z.B. eine am Ende offen gehaltene Geschichte vorgetragen wird, die dann von den Lernern im weiteren Verlauf anhand einer schöpferischen Werkstattarbeit neu-, oder zu Ende konstruiert werden soll. Hierbei können erste Abmachungen unter den Lernern erfolgen, indem jeder für sich entscheidend, die Sozialform einer Einzel-, Partner- oder Kleingruppenarbeit bestimmt bzw. aushandelt (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.89 u. 94-95).

 

 

Erste Handlungsstufe des Lernens (Emotionale Antwort)

Über eine vorgetragene Geschichte mit einem z.B. offenen oder ungewöhnlichen Ende etc., kommt es bei Lernern zu einer Unerwarteten Erkenntnis, welches zu einer Lösungssuche antreibt. Das Unerwartete löst bei den Lernern eine emotionale Reaktion aus, welches die Lerner dazu befördert, sich auf den Sinn des Lernens bzw. in Bezug auf die hier dargestellte Werkstattarbeit, auf den Sinn des Kreierens einer eigenen Geschichte, einzulassen. Ausschlaggebend ist für DEWEY die emotionale Reaktion, um sich der Situation oder des Problems gewahr zu werden, jeweilige zu erkennen und sich mit ihnen auseinandersetzen zu wollen (Zur ersten Handlungsstufe des Lernens nach Dewey, vgl. Reich, Kersten, 2006, S.190-191). 

 

 

Situation der Mitte

Projekte, wie z.B. das Ersinnen und Erfinden einer Geschichte in einer Erzählwerkstatt, gelten als Paradebeispiel für Mitentscheidendes und mitverantwortliches Lernen, die nach HORST BARTNITZKY per Definition >>demokratisches Handeln<< sind. Durchgehendes demokratisches Sprechen zeigt sich in der Planung (Treffen u. Begründen von Absprachen), den Zwischengesprächen und den Nachbesprechungen innerhalb einer Projektarbeit, und verläuft dabei sowohl auf der inhaltlichen Ebene (Entscheidungen über Projektziel und Arbeitsplanung), wie auch auf der metakognitiven Ebene (Entscheidungsfindungen, Vereinbarungen und der Wusch nach Einzelarbeit oder das Arbeiten in Kooperation) (Vgl. Bartnitzky, Horst, 2006, S.32). Weitere Faktoren, die eine Werkstattarbeit charakterisieren, erschließen sich dabei im Raum der Erprobung, in der die Lerner die Möglichkeit erhalten, ihre Ergebnisse und einhergehend das Erzählen zu erproben, um die Geschichte im Anschluss innerhalb eines >>offizielleren<< Rahmens mit mehr Sicherheit vorzutragen. Der Raum der Erprobung kennzeichnet im Weiteren eine differenzierte und individuelle Unterstützung und/oder Beratung seitens der Lehrperson (weiterführende Werkstattgespräche). Die in der Erprobung vorgetragenen Geschichten erlauben der Lehrperson, Rückmeldungen, und damit ein Zwischenergebnis, zu liefern, anhand dessen die Lerner ihre ersonnenen Geschichten reflektierend, in einen inneren Dialog tretend, überarbeiten können (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.79/89 u. 95-96). Die unterstützende bzw. beratende Funktion Seitens der Lehrperson meint hierbei spezifischer betrachtet, dass die Lehrperson als Mehrwisser, Impulsgeber, Planer, Helfer, Berater, Ermöglicher, Moderator, Visionär oder Evaluateur fungieren kann, und sich darüber summa summarum zwei verkörperte Rollen ergeben, die von der Lehrperson verkörpert werden können und unentwegt von der Lehrperson eigenständig reflektiert werden muss. Die von der Lehrperson zu verkörpernden Rollen zeigen sich dabei zum einen in einer eher klassischen Lehrerrolle rekonstruktiver Wissenspräsentation oder in einer eher zeitgemäßer Lehrerrolle konstruktiver Gestaltung (Vgl. Reich, Kersten, 2006, S.25-27), wobei letztere Rollenverkörperung den Lernern erlaubt, die für sich passenden Handlungen eigenständig zu erarbeiten, um für sich passende Lösungen zu erhalten.

 

Anmerkung:

Im Prozess des kreativen Schaffens während einer Werkstattarbeit können Lerner in Einzelarbeit ihren eigenen Ideen nachgehen, müssen hingegen in Partner- oder Gruppenarbeit Ideen begründet und ihre Umsetzung ausgehandelt werden. Dabei findet in Partner- oder Gruppenarbeit ein Austausch individueller und gemeinsamer Erfahrungen, Meinungen, Einschätzungen und Vorstellungen, statt. Über Sichtweisen anderer erfahren Lerner hierbei einen Impulsgewinn, welcher neue Ideen zu erwecken vermag und den Lernern in ihrer Kreativität verhilft (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S. 89 u. 94). Entsprechend ergibt sich während einer Partner- oder Gruppenarbeit eine ständige Situation von kommunikativen Aushandlungsprozessen (Demokratisches Sprechen), worüber einhergehend der Erwerb von Kommunikationsfähigkeit und -stärke gefördert wird. HORST BARTNITZKY spricht in diesem Zusammenhang von einem >>Modellfall für ein demokratisches Gemeinwesen<<, und fasst >>demokratisches Sprechen<< als mitwirkendes sprachliches Handeln zusammen, welches sich konkret durch das Vortragen der eigenen Meinung und dem Anhören der Gegenmeinungen, der Konsensfindung, Handlungen zu planen, zu vereinbaren und zu entscheiden, über eigenes und gemeinsames Handeln miteinander nachzudenken und rückzumelden wie auch Diskussionen und Vereinbarungsgespräche zu führen, zeigt (Vgl. Bartnitzky, Horst, 2006, S.34).

 

Angemerkt sei im Weiteren, dass das individuelle Lernen in Einzelarbeit zu einem späteren Zeitpunkt rückgebunden werden muss, damit sowohl die Anerkennung des Geleisteten und der Sinn des Auseinandersetzungsprozesses mit der Thematik für den Lerner erkennbar wird (Rückgebundenheit z.B. im Vortragen der ersonnenen Geschichte, einer entsprechenden Rückmeldung und das Sprechen untereinander über den Arbeits- und Lernprozess) (Vgl. Reich, Kersten, 2006, S.222).

 

 

Zweite Handlungsstufe des Lernens (Definition des Problems)

Nachdem die emotionale Reaktion erfolgt ist, werden die Lerner aktiv, indem sie an bereits Gewusstem anschließen (Gewusste Situation = das Wissen um Geschichten), um darüber die neue Situation zu bestimmen (Neue Situation = offenes oder ungewöhnliches bzw. nicht passendes Ende der Geschichte). Hierbei geht mit der emotionalen Reaktion eine intellektuelle Reaktion mit einher, indem das Ereignis oder das Problem je individuell eingeordnet, beschrieben, mitgeteilt und/oder diskutiert wird (Angemerkt sei, das die zweite Handlungsstufe des Lernens sowohl in die Situation des Anfangs als auch in die Situation der Mitte verortet werden kann) (Zur zweiten Handlungsstufe des Lernens nach Dewey, vgl. Reich, Kersten, 2006, S.190).

 

Dritte Handlungsstufe des Lernens (Hypothesenbildung)

Ist die neue Situation definiert bzw. ausgemacht, erhalten die Lerner die Möglichkeit, sich für eine für sie vertrauten Methode bisheriger Untersuchungen zu entscheiden (z.B. das Zurückgreifen auf die in der Vergangenheit angefertigten Geschichten, die als Orientierung und Impulsgewinn dienen, das Recherchieren an unbekannten Geschichten, deren Ende ebenfalls als Impulsgewinn und Ideengeber dienen oder ein Gedankenaustausch unter den Lernern innerhalb einer frei gewählten Partner- oder Gruppenarbeit…Brainstorming, etc.). Hierbei können Hypothesen gebildet, zusammengetragen und gesammelt werden (Zur dritten Handlungsstufe des Lernens nach Dewey, vgl. Reich, Kersten, 2006, S.190).

 

Vierte Handlungsstufe des Lernens (Testen und Experimentieren)

Um Lösungen erfolgreich handlungsbezogen zu leisten, können die Lerner ihre aufgestellten Hypothesen im weiteren Verfahren des Geschichtenkreierens ausprobieren (Learning by doing), worüber ein hohes Lerninteresse erzeugt, eine Einsicht in den Sinn des Lerngegenstandes und eine erbrachte Behaltensleistung erzielt wird. Im Sinne einer Erprobung kann das Ergebnis bzw. Zwischenergebnis anhand reflexiver Hilfen vonseiten der Lehrperson und/oder anderer Lerner untersucht werden (Zur vierten Handlungsstufe des Lernens nach Dewey, vgl. Reich, Kersten, 2006, S.190).

 

 

Situation des Endes

Am Ende dieses Prozesses dient der Erzählkreis dem Vortragen und Zuhören der vollendeten Geschichten, und wird im Prinzip zur Situation des Anfangs. Gleichzeitig dient er in anderer Hinsicht als das Ende schöpferischer Werkstattarbeit, in dem das Produkt vorgetragen, Rückmeldung unter Gleichaltrigen vernommen und ggf. über den Inhalt wie auch über die Herangehensweise im Verfertigen einer Geschichte bzw. über den Prozessverlauf in Planung, wechselseitigen Informierens und Lösungsfindungen  gesprochen und diskutiert wird (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S. 49/78-79 u. 89).

 

 

Fünfte Handlungsstufe des Lernens (Anwendung)

Das durch die Erfahrung mit den Lerngegenständen erworbene Wissen bedarf einer anschließenden und kontinuierlichen Anwendung, worüber gezeigt werden kann, was das Lernergebnis zu erreichen vermag. Kontinuität fördert das sichere Anwenden und das Behalten im Lernen. Bezogen auf das Geschichtenkreieren in einer Erzählwerkstatt heißt das, dass neben dem Präsentieren schöpferisch-kreativer Leistungen, die Ergebnisse und damit die Geschichten gesammelt und zu jedem Zeitpunkt für die Lerner zugänglich bleiben müssen, um zu einem späteren Zeitpunkt ggf. als Orientierungshilfe darauf zurückgreifen zu können. Das heißt auch, dass den Lernern die frei gewählten Methoden im Kreieren eigener Geschichten in zukünftigen Auseinandersetzungen bereitgestellt werden sollen (Zur fünften Handlungsstufe des Lernens nach Dewey, vgl. Reich, Kersten, 2006, S.190). 

 

 

Weitere Hilfen:

Als unterstützende Hilfe im Prozess einer schöpferischen Werkstattarbeit soll hierbei das Erzählregal, als eine erkennbare Station voller Materialien, genannt werden. Hier finden die Lerner Impulse in Form von z.B. Erzählkarten, Bilder und Bilderfolgen, Finger und Handpuppen, Figuren aus unterschiedlichen Zusammenhängen und offene zu bearbeitende Geschichten etc.. Im Weiteren finden sich in einem Erzählregal Materialien und Produktionsmittel zum Entwerfen von Skripten und ersonnenen Ereignisketten, die den Lernern in ihren mündlich vorgetragenen Erzählschemata als Erzählhilfe dienen wieder. Als weitere Unterstützung zum Erarbeiten und Vortragen eigener Geschichten liegen Anleitungen und Methoden zur Vorgehensweise in einem Erzählregal zur freien Verfügung bereit. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die freie Entscheidung der Lerner in der Methodenwahl ihres Vorgehens. Im Weiteren sind die Beispiele und Lernspuren, die ebenfalls sichtbar in einem Schrank oder Regal als Geschichtensammlung dienen, zu nennen. Als Geschichtensammlung dienen die Beispiele und Lernspuren als Anregung neuer und weiterer Geschichten, und machen das von den Lernern geleistete jederzeit sichtbar (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S. 91-93 u. 97).

 

Materialien (Hyperlinks):

 

Märchenwerkstatt (mit Materialien für ein Erzählregal)

http://www.learn-line.nrw.de/angebote/maerchen/medio/index.html

Kommentar: Darstellung, Vorschläge (Ideen) und nützliche Materialien für eine Märchen-Werkstatt [Domain: http://www.schulministerium.nrw.de / Sub-Domain: http://www.learn-line.nrw.de]. Hierbei finden sich ein kurzer Beitrag zu den Voraussetzungen von Märchen und diverse Ideen und Vorschläge zum Schaffen von Zugängen (Situationen) zur Beschäftigung mit Märchen in einer >>Märchenerzählwerkstatt<<. Damit verbunden werden Vorschläge gegeben und Beispiele bereitgestellt, d.h. Materialien zu Erzählanlässen, und im Weiteren vorstellbar zum Aufbau eines Erzählregals zur Verfügung gestellt (Materialien, auf die während einer Werkstattarbeit zurückgegriffen werden können und den Lerner immer zur Verfügung stehen). Materialien und Beispiele sind zum Teil in der Ausarbeitung als Hyperlink gekennzeichnet wieder zu finden (5te und 6te Jahrgangsstufe, ggf. Primarstufe). Ausgesuchte Materialien für den Aufbau/Ausbau eines Erzählregals (Erzählwerkstatt) finden sich in Form einer Sammlung aus Märchenmotiven (I), 99 Märchengestalten (II) und  einem Leitfaden einer Märchenstruktur (III) [Domain: http://www.schulministerium.nrw.de / Sub-Domain: http://www.learn-line.nrw.de]. Weg zum Material (I): klicken auf: Bausteine sammeln: Märchenmotive - dann klicken auf: Märchenmotiven. Weg zum Material (II): klicken auf: Verwirrspiele - dann klicken auf: 99 Märchengestalten. Weg zum Material (III): klicken auf: Bauformen erkennen: Märchenstrukturen - dann klicken auf: Bauplan

 

 

http://vs-material.wegerer.at/deutsch/pdf_d/sprechen/erzaehl_Werkstatt.pdf

Kommentar: Auflistung verschiedener Variationen von Erzählanlässen bzw. zum Geschichtenerfinden (Sandra Gabriel) [Domain: http://vs-material.wegerer.at]. Das Material dient Lernern ebenfalls als Ideen und Impulsbringer hinsichtlich einer frei gewählte Themen- und Ansatzwahl (Variantenwahl) im Geschichtenerfinden innerhalb einer Werkstattarbeit (Material für das Erzählregal) (Keine Altersangabe - Im Prinzip alle Jahrgangsstufen) (pdf Format).

 


Powercounter.org