Begriffserklärung
>>Bänkelsang<<
Bänkelsänger luden ihr Publikum auf Kirchweih- und
Volksfesten zum Hören von Geschichten aller Art ein. Sie stiegen auf ein
>>Bänkel<<, zeigten mit einem Stock nacheinander auf einzelne
Bilder und trugen ihre Geschichten singend oder erzählend vor. Bekannt waren
die Bänkelsänger für ihre unwahren Geschichten und ihren maßlosen Übertreibungen.
Die Bänkelsänger entfachten die Sensation, um diese im Anschluss zufrieden zu
stellen.
Ort und Anlass des
Projekts >>Bänkelsang<<
Das Projekt Bänkelsang wurde an der Grundschule in
Fischbach/Taunus am >>Tage des Buches<< durchgeführt. Für die Ausarbeitung
und Einübung stand den Lernern der Klassen- und Kopierraum zur Verfügung. Das
anschließende Vortragen der Geschichte fand im Lesesaal statt.
Jahrgangsstufe und
Zeitfaktor
Das Projekt wurde mit Lernern aus der 3ten Jahrgangsstufe
der weiter oben genannten Grundschule durchgeführt. Dabei standen 4 Stunden
(Vormittag) für die Ausarbeitung, für die Fertigstellung der Requisiten und zum
Einüben des freien Vortragens zur Verfügung.
Themenwahl
Zum Thema der Ausarbeitung wählte CLAUS CLAUSSEN die von
RODARI entworfene Idee/Variante des >>fantastischen Binoms<<
(Rodari, 1992). Die Idee/Variante des >>fantastischen Binoms<<
enthält zwei kontrastive Figuren mit unüblichen Charakteren die die Geschichte
bestimmen. Im Praxisbeispiel wurde ein kleiner,
mutiger roter Vogel (Figur I) und ein zu ihm im Kontrast gestellter großer, überaus ängstlicher Löwe (Figur II)
ausgewählt.
Materialien
Packpapier
Pappröhren
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Tonpapier
Schere
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Tesafilm
Wachmalstifte
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Zwei kontrastive Figuren in Form einer Kopiervorlage
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Kordel
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Klebstoff
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Kopierer
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Zeigestock
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Aufgabenstellung
und Schwerpunkte
Das Projekt Bänkelsang kann als eine produkt- und
prozessorientierte Aufgabe verstanden werden. Das Interesse der Lerner richtet
sich auf den Weg der Bearbeitung bzw. Ausarbeitung der Geschichte.
Die Lerner ersinnen sich anhand einer Vorgabe eine eigene
Geschichte.
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Im Anschluss Verdichten die Lerner, in Kooperation
untereinander, die Geschichte auf 10 ausdrucksstarke Einzelbilder mit vielen
Details.
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Die Lerner haben die Möglichkeit, das Erzählen der
Geschichte gemeinsam einzuüben.
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Im Weiteren kann das Erzählen mit dem Zeigestock, als
Erzählen >>Stück für Stück<<, eingeübt werden.
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Das Vortragen der Geschichte vor einem Publikum.
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Lernziele
Das Projekt >>Bänkelsang<< wird als ein
handlungs- und projektorientierter Sprachunterricht in einer Erzählwerkstatt
aufgefasst, in der eine von der Lehrperson ergebnisoffene Aufgabe von den
Lernern kreativ umgesetzt wird.
Produktorientierung
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Das Ziel dieses Projekts ist das freie Vortragen einer
selbst ersonnenen Geschichte vor einem Publikum.
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Handlungsorientierung
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Die Förderung differenzierter, kreativ sprachlicher
Verarbeitung von inhaltlich motivierenden Vorgaben.
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Die Entfaltung und Erweiterung vorhandener Sprachkompetenzen.
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Das Verbinden individueller Sprachkompetenzen in einer
gemeinsamen Sprachhandlungssituation (Projekt).
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Das Mitteilungsbedürfnis und die Sprechfreude durch
Wertschätzung unterschiedlicher individueller Sprachkompetenzen zu
aktivieren.
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Das Vermehren der Sprechakte und die Förderung im Gebrauch
der jeweils aktuellen Redemittel.
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Die Förderung zum unterhaltsamen, spannenden, präzisen und
bewusst strukturierten (chronologischen) Erzählen.
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Die Anleitung zur bewussten Wahl der Erzählmittel, zur
sprachlichen Erarbeitung, Planung und kooperativer Einübung.
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Die Stärkung für das Gefühl situationsangemessenen
Sprechens und Erzählens.
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Das Anleiten der Lerner, sich in Adressaten
hineinzuversetzen, die Erzählsituation vor einem Publikum zu antizipieren und
die Geschichte gekonnt darzubieten.
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Vorbereitung
Aus zeitlichen Gründen wurden in diesem Fall beide
Handlungsträger in Form von Schwarz-Weiß-Abbildungen, nach links wie nach
rechts blickend, in jeweils unterschiedlichen Größen, als Kopiervorlage, sowie
ein im Vorfeld entworfenes Plakat im Sinne einer Schautafel, zur Verfügung
gestellt (kann durch die Vorgabe und Anleitung der Lehrperson von den Lernern
in eigenständiger Arbeit durchgeführt werden). Die Schautafel aus Packpapier,
jeweils oben und unten bestückt mit einer Pappröhre wurde mit zehn Rechtecken
aus Tonpapier, welche die visuelle Reihenfolge bestimmen, bestückt (beklebt).
Um die Schautafel für alle gut sichtbar präsentieren zu können, wurde diese zum
Aufhängen mit einer Kordel am oberen Rand versehen.
Projektverlauf
Der Vormittag
(Werkstattarbeit)
(Schritt 01 /
Erzählkreis)
Den Lernern wurde das Projekt >>Bänkelsang<< in
einem Erzählkreis (ein aus Stühlen bestehender Halbkreis) vorgestellt. Das im
Vorfeld entworfene Plakat wurde für alle Lerner sichtbar aufgehängt, die beiden
Handlungsträger vorgestellt, wobei diese >>ungewohnten<<
Handlungsträger bei den Lernern sofort Anklang fanden.
(Schritt 02 /
Erzählkreis)
Im weiteren Gespräch kam es vonseiten der Lerner zu der
Idee, den überaus ängstlichen Löwen in einem Zookäfig leben zu lassen, aus den
ihn der kleine, mutige Vogel befreit. Ein Abbild eines lachenden Löwen zwischen
den Handlungsträgern als Kopiervorlage, ließ die Lerner zu dem Schluss kommen,
dass der Löwe am Ende wieder froh sein würde, zurück im Käfig zu sein. Diese,
wie auch andere Ideen, wurden notiert. Am Ende der Ideensuche standen mehr
Ideen als die ausgemachten zehn Felder der Schautafel zu Verfügung. Dennoch
konnten aus diesem Ideenpool zwei Felder der Schautafel spezifisch lokalisiert
werden. Zum einen der Anfang (Feld 1), welches den Löwen in einem Käfig zeigen
sollte. Zum anderen das Ende (Feld 10), welches den Löwen, sozusagen wieder
zurück im Käfig, und vor allem glücklich über diesen Zustand, zeigen sollte.
Nach Festlegung des Anfangs und dem Ende der Geschichte,
wurde über die erbrachten Ideen im Zusammenhang mit den acht weiteren Feldern
diskutiert. Die Lerner argumentierten ihre Sicht der Dinge, bis sich
schließlich auf acht weitere Ideen bzw. Episoden der Geschichte geeinigt wurde.
Diese lauteten:
der böse
Hund
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die
unheimliche Hyäne
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die
wilden Bienen
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das Feuer
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die
unerwarteten Mäuse
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der
stachelige Kaktus
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die
gefährlichen Autos
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der
Drache in der Höhle
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Beobachtung:
Diese acht Episoden wurden der Reihenfolge nach offen
gehalten. Die Lerner argumentierten, die Reihenfolge erst festlegen zu können,
nachdem die einzelnen Episodenbilder fertig gestellt und damit sichtbar seien.
(Schritt 03 /
Erzählkreis)
Im Weiteren wurde die Zuordnung der Lerner zu den einzelnen
fertig zu stellenden Bilder organisiert. Es bildeten sich Partnergruppen und
Dreiergruppen, ein Lerner bevorzugte das Arbeiten am Episodenbild in
Einzelarbeit.
Beobachtung:
Die Lerner fingen in ihrer jeweiligen Partner- oder
Gruppenarbeit an, über die fertig zu stellenden Bilder zu diskutieren. Die
Diskussionen verliefen sowohl konsensorientiert, als auch mit Konflikten ohne
Einigung, wobei in diesem Falle von außen vermittelt wurde.
(Schritt 04 /
Erzählwerkstatt)
Nachdem sich die Lerner in ihrer jeweiligen Gruppe auf die
Art und Weise ihres fertig zu stellenden Bildes geeinigt hatten, kopierten die
Lerner die entsprechenden Handlungsträger und malten diese aus. Diese wurden
entsprechend auf das Bild geklebt, um im Anschluss die Umgebung, und damit das
gesamte Bild, zu vervollständigen.
Beobachtung:
Die Geschichte wurde in Gesprächen entworfen. Während der
Fertigstellung der Bildersuchten die Lerner auch zwischen den Gruppen das
Gespräch. Sie waren neugierig gegenüber den anderen Bildern. Im Weiteren war
festzustellen, dass sich bereits Geplantes hinsichtlich der Fertigstellung der
jeweiligen Bilder ständig veränderte, indem etwas Detailliertes hinzugefügt
oder weggelassen wurde.
(Schritt 05 /
Erzählkreis)
Nachdem die einzelnen Episodenbilder fertig gestellt waren,
setzten sich alle Beteiligten zurück in den Erzählkreis. Hier erzählte jede
Arbeitsgruppe ihre Episode der Geschichte. Die jeweiligen anderen Lerner hörten
konzentriert zu.
(Schritt 06 /
Erzählkreis)
Nach der erzählerischen Darstellung der einzelnen Episoden
wurde die Reihenfolge der Episoden (Episodenbilder) gemeinsam von den Lernern
festgelegt.
Beobachtung:
Über den im Vorfeld wechselseitigen informellen Austausch
beim Fertigen der einzelnen Episodenbilder, konnten sich die Lerner schnell auf
die Reihenfolge der einzelnen Episodenbilder einigen. Die einzelnen Episodenbilder
wurden der abgesprochenen Reihenfolge nach auf die Schautafel befestigt. Es
fand ein Probeablauf der Geschichte statt, wobei es zu einer Änderung im Ablauf
der Geschichte kam.
Während des Probelaufs zur Festlegung der Reihenfolge
ergaben sich im Weiteren Schwierigkeiten im Erzählen der Übergänge von Bild zu
Bild. Unklar blieb zunächst, wer diese Übergänge erzählerisch darstellen
sollte. Es folgte eine Diskussion unter den Lernern, wobei als Ergebnis
festgehalten wurde, dass die jeweils Nachfolgenden den Part der Übergänge
erzählerisch gestaltend übernehmen sollten.
(Schritt 07 /
Erzählwerkstatt)
Nachdem die Reihenfolge und damit letztlich die Geschichte
für alle deutlich war, wurden die Bilder auf ihren zugehörigen Platz der
Schautafel geklebt.
(Schritt 08 /
Erzählwerkstatt)
Als nächstes folgte das Einüben der Geschichte, um sie vor
einem Publikum frei erzählen zu können. Hier übte sich jeder Erzähler anhand
des Episodenbildes, welches vorzutragen es galt.
Beobachtung:
Während die Lerner ihre Episode der Geschichte einübten, kam
es bei den Lernern zu erzählerischen Veränderungen. Die ersten mündlich und
interaktiv konzipierten Fassungen wurden von den Lernern mündlich Überarbeitet.
Des Weiteren fertigten sich einige Lerner kleine Notizzettel mit Stichwörtern
an, anhand derer sie die Geschichte besser einüben konnten.
(Schritt 09 /
Erzählkreis)
Nachdem die einzelnen Gruppen ihre Geschichten gut eingeübt
hatten, wurde den Lernern der Zeigestock, mit dem beim freien Erzählen die
einzelnen Episodenbilder gezeigt werden sollten, vorgestellt.
Beobachtung:
Hierbei ergaben sich folgende Fragen bzw. Feststellungen seitens
der Lerner: Die Frage, wer die Geschichte bzw. die jeweilige Episode vorträgt?
Die Feststellung, dass der Zeigestock beim Beenden des Erzählens einer Episode
weitergereicht werden müsse.
Zur selbst gestellten Frage, wer die jeweils einzelnen
Episoden vortragen solle, erörterten die Lerner im Folgenden zwei Varianten des
Vorgehens. Zum einen war vorstellbar, dass derjenige die jeweilige Episode
vorträgt, der sie aus der jeweiligen Gruppe am Besten beherrscht. Zum anderen
war vorstellbar, dass das Erzählen abwechselnd vollzogen werden konnte.
(Schritt 10 /
Erzählkreis)
Nachdem alles ausgearbeitet, jedem die Geschichte bekannt
und sich die einzelnen Gruppen auf ein Einzel- oder abwechslungsreiches
Gruppenerzählen geeinigt hatte, wurde das Erzählen der Geschichte mit
parallelem Zeigen der einzelnen Episodenbilder eingeübt.
Beobachtung:
Der erste Erzähler (Lerner) wandte sich mit dem Rücken zu
den anderen Lernern, und fing an, seine Episode der Geschichte vorzutragen.
Hierbei kamen von den anderen Lernern die ersten Einwände, da sie keinen
Blickkontakt zu dem Erzähler aufnehmen konnten. Entsprechend wurde diese
Situation von allen Beteiligten erörtert. Fragen der Rhetorik standen im
Mittelpunkt, erörtert wurde das >>Ich-Bezogene<< und das >>Adressaten-Bezogene<<
Erzählen. Als problemlösende Antwort einigten sich die Lerner auf die Variante,
dass ein Lerner das entsprechende Episodenbild zeigt, während ein anderer
Lerner die Episode der Geschichte frei vorträgt. Dieses Vorgehen wurde im
Weiteren eingeübt.
Der Nachmittag
(Präsentation)
(Schritt 11 /
Bühne)
Die Schautafel wurde in Anwesenheit der Zuhörer im Lesesaal
entrollt. Erzählerisch und mit dem Zeigestock zeigend wurden die einzelnen
Episoden (und damit die gesamte Geschichte) arbeitsteilig vorgetragen.
Ergebnisgeschichte (Schilderung):
Die Zuhörer erlebten eine Geschichte, in der ein kleiner,
mutiger Vogel einen überaus ängstlichen Löwen aus seinem Käfig befreite. Der
Löwe, nun in Freiheit, begegnete einem heftig bellendem Hund, einer ekelhaft
lachenden Hyäne und einer Schar unerwartet auftretender Mäuse. Ebenfalls machte
der überaus ängstliche Löwe eine schmerzliche Erfahrung mit einem großen
stacheligen Kaktus und einer Schar angriffslustiger Bienen. Es folgten hupende
Autos und zuletzt ein Feuer speiender Drache. Am Ende befand sich der überaus
ängstliche Löwe wieder zurück im Käfig, erleichternd lachend. Neben dem Akt der
Befreiung fungierte der kleine, mutige rote Vogel als Weggefährte, indem er dem
überaus ängstlichen Löwen in allen Lebenslagen seines Abenteuers half, riet und
ermutigte (Vgl. Claussen, Claus, 2006, S.136-142).
Bezüglich meiner Schulzeit lässt sich aus meiner eigenen
Erfahrung sagen, dass das Erzählen im engeren Sinn weder durch die Lehrpersonen
noch den Lernern, weder im Sprach- noch im fächerübergreifenden Unterricht
berücksichtigt wurde. Explizit im Deutsch- und Fremdsprachunterricht, wo es
immer auch darum gehen sollte, als Lerner eigenaktiv Sprache für sich und über
Andere zu erfahren, sich mit Sprache vielschichtig auseinanderzusetzen und sich
über den eigenen Sprachgebrauch (das eigene Erzählen) Sprache anzueignen bzw.
zu erlernen, sprachen und artikulierten sich in der Regel nur die Lehrpersonen,
die die stilistische Ausrichtung im Umgang mit Sprache grundsätzlich in den
Fokus bzw. Vordergrund rückten. Lerner erhielten dabei selbst im
Fremdsprachunterricht nur selten bis gar nicht die Möglichkeit, durch eigene
Erzählbeiträge eigenaktiv in Sprache einzutauchen und diese zu erproben
(bezogen auf den Fremdsprachunterricht muss hier die Nichtberücksichtigung des
freien Sprechens durch die Lerner im Allgemeinen kritisiert werden). Als ein
weiteres Defizit im Hinblick auf das Erzählen bezüglich meiner zurückliegenden
Schulzeit ist anzumerken, dass den Lernern weder die Zeit noch der Raum zur
Verfügung gestellt wurde, subjektive Gedanken und Ideen (ggf. Gegensätzliches)
anhand von Erzählbeiträgen kontextgebunden und damit Kontext aufzeigend
vorzutragen, um auf diese Weise jeweils einen anderen Blickwinkel bzw. eine
andere Sichtweise der Dinge (gerade in Bezug auf Beziehungsarbeit) verstehbar
(eindeutig) darzulegen. Erzählbeiträge von Seiten der Lehrpersonen, um Kontexte
aufzuzeigen, gab es ebenfalls nur in einem sehr geringen Maß, die zur
Weihnachtszeit schon obligatorische Weihnachtsgeschichte wurde in der Regel
vorgelesen (nicht frei erzählt) und die Lerner ohne Reflexion auf die gehörte
Geschichte in die Weihnachtsferienzeit verabschiedet. Summa summarum lässt sich
sagen, dass von Seiten der Lerner durchweg viel gehört und durchweg wenig erzählt
bzw. wenig gesprochen wurde. Das Zuhören der Lerner vollzog sich dabei
grundsätzlich als ein passives Zuhören, ein Zuhören aktiver Art im Sinne des
Nachfragens oder im Sinne des Beitragens eigener Gedanken und Ideen, um die
Erzählbeiträge mit zu gestalten, auszubauen und/oder in eine gewünschte
Richtung zu lenken, wurde durch die Lerner nicht vollzogen.