Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

6. Reflexion der Methode

>> 6.1 Methodenkompetenz
>> 6.2 Methodenvielfalt
>> 6.3 Methodeninterdependenz

6.1 Methodenkompetenz

Die Methode des Geschichtenerzählens versteht sich als ein offener Prozess des Wissensaustauschs, worüber sich die Methode des Erzählens im Grundsatz als eine findende Methode definiert und sich im Gegensatz zu einer suchenden Methode nicht an vordefinierten Fragestellungen orientiert. Über die Grundhaltung der Aufmerksamkeit und Offenheit, d.h. über das vorbehaltlose Zuhören, kann Neues erfahren und Wirklichkeiten, die vielfältiger sind als die eigenen Sichtweisen bzw. Blickwinkel, entdeckt werden. Über die Offenheit des Findens entgeht die Methode dabei dem eingeengten Weg des Suchens, welcher durch vordefinierte Fragestellungen automatisch potenzielles Wissen, Kreativität und Imaginationen der Lerner ausgrenzt und ausblendet, um schlussendlich Antworten zu produziert, die den Vorstellungen und dem Wissen der/des Fragenden entspricht. Entsprechend grenzt sich die Methode des Erzählens von der fragend-entwickelnden Unterrichtsmethode [Fragend-entwickelnde Methode], in der die Lehrperson aktiv im Vordergrund und die Lerner in eine passive Lernhaltung gedrückt werden, ab. Die Methode des Erzählens verfolgt vielmehr die Form eines aktiven Lernens, in der sich die Lerner nicht auf gestellte Fragen verlassen, sondern eigene Kommentar-, Frage- und Bewertungshorizonte entwickeln. Die Methode des Erzählens erfüllt hierbei die Kriterien/Aspekte (Perspektiven auf das Lernen) einer konstruktivistischen Didaktik von Lehr- und Lernprozessen, die sich in konstruktiven, re- und dekonstruktiven Handlungsprozessen, als auch im kreativen, sozialen, emotionalen, individuellen und situierten Lernen, zeigen. Die Methode versteht sich hierbei immer als eine Form des Interaktions-Lernen, wo in Form kooperativen Lernens [Kooperatives Lernen] unter Berücksichtigung des Selbstwerts, der Selbstverantwortung, Selbsttätigkeit, Selbstbestimmung und Selbstachtung (Selbstgesteuertes Lernen) eigene Sichtweisen und Blickwinkel zugelassen, die Möglichkeit eigener kreativer Entwürfe gegeben und Imaginäre Vorstellungen sowie Einbrüche realer Ereignisse akzeptiert, werden.

 

Die Struktur (erkennbare Zusammenhänge), die Geschichten automatisch mitliefern, erleichtert den Lernern das Verständnis (Lernen findet immer in bestimmten Situationen und Kontexten statt - Kontext- und situationsbezogenes Lernen). Geschichten geben immer einen konkreten Zusammenhang wieder, indem sie Menschen (Protagonisten), Dinge, Umstände und Einflüsse miteinander verbinden und verknüpfen und damit zueinander in Beziehung setzen. Geschichten liefern dabei immer eine sinnvolle Ordnung mit, die im Ganzen mehr bedeutet als die Summe ihrer einzelnen Ereignisse und Vorkommnisse. Geschichten können dabei so gestaltet werden, dass sie gegebene Komplexität reduzieren oder diese zusammenhangsvoll abbilden. Geschichten erlauben es, sich Theorien, Ideen, Lösungen, Zusammenhänge etc. als Beispiel anschaulich und plastisch vorzustellen, worüber Lerner im Weiteren gut in thematische Frage- und Problemstellungen (in Thematiken) eingeführt (und thematisch zusammenfassend/nachbereitend herausgeführt) und über ihre greifbaren und vorstellbaren (konkreten) Ausführungen des Abstrakten an Lerngegenstände herangeführt werden können. Über den mitgelieferten Zusammenhang können konkrete Probleme oder Schwierigkeiten erkennbar gemacht bzw. verborgene Probleme wie auch Potenziale/Ressourcen konkretisiert in den Vordergrund gerückt werden. Geschichten schaffen hierbei eine konkrete Basis, auf der konkret aufgezeigt wird, was bezüglich des Problems/der Schwierigkeit geändert bzw. um entdeckte Potentiale/Ressourcen zu nutzen, getan werden kann/muss. Über mitgelieferte konkrete Informationen oder Hinweise kann nach konkreten Ideen und Lösungen gesucht bzw. bezüglich des Problems/der Schwierigkeit oder entdeckter Potentiale/Ressourcen konkret gehandelt werden.

 

Über Geschichten kann inhaltlich am Bestehenden (Kenntnis- und Interessensstand der Lerner) angeschlossen werden, um dieses über eine andere Perspektive, über ein zusätzliches Element oder über den Einbruch des Realen im Sinne einer überraschenden Wendung in ein neues Licht zu rücken (Neue Perspektiven durch die Konstellationen: bekannt - unbekannt, eigen - fremd, gewohnt - ungewohnt etc., eröffnen). Knüpfen Geschichten an der Realität und/oder am Umfeld der Lerner an, und sind Geschichten für Lerner anschlussfähig, erlaubt es die Lerner selbst, als aktiv Hörende, Handlungsträger, Handlungsorte und Ereignisse in die eigene Realität zu transferieren und eigene Gedanken in die Geschichte hinzufügen, Gegengedanken zu entwerfen und weiterführende Gedanken an die Geschichte anzuschließen. Beim mündlichen Erzählen in geselliger Runde entsteht die Faszination über das Geschehen einer Geschichte in Verbundenheit mit der Imaginationskraft der Zuhörer (Akte des Erlebens und Erkennens). Über das Hineinversetzen in die Geschichte identifizieren sich die Lerner mit den jeweiligen Protagonisten und Ereignissen oder grenzen sich von ihnen ab, d.h. reagieren emotional auf die Handlungsträger und/oder auf die Ereignisse (Problem/Thema). Geschichten berücksichtigen dabei immer den affektiven und kognitiven Bereich des Lernens, was für ein ganzheitliches Lernen erforderlich ist. Dabei enthalten Geschichten immer einen Ereigniskern und sind damit immer problemorientiert. Hierbei erlauben es Geschichten den Lernern im Sinne des Anchored Instruction, eigene Wege für ihre Lösungen zu finden. Wird der Ereigniskern einer Geschichte in einem für die Lerner authentischen und damit lebensweltbezogenen Kontext eingebettet [Problem Based Learning], kann das Problem (Ereignis) unmittelbar erlebt, gemeinschaftlich erfahren und das Problem als bedeutsame Situation erfasst werden. Über die Bewusstmachung des Problems kann dessen Lösung und Lösungsweg im Anschluss der Geschichte in Gruppenarbeit erlebend und erfahrend bearbeitet werden, worüber die geschaffene Situation zu einer wichtigen Begründung des Lernens für die Lerner wird (Erzählwerkstatt: Geschichte mit offenem Ende - konkretes Handeln über das Geschichtenerfinden/das Konstruieren einer Lösung und eines Lösungswegs - Vollendete Geschichte (Lösungsweg/Lösung) vortragen). Das Erzählen von Geschichten erzeugt zusammengenommen betrachtet Situationen, die für den Lernanspruch eines situierten Lernens [Situiertes Lernen] unabdingbar sind, um dabei insbesondere auf die Aspekte der sozialen, kulturellen und ökologischen Umgebung der Lerner einzugehen.

 

Ausschlaggebend für die Methode ist das freie und lebendige Erzählen, welches nahe an den kommunikativen Verhaltensweisen eines alltäglichen Gesprächs angelegt ist, und einen unmittelbaren Kontakt unter der Lehrperson und den Lernern gewährleistet. Der unmittelbare Kontakt erweist sich dabei als Vorteil, da der jeweilige Produzent der Erzählung für die Lerner sichtbar und greifbar ist, und darüber innerhalb der Erzählsituation befragt bzw. Gehörtes bezweifelt werden kann. Darüber hinaus ergibt sich im freien Erzähle die Möglichkeit der körpersprachlichen Untermalung/Verlebendigung der Erzählung, worüber sich die Lerner sowohl innerlich als auch äußerlich ausgeprägter beteiligen können (inniger Erleben). Dabei kommt die körpersprachliche Untermalung den Lernern sowohl im Erlernen neuer Begrifflichkeiten als auch allgemein hinsichtlich der Wissensübermittlung und damit dem Lernen und Behalten von Informationen entgegen und fördert dieses nachhaltig. Hierbei dienen Geschichten in Weiteren dazu, Lerner sprachlich interaktiv am Geschichtenerzählen zu beteiligen, worüber die Lerner in Kundgabe von Einfällen zum inhaltlichen Aufbau der Geschichte beitragen und darüber ggf. Fantasien, die sie im Weiteren ohne Kundgabe zu sehr beschäftigen würden und nicht verarbeiten könnten, im Akt des Erzählens abwehren und umlenken. Hierbei werden eigene Erklärungen konstruiert, um eigene Lösungen zu finden und sich darüber selbst (psychisch) zu entlasten (die Geschichte über das dialogische Erzählen den Gefühlen und Bedürfnissen anpassen). Darüber hinaus hält die Methode des Erzählens eine weitere Fülle an Variationsmöglichkeiten von Erzählsituationen u. -anlässen bereit und ergänzt nicht zuletzt auf Grund des integralen Bestandteils des Gesprächs die Kommunikation um eine weitere Variante. Über eine gesellige Runde des Erzählens von Geschichten kann eine angenehme Lernatmosphäre, welche als notwendige Voraussetzung zum Aufbau nachhaltigen Wissens gegeben sein muss, geschaffen werden.

 

Das Hören von Geschichten erlaubt es den Lernern, wesentliche Dinge selbst wahrzunehmen und zu interpretieren, sich in Neues hineinzuversetzen, eigenständig mitzudenken und ein Nach- und Weiterdenken anzuregen. Dabei dienen Geschichten dazu, Lerner über das Ende der Erzählung hinaus hin zu weiterführenden Gesprächen bzw. Anschlussgesprächen zu verleiten, in denen Unklarheiten oder Besonderheiten etc. geäußert und emotionale Regungen, anders bzw. unterschiedlich beurteilte Sachverhalte, erfahrene Alternativen oder erkannte Optionen etc. untereinander hinterfragt, verglichen oder ggf. neu ausgehandelt werden können. Entsprechend dient das Erzählen von Geschichten als Mittel der Verständigung und Erkenntnisgewinnung, in dem die Methode des Erzählens einen kommunikativen Raum der Wissens- und Gedankenvermittlung als auch des gegenseitigen Wissens- und Gedankenaustausch zur Verfügung stellt. Hierbei können über (Erfahrungs-)Geschichten sowohl (Praxis-)Wissen, Informationen, Ideen, Planungen, Ziele oder Werte etc. vermittelt als auch Ideen geweckt, Impulse als Anschub gegeben, Fantasie und Kreativität angeregt oder der Blickwinkel und damit verbunden die Aufmerksamkeit geändert bzw. verschoben werden, um neue Sichtweisen zu öffnen.

 

Beziehungs-Lernen geschieht in Kommunikation, wobei Inhalte und Beziehungen dabei immer in Vermittlung auftreten. Geschichten dienen dabei der kreativen Auseinandersetzung, in der sich die Lerner über die Hilfe einer Erzählung, in einem anschließenden Gespräch, untereinander austauschen und ihr Wissen teilen. Über das Erzählen von Geschichten kann mit Hilfe der Sprache sowohl das eigene als auch das Handeln anderer erfasst, und darüber Beziehungen geschaffen, gefördert, ausgebaut und sich über bestehende Beziehungen versichert werden. Dabei können Lerner über das eigene Erzählen die unüberschaubare und vielgestaltige Welt mit ihren oftmals widersprüchlichen Wahrnehmungen und Fakten in eine zusammenhängende Ordnung bringen, worüber die Lerner ihr subjektives Bild eigener Wirklichkeitsauffassung für andere sichtbar und verstehbar machen. Das heißt, Geschichten zeigen auf, dass die Welt nicht eingleisig und monokausal aufgebaut ist, und öffnen gleichzeitig einen multiperspektivischen Blickwinkel. Lerner hören und interpretieren vorgetragene Geschichten jeweils anders, immer so hörend und interpretierend, wie es ihrem Leben und ihren Erfahrungen, hierbei aus einem je individuellen kulturellen Kontext entsprungen, entspricht. Dabei werden im Erzählen sowie im Gedankenaustausch Größen wie Emotionen, Denkgewohnheiten, Denkmuster und Rahmenbedingungen (verschiedene Hintergründe, die von den Erfahrungen innerhalb eines bestimmten kulturellen Kontext geprägt sind) der Lerner sichtbar, worüber ausdifferenzierte Innenwelten einzelner Lerner kennen gelernt werden können. Dabei kommt es beim Interpretieren zu übereinstimmenden Fakten, die jedoch unterschiedliches Aussagen, je nachdem, aus welchem Blickwinkel und in welchem Zusammenhang die Fakten erscheinen. Geschichten liefern dabei ein ganzheitliches Bild vom Zusammenspiel unterschiedlicher Handlungen und Kulturen, worüber ein Verständnis für Perspektivenvielfalt, bestimmte Zusammenhänge und spezifische Deutungen vermittelt gefördert und ausgebildet werden kann. Gleichzeitig tritt über das Erzählen von Geschichten und dem anschließenden Gedankenaustausch eine Selbstreflexion ein (Methode der Selbstbeobachtung), indem über die Beobachtung, im Vergleich zu anderen, die eigene Beziehung zur Umwelt hinterfragt wird. Anderes/Neues zu Hören heißt, das eigene Leben mit fremdem Blick zu sehen, die vertraute Realität zu verlassen bzw. das Reale zuzulassen und eine andere Welt mit je unterschiedlichen Wirklichkeitsauffassungen zu betreten, d.h. im Anstellen eines Vergleichs etwas über sich selbst und sein eigenes Leben wie auch etwas von Anderen und deren Leben zu erfahren. Über klärende Anschlussgespräche kann dabei rekonstruiert werden, nach welchem Muster und Maßnahmen, Vorstellungen und Annahmen die jeweiligen Lerner den Fakten je unterschiedliche Bedeutungen zu kommen lassen bzw. zuschreiben. Dabei können verschiedene Blickwinkel festgefahrene Interpretations- und Handlungsmuster aufdecken, verstören und auflösen. Allgemein werden dabei über geführte Gespräche soziale Kompetenzen in z.B. Rücksichtsnahme, Verantwortungsbereitschaft, Toleranz, Respekt vor Vorstellungen und Wünschen anderer, Urteilsfähigkeit, Konflikt- und Kritikfähigkeit sowie die Beherrschung der grundlegenden Regeln der zwischenmenschlichen Kommunikation ausgebildet und erlernt.

 

Geschichten bieten im Zusammenschluss mit dem Gespräch komplexe Handlungssituationen, in denen Sprechakte nötig werden. Geschichten wecken das Interesse und verweilen für die Lerner nicht als isolierte Erzähl-, Sprach- und Sprechübungen, sondern bieten durch ihren situativen Bezug eine Begründung für das Erzählen, Sprechen und sprachliche Handeln, worüber das Üben eigenen Erzählens und Sprechens aus der Verwendung heraus motiviert ist. Hinsichtlich der Spracherziehung bzw. der Ausbildung von Sprach- und Zuhörkompetenzen (Sprachbeherrschung in allen ihren Funktionen und Aspekten) können Lerner dabei über das eigene Erzählen von Geschichten, das Erzählen im Sinne >>kontextunabhängigen Sprechens<<, als eigene Kompetenz entwickeln, welches sich in der Entwicklung von Erzählmotiven, Erzählstrategien und Erzählweisen, letzteres im Sinne dramaturgischer Mittel, dem Einsetzen von Gestik und Mimik, der Stimmführung, artikulierter Aussprache und die Beachtung grammatischer und morphologischer Bildungsregeln widerspiegelt. Zur Wortschatzerweiterung und Begriffsentwicklung können mit Hilfe der Variante einer unmittelbaren sprachlich interaktiven Beteiligung vonseiten der Lerner markante Sätze und Begrifflichkeiten wiederholend mitgesprochen werden, eine Variante des Erzählens, die explizit Lernern mit geringen Sprachkenntnissen verhilft, Sprache (besser) kennen zu lernen, und gleichzeitig die Lerner ermutigt, eigene Äußerungen zu verlautbaren und sich am Sprechen und Erzählen zu beteiligen. Dabei üben Wiederholungen und Reihungen auf die Lerner einen hohen Reiz aus, lenken die Erwartungen, tragen die Geschichte und erzeugen einen Sprachrhythmus, welches zum Mitsprechen und Mitagieren herausfordert. Begleitet die Lehrperson die Erzählung mit gestischer und mimischer Unterstützung, erhalten die Lerner eine anschauliche Ergänzung zu sprachlichen Informationen und regen sprachliche Lernprozesse an.

 

Durch Gespräche und Diskussionen über gehörte Geschichten ergibt sich ein Lernprozess, worüber verschiedene Formen der Unterhaltung kennen gelernt und Kommunikationsfähigkeit bzw. Sprachhandlungskompetenz im Sinne von Sprechleistungen, die sich in Rede-, Gesprächs-, Kommunikations- bzw. Dialogfähigkeit und dessen Auf- und Ausbau altergemäßer Kommunikationsstärke widerspiegeln erlernt werden. Gespräche finden hierbei in unterschiedlichen Formen statt, worüber die Lerner verschiedene Kommunikationsarten (Kommunikationsformen) und Gesprächssituationen kennen lernen und erproben, und infolgedessen erfahren, verschiedenartige Kommunikationsformen in ihrer jeweiligen Gültigkeit einzuschätzen. Eine ausgebildete Sicherheit im freien Sprechen gilt dabei als Basis kooperativen Arbeitens, da sich in Arbeitsgruppen immer kommunikativ verständigt werden muss. Über die sich entwickelnde Sprechfähigkeit wird bei den Lernern Sicherheit erzeugt, welches die Lerner dazu bringt, sich aktiv an Aushandlungsprozessen zu beteiligen, indem sie klassenöffentlich auftretend und präsentierend das Wort ergreifen, welches wiederum einhergehend das Selbstvertrauen fördert.

 

Darüber hinaus lösen Geschichten Interesse aus und wecken die Aufmerksamkeit der Lerner, worüber einhergehend das konzentrierte Zu- und Hinhören gefördert und ausgebildet wird. Die Ausbildung der Zuhörfähigkeit und des Hörverstehens erfährt dabei ihre Relevanz im Erkennen können von Sprache in allen denkbaren Sprechsituationen, Besonderheiten, Zusammenhänge und Querverbindungen von Inhalten als auch andere Mentalitäten und Erfahrungen bestimmter Gruppen und deren Inhalte, Erkenntnisse und Wissen besser zu verstehen, zu vernehmen und zu besprechen, um darüber Beziehungen zu gestalten und zu bestätigen. Sprachlich-fächerübergreifend ist ein ausgebildetes Hörverstehen, z.B. bezogen auf den Sach- und Mathematikunterricht von hoher Relevanz, da die erfolgreiche Teilnahme diesen Unterrichtseinheiten vom Verstehen der jeweiligen Erklärungen oder Aufgaben die es zu lösen gilt abhängt.

 

Mit Hilfe eines Erzählmodells und dessen vordefinierter Verlaufsunterteilung in einzelne Phasen kann ein übersichtliches und organisiertes Planen von z.B. Projektvorhaben im Ganzen, übersichtlich, nachvollziehbar und verlaufsgerecht vollzogen werden. Ideen, Vorschläge, Erfahrungswissen etc. können dabei anhand einer bestimmten vordefinierten Phase konkret gegeben, die Teilergebnisse konkret gesammelt und über die konkrete Zuordnung für jeden Projektteilnehmer im Ganzen konkret erkennbar gemacht werden  (visuell und kognitiv über den Zusammenhang). Im Sinne eines integrierten Analyseinstruments können über Erzählbeiträge, und den daraus entnommenen Erkenntnissen, wie z.B. Emotionen, Denkgewohnheiten, Denkmuster und weitere Rahmenbedingungen wie z.B. der Kenntnis- und Interessensstand wie auch das Selbst in Imagination einzelner Lerner sichtbar gemacht und in die Planung mit einbezogen werden. Das Imaginäre, z.B. in Form von Fantasiegeschichten, kennzeichnet dabei die Vision zum Ausloten neuer Möglichkeiten als Beschäftigung mit dem (noch) nicht Realen (Narratives Denken: Was wäre wenn…?), um darüber die Möglichkeiten der Umsetzung auszuloten und dingfest zu machen (Logisch-wissenschaftliches bzw. argumentatives Denken: Wie müssen wir vorgehen/was müssen wir tun, um/damit…?). Zusammenfassend kann der geplante Projektverlauf (Projektvorhaben von Zielformulierung bis Zielerreichung) als Geschichte formuliert erzählt werden, welches den Lernern den Sinn des Kleinen im nachvollziehbaren Großen, und infolgedessen die Zusammenhänge einzelner Projektphasen und -tätigkeiten, zu erkennen erlaubt. Gleichbedeutend kann nach Beendigung des gesamten Projekts eine Geschichte im Sinne des Ausstiegs als Ergebnissicherung in allen ihren Aspekten der Inhalts- und Beziehungsebene formuliert erzählt, diese im Vergleich mit dem wirklichen Erleben des Projektverlaufs durch die Lerner reflexiv hinterfragt und erörtert werden.

 

 

6.2 Methodenvielfalt

Neben der eigenen Variationsvielfalt an Erzähl- und Handlungsmöglichkeiten, lässt sich die Methode des Erzählens zum großen Teil in konstruktivistisch-handlungsorientierte Methoden wie auch in systemisch angelegte Methoden integrieren, wobei die Methode des Erzählens im Weiteren, als Technik definiert (kleine Methode), gleichsam ein fester integraler Bestandteil einzelner Methoden ist. Die Methode des Erzählens lässt sich dabei immer besonders gut in offenen Lehr- und Lernprozessen, in denen es primär darum geht, etwas zu finden, d.h. wo die Bereitschaft aller Beteiligten vorherrscht, unvoreingenommen etwas Neues erfahren zu wollen, einsetzen. Dieses trifft explizit auf dialogische Prozesse des Interaktions-Lernen zu, in derer via des Gesprächs, hierbei in Form eines in das Gespräch eingebettete Erzählen, Erfahrungs- und Erlebniswissen, Vermutungen und Ideen bis hin zu fantastischen Vorstellungen, ausgetauscht und/oder vermittelt bzw. für deren Inhalte geworben oder für Handlungsprozesse motiviert werden soll (z.B. Mitstreiter zur Realisierung/Umsetzung von Ideen, Konzepte etc. gewinnen).

 

Entsprechend ist die Methode des Erzählens als Vermittlung- und Informationsinstrument, allgemeiner gesprochen, als Instrument des gegenseitigen Gedankenaustauschs von Wissen, Informationen, Ideen, Zielen, Konzepten und Werten etc., bzw. als Instrument der besonderen und konkreten Aufmerksamkeit und Verdeutlichung, einsetzbar. Um in Thematiken und/oder Gespräche einzuführen, dient die Methode als Motivationsinstrument. Als Planungsinstrument mit integriertem Analyseanteil können anhand von Erzählmodellen Aktivitäten/Projekte organisiert, gegliedert, gestaltet und umgesetzt werden. Eher auf die Beziehungsdidaktik zutreffend, kann die Methode als Analyse- und Beratungsinstrument in Kommunikations- und Aushandlungsprozessen bzw. beziehungsdidaktischen Anliegen fungieren. Hierbei unterhält die Methode über ihren reflexiven Anteil, der über das Erzählen automatisch mitgegeben ist, eine feste Beziehung zum selbst- und fremdreflexiven Metalernen (Betrachtung der Kommunikation durch Beobachter- und Beobachtungswechsel). Die Methode des Erzählens ist dabei hinsichtlich aller Jahrgangsstufen sowohl im Sprach- als auch fächerübergreifenden Unterricht und in der Erwachsenenbildung (Fortbildung) einsetzbar.

 

 

6.3 Methodeninterdependenz

Die Methode des Erzählens steht mit diversen systemisch-konstruktivistisch angelegten Methoden in wechselseitiger Abhängigkeit. Als integraler Bestandteil der Methode des Erzählens gilt das Gespräch, welche zusammengenommen in einem symbiotischen Verhältnis gegenseitigen Nutzens stehen [Vom Erzählen zum Gespräch, um über das Gespräch zurück in ein >>in das Gespräch eingebettetes Erzählen<< zu gelangen]. Gespräche kennzeichnen dabei immer Aushandlungs- und Diskussionsprozesse, wobei potentiell die Methode der Moderation, jedoch immer die Methode des Feedbacks, ggf. in Form eines Reflecting Teams, gegeben sein sollte.

 

Als ein weiterer hervorzuhebender integraler Bestandteil der Methode des Erzählens ist die Erzählwerkstatt, im Sinne einer Werkstattarbeit, zu nennen, die allerdings nicht, wie die Methode des Gesprächs, in einem symbiotischen Verhältnis zum Erzählen steht, sondern als eine Variante der Methode anzusehen ist, und daher nicht als zwingend-integrativ gedacht werden muss. Verstanden und aufgefasst wird die Erzählwerkstattarbeit als eine nach der Methode des Werkstattunterrichts / der Freiarbeit definierte Form eines offenen und lernerorientierten Unterrichts im Sinne einer Lernwerkstatt/Lernumwelt, welche den Lernern ein konstruktiv-aktives Lernen durch Selbstbestimmung und Selbsttätigkeit erlaubt. Innerhalb einer Erzählwerkstattarbeit stehen den Lernen dabei verschiedene Lernsituationen und Materialien zur Verfügung, eine im hohem Maß an persönlicher Freiheit gebotene Wahl- und Entscheidungsmöglichkeit unterschiedlicher Sozialformen kooperativen Arbeitens in Einzelarbeit, Partnerarbeit oder Gruppenarbeit, die Möglichkeit eigener Lernzielsetzungen, die Selbstbestimmung der Bearbeitung der Lerngegenstände (Interessenswahl und Wahl der Arbeitsform und Planung) und die eigenständige Kontrolle in Zeitpunkt, Arbeitstempo, Arbeitsrhythmus, Stil und Techniken der Erzählwerkstatttätigkeit.

 

Von hoher Bedeutung selbst entworfener und geleisteter Lern- und Tätigkeitsergebnissen sind deren Präsentation in Form einer Aufführung und/oder Ausstellung, welches neben dem Üben freien Erzählens den Sinn geleisteter Arbeit widerspiegelt und deutlich macht. Eng verbunden mit der Aufführung und/oder Ausstellung ist die Methode Feste und Feiern, mit Hilfe dessen abschließend die geglückte Aufführung/Ausstellung als eigenständiges Projekt (separater Planung und Durchführung) zelebriert werden kann. Ein Zusammenschluss von Aufführung, Ausstellung und Feste und Feiern ergibt sich dabei in Erzählfesten. Eine andere Möglichkeit der Darstellung von Geschichten stellt das Internet, in Form der Internetpräsentation, zur Verfügung. Hierbei kann in Form einer Computerwerkstattarbeit bzw. in Kooperation (übergreifend) von Bestandteilen einer Computerwerkstatt z.B. der Umgang/die Handhabung von Internetveröffentlichungen und/oder der Audio-Aufnahme von Erzählbeiträgen in MP3-Format und dessen Bearbeitung werkstattübergreifend aktiv erlernt werden. Denkbare Computerwerkstatttätigkeiten ergeben sich dabei in der Methode der Biografiearbeit (Erinnerungsarbeit), wo mit Hilfe des narrativen Interviews Erzählungen erhoben, diese mit Hilfe einer Audi-Aufnahme gesichert und gesammelt und im Weiteren Vergehen bearbeitet (geschnitten etc.) und reflexiv erörtert werden können. 

 

In größer angelegten Projektarbeiten, in denen z.B. eine Aufgabe/ein Problem in Form des  Kreierens einer eigenen Geschichte selbständig bearbeitet und das gesamte Projekt, von der Planung über die Durchführung bis zur Präsentation/Ausstellung der Ergebnisse, von den Lernern organisiert werden soll, verhilft die Methode des Wochenplan in der Strukturierung einzelner Arbeits- und Aufgabenfelder, die abzuarbeiten sind.  Hierbei dient z.B. das >>Erzählmodell der Heldenreise<< mit seiner vordefinierten Phasenunterteilung als Richtschnur und als eine von vornherein spezifisch angelegte Organisationshilfe, um die jeweiligen Methoden Brainstorming, Clustering und/oder die Methode des Mind-Map als Ideen Sammlung und Planung zieldefinierter einzusetzen. Hierbei dienen z.B. Fantasiereisen, als potenzieller Bestandteil einer Zukunftswerkstatt (leicht differenzierte Form zu anderen Werkstätten), in der sowohl auf vorhandenes Wissen als auch auf fantastische Ideen zurückgegriffen wird (Narratives Denken: Was wäre wenn…?, um sich darüber der Planung für die Umsetzung hinzugeben - logisch-wissenschaftliches Denken bzw. argumentatives Denken: Wie müssen wir vorgehen, was müssen wir tun um…?) [Die Methode der Fantasiereisen kann als integrierter Bestandteil bzw. als integrierte Variante der Methode des Erzählens aufgefasst, und im Weiteren sowohl zur Entspannung als auch zur Ausbildung/Förderung von Vorstellungskräften eingesetzt, werden]. Im Sinne der Methode Einstieg/Ausstieg kann das Ergebnis der gemeinsamen Zielformulierung als Einstieg (im Anschluss des Brainstorming, Clustering oder Mind-Map) oder als Ausstieg (Abschluss) das Ergebnis des Projekts/Projektverlaufs in allen ihren Aspekten der Inhalts- und Beziehungsebene anhand der einzelnen >>Phasen des Erzählmodells<< als Geschichte formuliert erzählt werden [Weiteres: In der Projektmethode Storyline wird ein Thema in eine relativ in sich geschlossene Geschichte eingekleidet, um eine bedeutungsvolle Lernumgebung für zusammenhängende Lerninhalte zu schaffen].

 

Als integraler Bestandteil einer Erzählwerkstatt zählt das Erzählregal, welches als ein Ort voller Materialien zum eigenen Geschichtenkreieren etc. geltend gemacht werden kann. Über das Arbeiten/Lernen mit einem Erzählregal kann die Bandbreite an Methoden und Techniken, wie z.B. die des Recherchierens oder die des Anlegen und Betreiben eines Portfolio, welches Lernerfolge in Form von Lernergebnissen als Lernfortschritte anschaulich dokumentiert und den Lernern jederzeit zur Verfügung steht, erhöht (z.B. im Ansatz oder in Vollendung kreierte Geschichten) und damit vonseiten der Lerner Methodenkompetenz erworben werden (Metakognition beschreibt das eigene Wissen und die eigene Erkenntnis über das eigene Lernen und lässt die Strategie, wie ein Lerner am besten lernt, und wie er dieses Lernen für sich und für andere beschreiben kann, bewusst werden). Zusammengenommen können die Erzählwerkstatt und das Erzählregal im Sinne der Atelierarbeit als eine räumliche und materielle Gestaltung des Klassenraums, in Form einer aktiven Teilnahme und demokratisch angelegter Teilhabe Seitens der Lerner, die sich unter Mitbestimmung der Form und des jeweiligen Regelwerks am Aufbauprozess beteiligen können, ausgemacht werden [Demokratie im Kleinen]. Neben dem demokratischen Auf- und Ausbau eines Erzählregals, können die Lerner im Weiteren über den Aufbau eines Erzählkreises und dessen Regeln, wie auch über das Errichten und Führen einer Erzählwerkstatt und dessen Elemente, d.h. über eine konsequent gestaltete Lernumgebung, (mit-)entscheiden. Eine Erzählwerkstatt kann hier, als Beispiel gegeben, nach einem im Vorfeld festgesteckten und eingeübten Plan spontan/nach Bedarf innerhalb der Klassenräumlichkeit durch Tische und Stühle verrücken etc. installiert (gestaltet) und deinstalliert (rückgestaltet) werden. Hierbei können sich die Lerner z.B. an der Standortbestimmung des Erzählregals, einer >>Erzählprobeecke<<, einer >>Rückmeldeecke<< und des Computers als integraler Bestandteil eines Erzählregals etc., mitbestimmend beteiligen.

 

Im Sinne >>kontextunabhängigen Sprechens<< (Erzählen) verhält sich die Methode des Erzählens ebenbildlich zur Methode des szenischen Spiels [Szenisches Spiel] (in der Ausarbeitung als >>Erzählen im weiteren Sinn<< beschrieben), wobei das szenische Spiel im Weiteren, und hierbei nicht primär des Erzählen Willens, sondern eher theaterpädagogisch ausgerichtet, und damit verstanden als Darstellung und Deutung sozialer Situationen, Haltungen und Beziehungen der darin handelnden Menschen und der Aufarbeitung gemachter Erlebnisse der Spieler und Beobachter eine Querverbundenheit zum Psychodrama und zum Rollenspiel aufweist.

 

Im Sinne der Methode des Wandertags und der Erkundung können diese mit Hilfe von Geschichten vorbereitet und/oder im Anschluss anhand gemachter Erfahrungen, gewonnener Erkenntnisse und dem Erleben (Erlebnisse) abgeschlossen, nach- oder aufbereitet werden.

 

 

 

 

 


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