Die Methode des
Geschichtenerzählens versteht sich als ein offener Prozess des
Wissensaustauschs, worüber sich die Methode des Erzählens im Grundsatz als eine
findende Methode definiert und sich im Gegensatz zu einer suchenden Methode
nicht an vordefinierten Fragestellungen orientiert. Über die Grundhaltung der
Aufmerksamkeit und Offenheit, d.h. über das vorbehaltlose Zuhören, kann Neues
erfahren und Wirklichkeiten, die vielfältiger sind als die eigenen Sichtweisen
bzw. Blickwinkel, entdeckt werden. Über die Offenheit des Findens entgeht die
Methode dabei dem eingeengten Weg des Suchens, welcher durch vordefinierte
Fragestellungen automatisch potenzielles Wissen, Kreativität und Imaginationen
der Lerner ausgrenzt und ausblendet, um schlussendlich Antworten zu produziert,
die den Vorstellungen und dem Wissen der/des Fragenden entspricht. Entsprechend
grenzt sich die Methode des Erzählens von der fragend-entwickelnden Unterrichtsmethode [Fragend-entwickelnde
Methode], in der die Lehrperson aktiv im Vordergrund und die Lerner in
eine passive Lernhaltung gedrückt werden, ab. Die Methode des Erzählens
verfolgt vielmehr die Form eines aktiven Lernens, in der sich die Lerner nicht
auf gestellte Fragen verlassen, sondern eigene Kommentar-, Frage- und
Bewertungshorizonte entwickeln. Die Methode des Erzählens erfüllt hierbei die
Kriterien/Aspekte (Perspektiven auf das Lernen) einer konstruktivistischen
Didaktik von Lehr- und Lernprozessen, die sich in konstruktiven, re- und
dekonstruktiven Handlungsprozessen, als auch im kreativen, sozialen,
emotionalen, individuellen und situierten Lernen, zeigen. Die Methode versteht
sich hierbei immer als eine Form des Interaktions-Lernen, wo in Form
kooperativen Lernens [Kooperatives
Lernen] unter Berücksichtigung des Selbstwerts, der
Selbstverantwortung, Selbsttätigkeit, Selbstbestimmung und Selbstachtung
(Selbstgesteuertes Lernen) eigene Sichtweisen und Blickwinkel zugelassen, die
Möglichkeit eigener kreativer Entwürfe gegeben und Imaginäre Vorstellungen
sowie Einbrüche realer Ereignisse akzeptiert, werden.
Die Struktur (erkennbare Zusammenhänge), die Geschichten
automatisch mitliefern, erleichtert den Lernern das Verständnis (Lernen findet
immer in bestimmten Situationen und Kontexten statt - Kontext- und
situationsbezogenes Lernen). Geschichten geben immer einen konkreten
Zusammenhang wieder, indem sie Menschen (Protagonisten), Dinge, Umstände und
Einflüsse miteinander verbinden und verknüpfen und damit zueinander in
Beziehung setzen. Geschichten liefern dabei immer eine sinnvolle Ordnung mit,
die im Ganzen mehr bedeutet als die Summe ihrer einzelnen Ereignisse und
Vorkommnisse. Geschichten können dabei so gestaltet werden, dass sie gegebene
Komplexität reduzieren oder diese zusammenhangsvoll abbilden. Geschichten
erlauben es, sich Theorien, Ideen, Lösungen, Zusammenhänge etc. als Beispiel
anschaulich und plastisch vorzustellen, worüber Lerner im Weiteren gut in
thematische Frage- und Problemstellungen (in Thematiken) eingeführt (und
thematisch zusammenfassend/nachbereitend herausgeführt) und über ihre
greifbaren und vorstellbaren (konkreten) Ausführungen des Abstrakten an
Lerngegenstände herangeführt werden können. Über den mitgelieferten
Zusammenhang können konkrete Probleme oder Schwierigkeiten erkennbar gemacht
bzw. verborgene Probleme wie auch Potenziale/Ressourcen konkretisiert in den
Vordergrund gerückt werden. Geschichten schaffen hierbei eine konkrete Basis,
auf der konkret aufgezeigt wird, was bezüglich des Problems/der Schwierigkeit
geändert bzw. um entdeckte Potentiale/Ressourcen zu nutzen, getan werden
kann/muss. Über mitgelieferte konkrete Informationen oder Hinweise kann nach
konkreten Ideen und Lösungen gesucht bzw. bezüglich des Problems/der
Schwierigkeit oder entdeckter Potentiale/Ressourcen konkret gehandelt werden.
Über Geschichten kann inhaltlich am Bestehenden (Kenntnis-
und Interessensstand der Lerner) angeschlossen werden, um dieses über eine
andere Perspektive, über ein zusätzliches Element oder über den Einbruch des
Realen im Sinne einer überraschenden Wendung in ein neues Licht zu rücken (Neue
Perspektiven durch die Konstellationen: bekannt - unbekannt, eigen - fremd,
gewohnt - ungewohnt etc., eröffnen). Knüpfen Geschichten an der Realität
und/oder am Umfeld der Lerner an, und sind Geschichten für Lerner
anschlussfähig, erlaubt es die Lerner selbst, als aktiv Hörende, Handlungsträger,
Handlungsorte und Ereignisse in die eigene Realität zu transferieren und eigene
Gedanken in die Geschichte hinzufügen, Gegengedanken zu entwerfen und
weiterführende Gedanken an die Geschichte anzuschließen. Beim mündlichen
Erzählen in geselliger Runde entsteht die Faszination über das Geschehen einer
Geschichte in Verbundenheit mit der Imaginationskraft der Zuhörer (Akte des
Erlebens und Erkennens). Über das Hineinversetzen in die Geschichte
identifizieren sich die Lerner mit den jeweiligen Protagonisten und Ereignissen
oder grenzen sich von ihnen ab, d.h. reagieren emotional auf die
Handlungsträger und/oder auf die Ereignisse (Problem/Thema). Geschichten
berücksichtigen dabei immer den affektiven und kognitiven Bereich des Lernens,
was für ein ganzheitliches Lernen erforderlich ist. Dabei enthalten Geschichten
immer einen Ereigniskern und sind damit immer problemorientiert. Hierbei
erlauben es Geschichten den Lernern im Sinne des Anchored
Instruction, eigene Wege für ihre Lösungen zu finden. Wird der
Ereigniskern einer Geschichte in einem für die Lerner authentischen und damit
lebensweltbezogenen Kontext eingebettet [Problem
Based Learning], kann das Problem (Ereignis) unmittelbar erlebt,
gemeinschaftlich erfahren und das Problem als bedeutsame Situation erfasst
werden. Über die Bewusstmachung des Problems kann dessen Lösung und Lösungsweg
im Anschluss der Geschichte in Gruppenarbeit erlebend und erfahrend bearbeitet
werden, worüber die geschaffene Situation zu einer wichtigen Begründung des
Lernens für die Lerner wird (Erzählwerkstatt: Geschichte mit offenem Ende -
konkretes Handeln über das Geschichtenerfinden/das Konstruieren einer Lösung
und eines Lösungswegs - Vollendete Geschichte (Lösungsweg/Lösung) vortragen). Das Erzählen von Geschichten erzeugt
zusammengenommen betrachtet Situationen, die für den Lernanspruch eines
situierten Lernens [Situiertes
Lernen] unabdingbar sind, um dabei insbesondere auf die Aspekte der
sozialen, kulturellen und ökologischen Umgebung der Lerner einzugehen.
Ausschlaggebend für die Methode ist das freie und lebendige
Erzählen, welches nahe an den kommunikativen Verhaltensweisen eines
alltäglichen Gesprächs angelegt ist, und einen unmittelbaren Kontakt unter der
Lehrperson und den Lernern gewährleistet. Der unmittelbare Kontakt erweist sich
dabei als Vorteil, da der jeweilige Produzent der Erzählung für die Lerner
sichtbar und greifbar ist, und darüber innerhalb der Erzählsituation befragt
bzw. Gehörtes bezweifelt werden kann. Darüber hinaus ergibt sich im freien Erzähle
die Möglichkeit der körpersprachlichen Untermalung/Verlebendigung der
Erzählung, worüber sich die Lerner sowohl innerlich als auch äußerlich
ausgeprägter beteiligen können (inniger Erleben). Dabei kommt die
körpersprachliche Untermalung den Lernern sowohl im Erlernen neuer
Begrifflichkeiten als auch allgemein hinsichtlich der Wissensübermittlung und
damit dem Lernen und Behalten von Informationen entgegen und fördert dieses
nachhaltig. Hierbei dienen Geschichten in Weiteren dazu, Lerner sprachlich interaktiv
am Geschichtenerzählen zu beteiligen, worüber die Lerner in Kundgabe von
Einfällen zum inhaltlichen Aufbau der Geschichte beitragen und darüber ggf.
Fantasien, die sie im Weiteren ohne Kundgabe zu sehr beschäftigen würden und
nicht verarbeiten könnten, im Akt
des Erzählens abwehren und umlenken. Hierbei werden eigene Erklärungen
konstruiert, um eigene Lösungen zu finden und sich darüber selbst (psychisch)
zu entlasten (die Geschichte über das dialogische Erzählen den Gefühlen und
Bedürfnissen anpassen). Darüber
hinaus hält die Methode des Erzählens
eine weitere Fülle an Variationsmöglichkeiten von Erzählsituationen u.
-anlässen bereit und ergänzt nicht zuletzt auf Grund des integralen
Bestandteils des Gesprächs die Kommunikation um eine weitere Variante. Über
eine gesellige Runde des Erzählens von Geschichten kann eine angenehme
Lernatmosphäre, welche als notwendige Voraussetzung zum Aufbau nachhaltigen
Wissens gegeben sein muss, geschaffen werden.
Das Hören von Geschichten erlaubt es den Lernern, wesentliche
Dinge selbst wahrzunehmen und zu interpretieren, sich in Neues
hineinzuversetzen, eigenständig mitzudenken und ein Nach- und Weiterdenken
anzuregen. Dabei dienen Geschichten dazu, Lerner über das Ende der Erzählung
hinaus hin zu weiterführenden Gesprächen bzw. Anschlussgesprächen zu verleiten,
in denen Unklarheiten oder Besonderheiten etc. geäußert und emotionale
Regungen, anders bzw. unterschiedlich beurteilte Sachverhalte, erfahrene
Alternativen oder erkannte Optionen etc. untereinander hinterfragt, verglichen
oder ggf. neu ausgehandelt werden können. Entsprechend dient das Erzählen von
Geschichten als Mittel der Verständigung und Erkenntnisgewinnung, in dem die
Methode des Erzählens einen kommunikativen Raum der Wissens- und
Gedankenvermittlung als auch des gegenseitigen Wissens- und Gedankenaustausch
zur Verfügung stellt. Hierbei können über (Erfahrungs-)Geschichten sowohl
(Praxis-)Wissen, Informationen, Ideen, Planungen, Ziele oder Werte etc.
vermittelt als auch Ideen geweckt, Impulse als Anschub gegeben, Fantasie und
Kreativität angeregt oder der Blickwinkel und damit verbunden die
Aufmerksamkeit geändert bzw. verschoben werden, um neue Sichtweisen zu öffnen.
Beziehungs-Lernen geschieht in Kommunikation, wobei Inhalte
und Beziehungen dabei immer in Vermittlung auftreten. Geschichten dienen dabei
der kreativen Auseinandersetzung, in der sich die Lerner über die Hilfe einer
Erzählung, in einem anschließenden Gespräch, untereinander austauschen und ihr
Wissen teilen. Über das Erzählen von Geschichten kann mit Hilfe der Sprache
sowohl das eigene als auch das Handeln anderer erfasst, und darüber Beziehungen
geschaffen, gefördert, ausgebaut und sich über bestehende Beziehungen
versichert werden. Dabei können
Lerner über das eigene Erzählen die unüberschaubare und vielgestaltige Welt mit
ihren oftmals widersprüchlichen Wahrnehmungen und Fakten in eine
zusammenhängende Ordnung bringen, worüber die Lerner ihr subjektives Bild
eigener Wirklichkeitsauffassung für andere sichtbar und verstehbar machen. Das
heißt, Geschichten zeigen auf, dass die Welt nicht eingleisig und monokausal
aufgebaut ist, und öffnen gleichzeitig einen multiperspektivischen Blickwinkel.
Lerner hören und interpretieren vorgetragene Geschichten jeweils anders, immer
so hörend und interpretierend, wie es ihrem Leben und ihren Erfahrungen,
hierbei aus einem je individuellen kulturellen Kontext entsprungen, entspricht.
Dabei werden im Erzählen sowie im Gedankenaustausch Größen wie Emotionen,
Denkgewohnheiten, Denkmuster und Rahmenbedingungen (verschiedene Hintergründe,
die von den Erfahrungen innerhalb eines bestimmten kulturellen Kontext geprägt
sind) der Lerner sichtbar, worüber ausdifferenzierte Innenwelten einzelner
Lerner kennen gelernt werden können. Dabei kommt es beim Interpretieren zu
übereinstimmenden Fakten, die jedoch unterschiedliches Aussagen, je nachdem,
aus welchem Blickwinkel und in welchem Zusammenhang die Fakten erscheinen.
Geschichten liefern dabei ein ganzheitliches Bild vom Zusammenspiel
unterschiedlicher Handlungen und Kulturen, worüber ein Verständnis für
Perspektivenvielfalt, bestimmte Zusammenhänge und spezifische Deutungen
vermittelt gefördert und ausgebildet werden kann. Gleichzeitig tritt über das
Erzählen von Geschichten und dem anschließenden Gedankenaustausch eine
Selbstreflexion ein (Methode der Selbstbeobachtung), indem über die
Beobachtung, im Vergleich zu anderen, die eigene Beziehung zur Umwelt
hinterfragt wird. Anderes/Neues zu Hören heißt, das eigene Leben mit fremdem
Blick zu sehen, die vertraute Realität zu verlassen bzw. das Reale zuzulassen
und eine andere Welt mit je unterschiedlichen Wirklichkeitsauffassungen zu
betreten, d.h. im Anstellen eines Vergleichs etwas über sich selbst und sein
eigenes Leben wie auch etwas von Anderen und deren Leben zu erfahren. Über klärende Anschlussgespräche kann
dabei rekonstruiert werden, nach welchem Muster und Maßnahmen, Vorstellungen
und Annahmen die jeweiligen Lerner den Fakten je unterschiedliche Bedeutungen
zu kommen lassen bzw. zuschreiben. Dabei können verschiedene Blickwinkel
festgefahrene Interpretations- und Handlungsmuster aufdecken, verstören und
auflösen. Allgemein werden dabei über geführte Gespräche soziale Kompetenzen in
z.B. Rücksichtsnahme, Verantwortungsbereitschaft, Toleranz, Respekt vor
Vorstellungen und Wünschen anderer, Urteilsfähigkeit,
Konflikt- und Kritikfähigkeit sowie die Beherrschung der grundlegenden Regeln
der zwischenmenschlichen Kommunikation ausgebildet und erlernt.
Geschichten bieten im Zusammenschluss mit dem Gespräch
komplexe Handlungssituationen, in denen Sprechakte nötig werden. Geschichten
wecken das Interesse und verweilen für die Lerner nicht als isolierte Erzähl-,
Sprach- und Sprechübungen, sondern bieten durch ihren situativen Bezug eine
Begründung für das Erzählen, Sprechen und sprachliche Handeln, worüber das Üben
eigenen Erzählens und Sprechens aus der Verwendung heraus motiviert ist. Hinsichtlich
der Spracherziehung bzw. der Ausbildung von Sprach- und Zuhörkompetenzen
(Sprachbeherrschung in allen ihren Funktionen und Aspekten) können Lerner dabei
über das eigene Erzählen von Geschichten, das Erzählen im Sinne >>kontextunabhängigen
Sprechens<<, als eigene Kompetenz entwickeln, welches sich in der
Entwicklung von Erzählmotiven, Erzählstrategien und Erzählweisen, letzteres im
Sinne dramaturgischer Mittel, dem Einsetzen von Gestik und Mimik, der
Stimmführung, artikulierter Aussprache und die Beachtung grammatischer und
morphologischer Bildungsregeln widerspiegelt. Zur Wortschatzerweiterung und
Begriffsentwicklung können mit Hilfe der Variante einer unmittelbaren
sprachlich interaktiven Beteiligung vonseiten der Lerner markante Sätze und
Begrifflichkeiten wiederholend mitgesprochen werden, eine Variante des
Erzählens, die explizit Lernern mit geringen Sprachkenntnissen verhilft, Sprache
(besser) kennen zu lernen, und gleichzeitig die Lerner ermutigt, eigene
Äußerungen zu verlautbaren und sich am Sprechen und Erzählen zu beteiligen.
Dabei üben Wiederholungen und Reihungen auf die Lerner einen hohen Reiz aus,
lenken die Erwartungen, tragen die Geschichte und erzeugen einen
Sprachrhythmus, welches zum Mitsprechen und Mitagieren herausfordert. Begleitet
die Lehrperson die Erzählung mit gestischer und mimischer Unterstützung,
erhalten die Lerner eine anschauliche Ergänzung zu sprachlichen Informationen
und regen sprachliche Lernprozesse an.
Durch Gespräche und Diskussionen über gehörte Geschichten
ergibt sich ein Lernprozess, worüber verschiedene Formen der Unterhaltung
kennen gelernt und Kommunikationsfähigkeit bzw. Sprachhandlungskompetenz im
Sinne von Sprechleistungen, die sich in Rede-, Gesprächs-, Kommunikations- bzw.
Dialogfähigkeit und dessen Auf- und Ausbau altergemäßer Kommunikationsstärke
widerspiegeln erlernt werden. Gespräche
finden hierbei in unterschiedlichen Formen statt, worüber die Lerner
verschiedene Kommunikationsarten (Kommunikationsformen) und
Gesprächssituationen kennen lernen und erproben, und infolgedessen erfahren,
verschiedenartige Kommunikationsformen in ihrer jeweiligen Gültigkeit
einzuschätzen. Eine ausgebildete Sicherheit im freien Sprechen gilt dabei als
Basis kooperativen Arbeitens, da sich in Arbeitsgruppen immer kommunikativ
verständigt werden muss. Über die sich entwickelnde Sprechfähigkeit wird bei
den Lernern Sicherheit erzeugt, welches die Lerner dazu bringt, sich aktiv an
Aushandlungsprozessen zu beteiligen, indem sie klassenöffentlich auftretend und
präsentierend das Wort ergreifen, welches wiederum einhergehend das
Selbstvertrauen fördert.
Darüber hinaus lösen Geschichten Interesse aus und wecken die
Aufmerksamkeit der Lerner, worüber einhergehend das konzentrierte Zu- und Hinhören gefördert und
ausgebildet wird. Die Ausbildung der Zuhörfähigkeit und des Hörverstehens erfährt
dabei ihre Relevanz im Erkennen können von Sprache in allen denkbaren Sprechsituationen,
Besonderheiten, Zusammenhänge und Querverbindungen von Inhalten als auch andere
Mentalitäten und Erfahrungen bestimmter Gruppen und deren Inhalte, Erkenntnisse
und Wissen besser zu verstehen, zu vernehmen und zu besprechen, um darüber
Beziehungen zu gestalten und zu bestätigen. Sprachlich-fächerübergreifend ist
ein ausgebildetes Hörverstehen, z.B. bezogen auf den Sach- und
Mathematikunterricht von hoher Relevanz, da die erfolgreiche Teilnahme diesen
Unterrichtseinheiten vom Verstehen der jeweiligen Erklärungen oder Aufgaben die
es zu lösen gilt abhängt.
Mit Hilfe eines Erzählmodells und dessen vordefinierter
Verlaufsunterteilung in einzelne Phasen kann ein übersichtliches und
organisiertes Planen von z.B. Projektvorhaben im Ganzen, übersichtlich,
nachvollziehbar und verlaufsgerecht vollzogen werden. Ideen, Vorschläge,
Erfahrungswissen etc. können dabei anhand einer bestimmten vordefinierten Phase
konkret gegeben, die Teilergebnisse konkret gesammelt und über die konkrete
Zuordnung für jeden Projektteilnehmer im Ganzen konkret erkennbar gemacht
werden (visuell und kognitiv über den
Zusammenhang). Im Sinne eines integrierten Analyseinstruments können über
Erzählbeiträge, und den daraus entnommenen Erkenntnissen, wie z.B. Emotionen,
Denkgewohnheiten, Denkmuster und weitere Rahmenbedingungen wie z.B. der
Kenntnis- und Interessensstand wie auch das Selbst in Imagination einzelner
Lerner sichtbar gemacht und in die Planung mit einbezogen werden. Das
Imaginäre, z.B. in Form von Fantasiegeschichten, kennzeichnet dabei die Vision
zum Ausloten neuer Möglichkeiten als Beschäftigung mit dem (noch) nicht Realen
(Narratives Denken: Was wäre wenn…?), um darüber die Möglichkeiten der
Umsetzung auszuloten und dingfest zu machen (Logisch-wissenschaftliches bzw. argumentatives
Denken: Wie müssen wir vorgehen/was müssen wir tun, um/damit…?).
Zusammenfassend kann der geplante Projektverlauf (Projektvorhaben von
Zielformulierung bis Zielerreichung) als Geschichte formuliert erzählt werden,
welches den Lernern den Sinn des Kleinen im nachvollziehbaren Großen, und
infolgedessen die Zusammenhänge einzelner Projektphasen und -tätigkeiten, zu
erkennen erlaubt. Gleichbedeutend kann nach Beendigung des gesamten Projekts
eine Geschichte im Sinne des Ausstiegs als Ergebnissicherung in allen ihren
Aspekten der Inhalts- und Beziehungsebene formuliert erzählt, diese im
Vergleich mit dem wirklichen Erleben des Projektverlaufs durch die Lerner reflexiv
hinterfragt und erörtert werden.
6.2 Methodenvielfalt
Neben der eigenen Variationsvielfalt an Erzähl- und
Handlungsmöglichkeiten, lässt sich die Methode des Erzählens zum großen Teil in
konstruktivistisch-handlungsorientierte Methoden wie auch in systemisch
angelegte Methoden integrieren, wobei die Methode des Erzählens im Weiteren, als
Technik definiert (kleine Methode), gleichsam ein fester integraler Bestandteil
einzelner Methoden ist. Die Methode des Erzählens lässt sich dabei immer
besonders gut in offenen Lehr- und Lernprozessen, in denen es primär darum
geht, etwas zu finden, d.h. wo die Bereitschaft aller Beteiligten vorherrscht,
unvoreingenommen etwas Neues erfahren zu wollen, einsetzen. Dieses trifft
explizit auf dialogische Prozesse des Interaktions-Lernen zu, in derer via des
Gesprächs, hierbei in Form eines in das Gespräch eingebettete Erzählen,
Erfahrungs- und Erlebniswissen, Vermutungen und Ideen bis hin zu fantastischen
Vorstellungen, ausgetauscht und/oder vermittelt bzw. für deren Inhalte geworben
oder für Handlungsprozesse motiviert werden soll (z.B. Mitstreiter zur Realisierung/Umsetzung
von Ideen, Konzepte etc. gewinnen).
Entsprechend ist die Methode des Erzählens als Vermittlung-
und Informationsinstrument, allgemeiner gesprochen, als Instrument des
gegenseitigen Gedankenaustauschs von Wissen, Informationen, Ideen, Zielen,
Konzepten und Werten etc., bzw. als Instrument der besonderen und konkreten
Aufmerksamkeit und Verdeutlichung, einsetzbar. Um in Thematiken und/oder
Gespräche einzuführen, dient die Methode als Motivationsinstrument. Als
Planungsinstrument mit integriertem Analyseanteil können anhand von
Erzählmodellen Aktivitäten/Projekte organisiert, gegliedert, gestaltet und
umgesetzt werden. Eher auf die Beziehungsdidaktik zutreffend, kann die Methode
als Analyse- und Beratungsinstrument in Kommunikations- und Aushandlungsprozessen
bzw. beziehungsdidaktischen Anliegen fungieren. Hierbei unterhält die Methode
über ihren reflexiven Anteil, der über das Erzählen automatisch mitgegeben ist,
eine feste Beziehung zum selbst- und fremdreflexiven Metalernen
(Betrachtung der Kommunikation durch Beobachter- und Beobachtungswechsel). Die
Methode des Erzählens ist dabei hinsichtlich aller Jahrgangsstufen sowohl im
Sprach- als auch fächerübergreifenden Unterricht und in der Erwachsenenbildung
(Fortbildung) einsetzbar.
Die Methode des Erzählens steht mit diversen
systemisch-konstruktivistisch angelegten Methoden in wechselseitiger
Abhängigkeit. Als integraler Bestandteil der Methode des Erzählens gilt das Gespräch,
welche zusammengenommen in einem symbiotischen Verhältnis gegenseitigen Nutzens
stehen [Vom Erzählen zum Gespräch, um
über das Gespräch zurück in ein >>in das Gespräch eingebettetes
Erzählen<< zu gelangen]. Gespräche kennzeichnen dabei immer
Aushandlungs- und Diskussionsprozesse, wobei potentiell die Methode der Moderation,
jedoch immer die Methode des Feedbacks,
ggf. in Form eines Reflecting
Teams, gegeben sein sollte.
Als ein weiterer hervorzuhebender integraler Bestandteil der
Methode des Erzählens ist die Erzählwerkstatt, im Sinne einer Werkstattarbeit,
zu nennen, die allerdings nicht, wie die Methode des Gesprächs, in einem
symbiotischen Verhältnis zum Erzählen steht, sondern als eine Variante der
Methode anzusehen ist, und daher nicht als zwingend-integrativ gedacht werden
muss. Verstanden und aufgefasst wird die Erzählwerkstattarbeit als eine nach
der Methode des Werkstattunterrichts
/ der Freiarbeit
definierte Form eines offenen und lernerorientierten Unterrichts im Sinne einer
Lernwerkstatt/Lernumwelt, welche den Lernern ein konstruktiv-aktives Lernen
durch Selbstbestimmung und Selbsttätigkeit erlaubt. Innerhalb einer
Erzählwerkstattarbeit stehen den Lernen dabei verschiedene Lernsituationen und
Materialien zur Verfügung, eine im hohem Maß an persönlicher Freiheit gebotene
Wahl- und Entscheidungsmöglichkeit unterschiedlicher Sozialformen kooperativen
Arbeitens in Einzelarbeit,
Partnerarbeit
oder Gruppenarbeit,
die Möglichkeit eigener Lernzielsetzungen, die Selbstbestimmung der Bearbeitung
der Lerngegenstände (Interessenswahl und Wahl der Arbeitsform und Planung) und
die eigenständige Kontrolle in Zeitpunkt, Arbeitstempo, Arbeitsrhythmus, Stil
und Techniken der Erzählwerkstatttätigkeit.
Von hoher Bedeutung selbst entworfener und geleisteter Lern-
und Tätigkeitsergebnissen sind deren Präsentation in Form einer Aufführung
und/oder Ausstellung,
welches neben dem Üben freien Erzählens den Sinn geleisteter Arbeit
widerspiegelt und deutlich macht. Eng verbunden mit der Aufführung und/oder
Ausstellung ist die Methode Feste und
Feiern, mit Hilfe dessen abschließend die geglückte
Aufführung/Ausstellung als eigenständiges Projekt (separater Planung und
Durchführung) zelebriert werden kann. Ein Zusammenschluss von Aufführung,
Ausstellung und Feste und Feiern ergibt sich dabei in Erzählfesten. Eine andere
Möglichkeit der Darstellung von Geschichten stellt das Internet, in Form der
Internetpräsentation, zur Verfügung. Hierbei kann in Form einer Computerwerkstattarbeit
bzw. in Kooperation (übergreifend) von Bestandteilen einer Computerwerkstatt
z.B. der Umgang/die Handhabung von Internetveröffentlichungen und/oder der
Audio-Aufnahme von Erzählbeiträgen in MP3-Format und dessen Bearbeitung
werkstattübergreifend aktiv erlernt werden. Denkbare
Computerwerkstatttätigkeiten ergeben sich dabei in der Methode der Biografiearbeit
(Erinnerungsarbeit), wo mit Hilfe des narrativen Interviews Erzählungen
erhoben, diese mit Hilfe einer Audi-Aufnahme gesichert und gesammelt und im
Weiteren Vergehen bearbeitet (geschnitten etc.) und reflexiv erörtert werden
können.
In größer angelegten Projektarbeiten,
in denen z.B. eine Aufgabe/ein Problem in Form des Kreierens einer eigenen Geschichte
selbständig bearbeitet und das gesamte Projekt, von der Planung über die
Durchführung bis zur Präsentation/Ausstellung der Ergebnisse, von den Lernern
organisiert werden soll, verhilft die Methode des Wochenplan
in der Strukturierung einzelner Arbeits- und Aufgabenfelder, die abzuarbeiten
sind. Hierbei dient z.B. das
>>Erzählmodell der Heldenreise<< mit seiner vordefinierten
Phasenunterteilung als Richtschnur
und als eine von vornherein spezifisch angelegte Organisationshilfe, um die
jeweiligen Methoden Brainstorming,
Clustering
und/oder die Methode des Mind-Map
als Ideen Sammlung und Planung zieldefinierter einzusetzen. Hierbei dienen z.B.
Fantasiereisen,
als potenzieller Bestandteil einer Zukunftswerkstatt
(leicht differenzierte Form zu anderen Werkstätten), in der sowohl auf
vorhandenes Wissen als auch auf fantastische Ideen zurückgegriffen wird
(Narratives Denken: Was wäre wenn…?, um sich darüber der Planung für die
Umsetzung hinzugeben - logisch-wissenschaftliches Denken bzw. argumentatives
Denken: Wie müssen wir vorgehen, was müssen wir tun um…?) [Die Methode der Fantasiereisen kann als integrierter
Bestandteil bzw. als integrierte Variante der Methode des Erzählens aufgefasst,
und im Weiteren sowohl zur Entspannung als auch zur Ausbildung/Förderung von
Vorstellungskräften eingesetzt, werden]. Im Sinne der Methode Einstieg/Ausstieg
kann das Ergebnis der gemeinsamen Zielformulierung als Einstieg (im Anschluss
des Brainstorming, Clustering oder Mind-Map) oder als Ausstieg (Abschluss) das
Ergebnis des Projekts/Projektverlaufs in allen ihren Aspekten der Inhalts- und
Beziehungsebene anhand der einzelnen >>Phasen des Erzählmodells<<
als Geschichte formuliert erzählt werden [Weiteres: In der Projektmethode Storyline
wird ein Thema in eine relativ in sich geschlossene Geschichte eingekleidet, um
eine bedeutungsvolle Lernumgebung für zusammenhängende Lerninhalte zu
schaffen].
Als integraler Bestandteil einer Erzählwerkstatt zählt das
Erzählregal, welches als ein Ort voller Materialien zum eigenen
Geschichtenkreieren etc. geltend gemacht werden kann. Über das Arbeiten/Lernen
mit einem Erzählregal kann die Bandbreite an Methoden und Techniken, wie z.B.
die des Recherchierens oder die des Anlegen und Betreiben eines Portfolio,
welches Lernerfolge in Form von Lernergebnissen als Lernfortschritte
anschaulich dokumentiert und den Lernern jederzeit zur Verfügung steht, erhöht
(z.B. im Ansatz oder in Vollendung kreierte Geschichten) und damit vonseiten
der Lerner Methodenkompetenz erworben werden (Metakognition
beschreibt das eigene Wissen und die eigene Erkenntnis über das eigene Lernen
und lässt die Strategie, wie ein Lerner am besten lernt, und wie er dieses
Lernen für sich und für andere beschreiben kann, bewusst werden). Zusammengenommen
können die Erzählwerkstatt und das Erzählregal im Sinne der Atelierarbeit
als eine räumliche und materielle Gestaltung des Klassenraums, in Form einer
aktiven Teilnahme und demokratisch angelegter Teilhabe Seitens der Lerner, die
sich unter Mitbestimmung der Form und des jeweiligen Regelwerks am
Aufbauprozess beteiligen können, ausgemacht werden [Demokratie
im Kleinen]. Neben dem demokratischen Auf- und Ausbau eines
Erzählregals, können die Lerner im Weiteren über den Aufbau eines Erzählkreises
und dessen Regeln, wie auch über das Errichten und Führen einer Erzählwerkstatt
und dessen Elemente, d.h. über eine konsequent gestaltete Lernumgebung,
(mit-)entscheiden. Eine Erzählwerkstatt kann hier, als Beispiel gegeben, nach
einem im Vorfeld festgesteckten und eingeübten Plan spontan/nach Bedarf
innerhalb der Klassenräumlichkeit durch Tische und Stühle verrücken etc.
installiert (gestaltet) und deinstalliert (rückgestaltet) werden. Hierbei
können sich die Lerner z.B. an der Standortbestimmung des Erzählregals, einer >>Erzählprobeecke<<,
einer >>Rückmeldeecke<< und des Computers als integraler
Bestandteil eines Erzählregals etc., mitbestimmend beteiligen.
Im Sinne >>kontextunabhängigen Sprechens<<
(Erzählen) verhält sich die Methode des Erzählens ebenbildlich zur Methode des
szenischen Spiels [Szenisches
Spiel] (in der Ausarbeitung als >>Erzählen im weiteren
Sinn<< beschrieben), wobei das szenische Spiel im Weiteren, und hierbei
nicht primär des Erzählen Willens, sondern eher theaterpädagogisch ausgerichtet,
und damit verstanden als Darstellung und Deutung sozialer Situationen,
Haltungen und Beziehungen der darin handelnden Menschen und der Aufarbeitung
gemachter Erlebnisse der Spieler und Beobachter eine Querverbundenheit zum Psychodrama
und zum Rollenspiel
aufweist.
Im Sinne der Methode des Wandertags
und der Erkundung
können diese mit Hilfe von Geschichten vorbereitet und/oder im Anschluss anhand
gemachter Erfahrungen, gewonnener Erkenntnisse und dem Erleben (Erlebnisse)
abgeschlossen, nach- oder aufbereitet werden.